Hallo Forumisti!
Danke für den herzlichen Empfang hier im Forum. Und ich möchte mich dafür entschuldigen, daß ich den Umbau nicht genauer beschrieben habe. Allerdings ist der Umbau auch schon eine Weile her. Also werde ich mal versuchen, die wichtigsten Schritte zu beschreiben.
Erst einmal ein Blick in meine Bastelecke, die nur wenig größer ist eine Telefonzelle:

Gern verrate ich meine Vorgehensweise, es ist ja schließlich kein Firmengeheimnis. Und mit schwarzer Kunst hat es auch nichts zu tun. Hoffentlich habe ich es jetzt so anschaulich beschrieben, daß es nachvollzogen werden kann. Wenn Unklarheiten bestehen, einfach fragen. Ich habe damit überhaupt kein Problem, aber übersehe manchmal Details, die mir normal erscheinen.
Für den Umbau der 56 benötigt man als erstes Fotos des Originals- am Besten von beiden Seiten.In meinem Falle war es so, daß ich zwar jede Menge Bilder aus der Otte-/ Grundmannsammlung auf dem Dampflokfest in Dresden gekauft hatte. Aber es waren immer wieder verschiedene Lok. Am Ende ergab es sich noch ein Foto von der Heizerseite der 2130 zu bekommen. Da war aber auch schon der gravierenste Fehler passiert, aber dazu später…
Hier mal eine Liste der benötigten Teile:
eine Tauschradsatzgruppe von Gützold (wenn es sich bei der umzubauenden Lok um eine aus der Vorwendeproduktion handelt), die Bestellnummer steht auf dem Ersatzteilblatt. Wenn dieses nicht zur Verfügung steht einfach mal bei Gützold anrufen/ -mailen. Die Mitarbeiter sind sehr kooperativ.
Dann noch einige Weinert –Teile, alternativ Reitz-Teile. Die Liste füge ich noch an.
Die Teile von weinert habe ich beim Lokshop bestellt, es geht natürlich auch bei Weinert oder Hesse. Der Lokshop hatte für mich den Vorteil, daß ich die Teile online bestellen konnte. Die Reitzteile habe ich direkt bei Reitz bestellt.
Weiterhin ist noch etwas Draht in verschiedenen Stärken (0,3; 0,5; 0,7-8 mm) und eine alte CD-Hülle (für die Verglasung der Führerstandsfenster) sowie Grundierung/Farbe aus der Sprühdose oder für die airbrush-Pistole notwendig. Hier ist jedem sein persönlicher Favorit überlassen, es ist nur darauf zu achten, daß es sich nicht um Nitrolacke handelt. Damit würden die Kunststoffteile der Lok irreparabel zerstört.
An Werkzeugen ist nicht allzuviel notwendig- ein paar Schraubendreher, Rund- und Spitzzangen, Laubsägebogen und ein nicht zu feines Sägeblatt (Für die Fensterverglasung) , ein paar Nadelfeilen, etwas Schleifpapier; eine Schieblehre und ein paar Schaber (ggf auch ein paar Rasierklingen). Damit kann es eigentlich schon losgehen.
Erstmal ein paar Nadelfeilen,

Zangen,

Als erstes wird die Lok demontiert. Hier ist darauf zu achten, daß weder Gegenkurbel noch die Kuppelzapfen abgebrochen werden. Sie müßten dann zusätzlich bei Gützold bestellt werden. Zur Demontage wird die Schraube im Rahmen gelöst, Fahrwerk und Aufbau getrennt. Die Rauchkammertür (ggf mit dem Türring, ist meist nicht besonders gut eingeklebt) wird aus dem Kessel und wenn möglich auch der Führerstand entfernt. Die zu ersetzenden Teile der Kesselverrohrung werden ebenso von der Lok entfernt. Wenn sich Umlauf und Kessel trennen lassen, werden auch diese Teile voneinander getrennt. Das vereinfacht die weiteren Arbeiten ungemein. Mit einem Schaber werden die am Kessel angespritzten Leitungen entfernt.Ich verwende dazu einen Schaber, den ich aus einer abgebrochenen Nadelfeile geschliffen habe. Damit sich die Angel der Feile nicht in den Handteller bohrt, habe ich ihr noch ein altes Feilenheft spendiert.


Dabei ist so vorzugehen, daß möglichst wenige Beschädigungen am Kessel auftreten. Alles was nicht beschädigt ist, muß später nicht verspachtelt werden. Die Schmierleitungen (das sind die breiten Leitungen im unteren Drittel auf der Heizerseite), die Bläserleitung (die im Bereich der Rauchkammer geknickte Leitung, ebenfalls Heizerseite), die beiden krummen Leitungen im Bereich der Rauchkammer unterhalb der Lichtmaschine (Heizerseite) bleiben stehen, ebenso die Kesselringe (die beim Vorbild das Kesselblech auf dem Kessel verspannnen.
Hier erstmal der fertige Kessel

die Rot markierten Leitungen bleiben stehen, die Grün markierten Stellen sind die neuen Dachhaken und die Griffstange am Führerstand

Auf der Lokführerseite werden die Pyrometerleitung und die Schieberkastenmanometerleitung stehen gelassen, das sind die beiden Leitungen in Höhe des Führerstandsfensters, die bis zu den vorderen Tritten führen.
wiederum erstmal der fertige Kessel

und noch einmal die markierten Leitungen auf der Lokführerseite

Die Waschluken an der Feuerbüchse und der Dampfentnahmestutzen oben auf dem Kessel bleiben stehen.. Bei Verwendung der Reitzteile kann auch die Glocke entfernt werden. Nach dem Entfernen der Armaturen und Leitungen werden alle Beschädigungen des Kessels verspachtelt und verschliffen. Dann wird der Kessel ganz dünn (!) mit Grundierung gespritzt. So können alle Unebenheiten besser beurteilt werden. Dieser Vorgang ist bis zur Zufriedenheit zu wiederholen. Jetzt kommt der eigentlich schwerere Teil, die Ausrüstung der Lok. Dabei gehe ich so vor, daß ich wenn irgend möglich, Übersichtsfotos von beiden Seiten anfertige. Dazu noch jede Menge von allen wichtigen Details. Ist dies nicht möglich, versuche ich Loks nachzubilden, von denen ich wenigstens (gute) Übersichtsfotos habe. Diese scanne ich, und drucke sie mir größer aus, da ich in meiner Bastelecke keinen Rechenknecht rumstehen habe (noch nicht). Beim entfernen der Armaturen habe ich mir die Lage der Armaturen mit einem kleinen Bohrer markiert (0,5mm). Nach dem Verspachteln der Beschädigungen werden diese Bohrungen aufgebohrt. Bei an anderer Stelle als beim ursprünglichen Modell angebrachten Armaturen zeichne ich mir die Stellen an, und zwar indem ich ein Dreieck vertikal und horizontal auf die Fotos lege. Dabei ziehe ich Linien zu markanten Stellen. Diese werden dann auf das Modell übertragen und vorgebohrt. Die Bestückung erfolgt nun von unten nach oben, d.h. die dem Kessel am nächsten liegenden Leitungen zuerst. Anhand der Fotos werden die Biegungen nachvollzogen. Bei der BR 56 gibt es Lok mit einem und zwei Sandfallrohren, die 2130 hat jeweils nur ein Rohr je Seite. Dazu habe ich die Sandfalldüsen einfach in der Mitte zersägt, dabei ist darauf zu achten, daß der Zapfen zur Montage stehenbleibt (zumindest teilweise). Die Sandfallrohre habe ich dann mit einem Lötkolben in die Bohrungen des Feingußteils eingelötet. Kleben geht natürlich auch. Vorher habe ich die Schellen am Kessel eingeklebt und das Rohr und die Düse „trocken“ am Modell montiert. Nach mit den Fotos übereinstimmendem Eindruck habe ich dann alles festgeklebt. Dazu habe ich „Stabilit express“ ® verwendet. Diesen habe ich mir in „homöopathischen“ Dosen für ein oder zwei Klebungen angemischt . Sekundenkleber geht auch- ich bin aber kein Freund davon. Ich verwende Zyanoacrylat nur zum fixieren. Fehlende Leitungen habe ich nach den Fotos angefertigt und montiert. Am Führerstand habe ich dann die Dachhaken durch die Weinertteile ersetzt und die angespritzte Griffstange (die bei einigen Serien einen arg großen Spritzgrat aufwies) abgeschabt verspachtelt. Die Grifftstangenhalter ohne Ansatz nehmnen die neue aus Draht gefertigte Griffstange auf. Die am Vorwärmer zusammengeführten Leitungen habe ich aus Kupferdraht miteinander verlötet. Ansonsten wurden alle Leitungen in die Bohrungen der Armaturen gesteckt und eingeklebt. Diese Bohrungen sind aber nur wenige Zehntel Millimeter tief. Auf der Lokführerseite wurden die fehlenden Leitungen unter dem Umlauf und Führerstand angefertigt und angeklebt (bei der Demontage für diesen Beitrag ist jedoch ein Halter abgebrochen. Da die Lok sehr leicht ist, habe ich in Rauchkammer und Feuerbüchse Bleikugeln (Luftgewehrkugeln) eingeklebt, damit verbessern sich die Laufeigenschaften wesentlich. Hier ist aber auszuprobieren, wieviele Kügelchen eingeklebt werden. Bei einer zu großen Last laufen die Achslager aus und der gesamte Rahmen ist Schrott.Nach dieser Übung wird die Rauchkammertür wieder in den Kessel geklebt. Ich habe darauf verzichtet, die Tür öffnen zu können. Ist sowieso Blödsinn, da an der Tür die Reste der Vorreiber angespritzt sind.
Auf dem Laufblech vor dem Zylinderblock wurden die, für die Baureihe typischen Griffe montiert.

Das Fahrwerk wurde vollständig demontiert, hierbei ist darauf zu achten, daß das Federblech zwischen der zweiten und dritten Kuppelachse nicht verloren geht. Davon ist die Stromabnahme beeinflußt. Stromabnahme: die Kontaktfedern sind bei der De- und Montage mit „Sie“ anzureden, denn wenn diese verbogen werden, ist eine stundenlange Justierung nötig… Besonders wichtig ist, daß bei der Montage die Stromabnahmefedern nicht verbogen werden (s.o.) Die Kupplungsdeichsel muß genau zwischen die Federn im Rahmen montiert werden, anderenfalls kann sie sich nicht bewegen. Das Federchen sollte auch nicht verloren gehen. Das Gezumpel für die Beleuchtung wird entfernt (meine Loks fahren nur am Tage). Somit wäre die Lok zur Grundierung und Lackierung fertig. Diese erfolgt bei mir immer mit der Spritzpistole. Als erstes eine Grundierung- diese habe ich sehr weit verdünnt (in diesem Fall hatte ich die Revell-Lacke verwendet, die Grundierung aus der Sprühdose.) Die Grundierung habe ich in ein kleines Gläschen gesprüht, mit einer Pipette Verdünnung zugegeben. Nach dem die Grundierfarbe aussah, wie Katzenmilch, habe ich sie versprüht. Aber noch nicht deckend. Vorher aber mal an einem Rest üben, denn wenn die Oberfläche aussieht , wie Sandpapier, ist die Farbe zu trocken versprüht. Diesen Vorgang habe ich so lange wiederholt, bis ich einen gleichmäßigen Farbauftrag erzielt habe. Jedes Mal gut trocknen lassen. Nach Lackieren der Lok/Tender wird die Beschriftung angebracht. Nach heutigen Kenntnisstand würde ich nach dem Ansetzen der Schiebebilder die Lok komplett mit Hochglanzlack lackieren. Hinterher dann nochmal mit Mattlack- damit sind nachher die Schiebebilder nahezu unsichtbar. Die Beschriftung ist noch von Spieth… Die Eigentums-, Nummern- und Beheimatungsschilder werden entweder selbst geätzt, oder wenn es sich lohnt, bei Kuswa bestellt. Die Fenster aus CD-Hüllenmaterial ausgesägt, eingepaßt und mit Nitroverdünnung eingeklebt. Dazu verwende ich einen leicht abgeplatteten Kupferdraht, um die Verdünnung feinst in den Klebespalt zu applizieren. Ggf werde ich hier mal eine Insulinkanüle ausprobieren. Danach kann die Montage erfolgen.
Ein Blick in den nicht weiter zugerüsteten Führerstand

Noch einige Worte zum Lackieren, ich verwende bei Kunststoffmodellen nur die Döschen von Revell (nicht die wasserlösliche Farbe). Nach der Grundierung wird die ebenso verdünnte Farbe versprüht. Hierbei sind es bei mir in der Regel so zehn bis zwölf Lackiergänge bis zur vollständigen Deckung. Wichtig ist, daß der Lack auch in alle Ecken kommt. Die roten Luftbehälter der BR56 habe ich mit RAL3002 mit dem Pinsel lackiert. Dabei eine nicht hundertprozentige Deckung erzielt, was der Alterung nicht abträglich ist. Ebenso Laufblechkante und Tritte/Leitungen unter dem Umlauf und Führerstand.
Fahrwerk und Rahmen ist ebenso nach der Grundierung , schwarz lackiert worden. Die Rahmenoberseite mit einem Gemisch aus Rot und Schwarz. Dabei ist ein Braunton entstanden, der dem Braun der in den achtziger Jahren lackierten Dampflokfahrwerke (bei der DR) entspricht.
Ein Blick auf den Rahmen

Nach gutem Durchtrocknen habe ich den Rahmen und die Räder mit RAL3002 auf den schwarzen Untergrund gespritzt. Damit leuchtet das Rot nicht so sehr. Der letzte Arbeitsschritt ist noch das Altern der Lok. Ebenso habe ich bei den Tenderteilen verfahren, nachdem ich den gesamten Tender „entkernt“ und entfettet habe. Gleichzeitig habe ich den alten Gützoldmotor durch einen Mabuchimotor ersetzt.


Allerdings ist die Befestigung auch eher provisorisch und ich bin heute auch nicht mehr so recht glücklich damit- aber so lange es hält. Die bessere Alternative ist natürlich der Umbausatz von SB-Modellbau. Ein Einfach-roco-Decoder soll den Motor zügeln. Das funktioniert aber nur mäßig, vielleicht hilft es schon die Lastregelung auszuschalten. Das eigentliche Problem dieses Decoders ist aber nur der begrenzte Adressumfang. Er beherrscht nur zweistellige Adressen, bzw. die „langen“ sind nicht dokumentiert. Ich bin auch nicht so der Decoderfuzzi, ein Freund hilft mir beim Parametrieren. Oder bringt meine „verkurbelten“ Decoder auf die Beine…
Vor dem Altern werden am Tender noch die verbliebenen Restarbeiten, wie das Einbauen des Schürgeräterohres und eine Bekohlung mit Echtkohle abgeschlossen. Der Decoder soll auch noch durch einen anderen mit „langen“ Adressen ersetzt werden. Damit steht einem Einsatz nichts mehr im Wege.
Jetzt möchte ich noch auf den oben hingewiesenen Fehler aufmerksam machen. Meine Lok hat einen auf der Lokführerseite unter dem Führerstand angebrachten Tragrahmen für Owala. Diesen Rahmen hatte ich angefertigt, nachdem ich diesen Rahmen bei vielen 56ern gesehen hatte. Ausgerechnet die 2130 hat ihn nicht. Ich lasse ihn aber trotzdem dran, da ich sonst den Führerstandsumlauf zerstören würde. Alternativ wäre noch die Suche nach einer anderen Lok mit diesen Baumerkmalen, Speisedom, Speisepumpenanstellventil in der Feuerbüchsenseitenwand und eben diesem Tragrahmen…
Da ich diesen Umbau vor DSL und nur mit einer mäßigen Digitalkamera ausgestattet, ist er auch bei weitem nicht so gut dokumentiert, wie zum Beispiel meine im Bau befindliche Ok22 oder die m+f BR 41 080. Hoffentlich ist dieser Umbau jetzt etwas besser nachvollziebar.
Hoffentlich habe ich euch nicht gelangweilt,
Viele Grüße und ein schönes Wochenende wünscht
Christian