Hallo Kollegen!
Erst einmal ganz herzlichen Dank an den "Archivar", daß er diesen Beitragsfaden restauriert und bearbeitet hat. Somit steht er hier wieder zur Verfügung, und ich kann Euch den weiteren Werdegang meiner Bellos zeigen..
Zuerst eine Antwort auf Saschas Frage zur 44 9116:
Bei meinem Quellenstudium bin ich darauf gekommen (auch ich habe das EK-Bändchen "Thüringen") , daß die 44 9116 mindestens einem Tendertausch unterzogen wurde. Im Buch Weisbrod/Brozeit "Baureihe 44" ist ein Bild auf Seite 80 zu sehen, welches die Lok mit einem Einkammer-Kohlenstaub-Wannentender zeigt. Hier ist sie noch mit dem Symbol der "Jungen Pioniere" geschmückt. Die üblichen Windleitbleche sind erst in den sechziger Jahren montiert worden. Entgegen meiner Annahme, die 44 116 sei mit einem Nachbaukessel ausgerüstet worden, muß ich mich korrigieren- die 9116 hat bis zum Ende immer einen alten Kessel mit Speisedom besessen. Das macht den Umbau zur Staublok einfacher...Nach meinen Unterlagen ist die Lok jedoch mit einem Kessel ausgerüstet worden, der einen geschweißten Hinterkessel besaß. Das ist jedoch für den Umbau irrelevant, da dieser äußerlich nicht von den genieteten Hinterkesseln zu unterscheiden ist. In groben Zügen, werde ich hier die notwendigen Arbeiten beschreiben: Als erstes wäre zu klären, mit welchem Tender die Lok auszurüsten ist,bzw zu welchem Zeitpunkt die Lok eingesetzt weren soll. In den ersten Erhaltungsabschnitten war sie wie gesagt mit einer Wanne, später mit einem Kohlenstaub-Umbautender 2´2´T34 ausgerüstet. Mit diesem war sie bis zur Ausmusterung ausgerüstet. Für den Umbau würde ich eine Lok der zweiten Serie (mit brünierten Rädern, ohne Kardan) in der Ausführung DRG wählen. Damit werden wesentliche Arbeiten am Kessel stark vereinfacht. Der DRG-Kessel verfügt über die Pumpennischen in der Rauchkammer, die typischen Pumpen sind auch vorhanden. Hier ergibt sich auch gleich die Möglichkeit der Ausrüstung mit dem Kastentender. Der Umbau ist recht unproblematisch, da der Kohlestaubbunker als Ersatzteil bei APC erhältlich sein dürfte. Schwieriger wird es dann schon bei der Wanne- hier gibt es erst einmal zwei unterschiedliche Bauformen, den Ein- und den Dreikammertender. Diese sind schon am Bunkeraufbau zu unterscheiden. Für beide hatte SEM Umbausätze, die jedoch aktuell ausverkauft sind. Diese Umbaustze waren für den Wannentender von Gützold vorgesehen (dem einzigen maßstäblichen Wannentender). Hier sind die auszuführenden Arbeiten aber deutlich umfangreicher. In den Laufeigenschaften nehmen sich Gützold- und roco-Tender aber nichts. So daß die Traktion und Laufruhe kein Auswahlkriterium sein können. Eher schon der Geldbeutel und personliches Gusto.Auf die anfallenden Arbeiten werde ich dann eingehen, wenn die Lokomotiven (um)gebaut werden. Die Lok sind für etwa 100,- Euronen in der Bucht zu bekommen, die aktuelle Lok liegt bei etwa EUR 260,- im Straßenpreis und ist auch als Kohlenstaublok erhältlich. Ein Umbau ist aber aufgrund der Schwächen des Modells lohnenswert.
Aktuell sind die Bello nur im Projektstadium. (Jumbo war im Osten nicht wirklich gebräuchlich...)
Nun aber ein wenig Teileschau und einige Bemerkung zu Fahrwerk und Rädern. Aber auch ein Modell meiner Öl-44 wird zu sehen sein.
Seit Mitte der achtziger Jahre ist das Modell der BR 44 in mehreren Bauserien auf dem Markt. Für die damalige Zeit ein hervorragendes Modell mit ausgezeichneter Detaillierung.


Hier ein Modell der ersten Serie in der Ausführung der ÖBB
Die Kesselarmaturen sind weitestgehend als Steckteile ausgeführt. Dies ist Fluch und Segen zugleich. Fluch deswegen, diese Teile sind im Gegensatz zum Lokomotivkörper nicht lackiert und "leuchten" durch ihren Plastikglanz. Segen, weil es eben Steckteile sind die problemlos entfernt werden können. Aber eben auch die hervorragende Detaillierung ermöglichten- m.E. waren es die ersten freistehenden Teile bei Großserienlokomotiven. Für den Modellbahner mit Interessengebiet DR (Ost) gab es aber nur das Modell der Kohlegefeuerten Lok. Die Öllok ist erst mit der dritten Bauserie erschienen. Hoffnungen, daß die Schwächen der mittlerweile 30 Jahre alten Konstruktion behoben werden, wurden nicht erfüllt. Im Gegenteil, der schon bei den alten Serien plumpe und in Teilen vorbildfreie Rahmen wurde deutlich verschlimmbessert. Auf die Schwächen soll im weiteren eingegangen werden. Bei mir entstand der Wunsch, eine Öllok der DR zu besitzen- dieser Wunsch konnte aber nicht aus dem Sortiment erüllt werden. So blieb nur der Umbau. Das hier vorgestellte Modell ist noch vor der 43 007 entstanden und in einigen Details nicht korrekt ausgeführt. Also ist auch dieses Modell als Handmuster zu betrachten, welches aber im Anlagenbetrieb einsetzbar ist. Als erstes ein Vergleich derr alten mit der umgebauten Lok:

Der Umbau war gar nicht so spektakulär, und ist auch nicht bis zur letzten Konsequenz ausgeführt worden. Die Kesselausrüstung blieb unangetastet, die Pumpen an der von roco vorgesehenen Stelle. es wurden lediglich neue Windleitbleche, der Dachlüfter auf dem Führerstand und der Ölbehälter auf dem Tender zugerüstet. Ebenso die typische- vor der Schürze liegende Leitung der Öllok. Um den Eindruck der Öllok zu erreichen, wurde das Schrägblech under der Rauchkammer entfernt und neue Weinert-Tritte eingefügt. Eine Lackierung, Alterung und Beschriftung (mit weinert-Schildern) vollendete den Umbau. Am Tender ist noch ein Teil der sichtbaren Bremsausrüstung (von weinert) nachgerüstet worden, allerdings um 90° verdreht.

Hier einmal die Lok in voller Breitseite, auf den nächsten Bildern mal ein paar Nahaufnahmen von Lokführer- und Heizerseite. Dabei ist deutlich zu sehen, daß an der Lok nicht allzuviel passiert ist. So fehlen beispielsweise die beiden Heißdampfleitungen mit den Abstellventilen für die Ölzerstäubung.


Durch die Winleitbleche wird das typische Erscheinungsbild der DR-Lok erreicht. Die Windleitbleche sind von einem BR41-Kessel von piko. Mittlerweile sind diese, wie auch einige andere Teile bei weinert erhältlich. Der Ölbehälter entstammt einem Öltendergehäuse von piko. Nach groben Aussägen aus dem Tendergehäuse wurde der Behälter auf die Ebene der Wasserkastendecke abgeschliffen und auf den Wasserkasten des roco-Tenders geklebt. Einige Feilenstriche waren auch hier nötig, bis alles passete. Mit Stabilit express(R) wurde alles verklebt. Die freistehenden Griffstangen, die zuvor demontierte Leiter und der Trittrost auf dem Ölbunker wieder eingeklebt. Damit war die Lok eigentlich für Probefahrt und Lackierun/Alterung fertig. Einige Zeit später wurde noch ein Lenzdekoder "implantiert".
Nun aber zu den Schwächen der roco-Konstruktion und den daraus erfolgten Umbauten, da wären als erstes mal die zu hohen Radreifen der NEM-Radsätze. Bei meinen Umbauten habe ich sie teilweise beibehalten, bin aber nicht so recht glücklich:

deutlich sind die NEM Radreifen zu sehen, auf die, so meinte ich, im Betrieb auf Vereins- oder Anlagen von Freunden verzichten konnte. Ein Radreifernprofil nach RP25 ist ein guter Kompromiss. Ein Modellbahnkollege hat mir einige Radsätze überdreht. Das Ergebnis sieht dann so aus.

Hier handelt es sich um Radsätze der zweiten Serie, die für ein weiteres Modell der BR43 vorgesehen sind. Im folgenden Bild sind die Unterschiede der unterschiedlichen Bauserien sichtbar. Bei der zweiten Serie ist der Kunststoff härter, die Speichen zierlicher und der Radreifen weitgehend im Felg verschwunden. Der schwarze und der erste Treibradsatz entstammen einer Lok der ersten Bauserie.

Noch eleganter sind latürnich Finescale-Radsätze (hier die nicht mehr erhältlichen Tauschradsätze von MP). Für eine Güterzuglok finde ich sie schon fast zu filigran.

Das größte Manko der roco-Lok ist bei der Verwendung dieser Radsätze zu sehen. Der in weiten Teilen vorbildfreie Rahmen, der in der aktuellen Ausführung noch schlimmer aussieht. Wie man deutlich sieht, fehlen hier sämtliche Rahmenfenster, ein Charakteristikum der Barrenrahmen. Das Ausfräsen der Rahmenfenster ist zwar prinzipiell möglich, wird aber durch das Material (Zinkal mit einem hohen Anteil an Aluminium) und der Form (Absätze in Höhe der ersten und letzten Kuppelachse) erschwert. Um ein vorbildgetreues Aussehen reicht es eben nicht,nur die Radsätze zu tauschen, dadurch wird die Lokomotive zur Karikatur, sondern hier muß ernsthaft Hand an den Rahmen angelegt werden. Dazu gibt es in diesem Fall mehrere Möglichkeiten. Eine Möglichkeit wäre das erwähnte ausfräsen der Rahmenfenster,macht aber, wie sich beim Herstellen des Durchbruchs bei der BR43 (oberhalb der Bremswelle, s.o.) herausgestellt hat, einige Probleme. So setzten sich die Fräser ständig zu, so daß sie abbrachen. Eine weitere Möglichkeit wäre der Umbau des revell-Rahmens (für die BR43), da dieser weitgehend maßstäblich und gut detailliert ist. Die hierbei auftretende Schwierigkeit ist die Herstellung der Konturen in der Querebene und die Anordnung der Achslager. Hier mal ein Bild des unbearbeiteten revell-Rahmens:

Die Detaillierung ist sehr schön zu sehen, aber eben auch, daß es sich hier um ein Kunststoffstandmodell handelt. Die entgültige Lösung wird sich nach dem Bau eines Urmodells aus dem Kunststoffteill ergeben. Die letzte Variante wäre die Verwendung des weinert-Rahmens (für die BR44). Dieser ist aus Messing geätzt und bereits gekantet. Ein Detaillierungsblech stellt die Schraubenköpfe und Anbauteile dar. Die Verwendung der roco- oder günther-Zylinderblöcke ist damit aber nicht mehr möglich. Der Rahmen ist nämlich durchgehend 11mm breit. Im Bereich des Vorschuhs und Zylinderblock wäre eine Breite von 15mm wünschenswert. Auch im Bereich des Hinterrahmens wäre es dem Aussehen nicht abträglich, wenn der Rahmen etwas breiter wäre. Dabei kämen die Räder näher an die Rahmenwangen. Die letzte Achse ist sowieso nicht seitenverschiebbar.


Wie der Rahmen nachher aussehen wird, werden Versuche ergeben müssen, um einen Kompromiss in Betriebssicherheit und modellmäßiger Wiedergabe zu erreichen. Im nachfolgenden Bild ist noch einmal die Wirkung von Großserien- und Finescale-Radsätzen zu sehen. Gleichzeitig fällt jedoch auf, wie plump die Rahmen wirklich sind. Auf der Linken Seite ist der roco-Zylinderblock der BR44 auf der rechten Seite der Zylinderblock des Güntherbausatzes zu sehen. Dieser Zylinderblock ist aber noch nicht verputzt, deswegen steht er schief auf dem Rahmen. Der Zylinderblock der roco-Lok scheint zu klein zu sein. Dazu werde ich diesen einmal vermessen und ggf durch ein weinert- oder Eigenbauteil ersetzen.

Abschließend noch ein paar Worte zu den Radsätzen- immer wieder lese ich von Pizza-Schneidern, sicherlich sind die NEM-Spurkränze zu hoch und auch die Radreifen zu breit. Deswegen aber ein MOdell zu verteufeln ist nicht zielführend. Ebensowenig zu denken, der Tausch der Radsätze gegen Rp25 oder feiner mache ein Modell vorbildgetreuer. Das Gegenteil ist eher der Fall. Denn damit werden die normen- und produktionsbedingten Kompromisse noch deutlicher. Bei Wagen kanndaher der Radsatztausch zu weitreichenden Umbauarbeiten an den Fahrwerken führen, die dann oft den Wert des Wagens weit übersteigen. Zum Beispiel müßten dann Achshalter geändert, die Bremsbacken in Radlaufebene und die Bremsdreiecke angebracht werden, will man keine Karikatur schaffen. Am Langträger fehlen meist Bremsgestängeumsteller und auch die Bremsausrüstung ist nur als Halbrelief dargestellt. Für einen Wagen im Anlagenbetrieb mag dies noch angehen, in der Vitrine ist dies nicht mehr tragbar. Deswegen bitte ich um eine differenzierte Betrachtung beim Radsatztausch- den ein Fahrzeug wird nur bei vollständiger durcharbeitung des Fahrwerkes besser. Ein Radsatztausch auf Radsätze mit niedrigen Radreifen und breiten Radreifen ist hier nur ein Kompromiss, der den Gesamteindruck des Wagens beibehält. Bei der Entwicklung eigener Fahrzeuge kann man diese Kompromisse deutlich verringern. Muß sich aber schon in einem frühen Entwicklungsstadium im Klaren sein, wohin die Reise gehen soll... Dabei ist m.E. RP25/code88 ein gängiger Kompromiss.
Ich hoffe, daß ich Euch mit meinen Ausführungen gelangweilt habe- im nächsten Teil gibt es dann ein paar Worte und Fotos zu Kessel/Umlauf und Führerstand. Aber auch dem Vergleich einiger Hersteller, welche Lokomotiven der BR 44 herstellen.
Ich wünsche einen schönen Abend und viele Grüße aus Jena
Christian