Hallo Kollegen,
und wieder gibt es ein Blick in meine Bastelbude.
Wie ich breits erwähnt habe, konnte ich vor einiger Zeit einen, aus Messing gefrästen Stangensatz, erwerben. Allerdings bestand dieser lediglich aus Kuppel- und Treibstangen,

so daß die Teile der Steuerung aus Messingprofilen angefertigt werden mußten. Meine Vorgehensweise habe ich hier: https://www.drehscheibe-online…456,10151617#msg-10151617 beschrieben.
Zunächst wurde der Weinert-Kreuzkopf mit einer M1- Schraube an der Treibstange befestigt- die Mutter wurde verlötet und auf eine Dicke von etwa 0,3Millimeter abgefeilt.
In meinem Bestand befand sich eine ausreichende Anzahl von bundschrauben mit einem M1,4 - Gewinde. Allerdings hat sich der Bund als zu kurz erwiesen, so daß die Kuppelstangen zwischen Rad und Schraubenkopf eingeklemmt wurden. Deswegen mußten neue Kuppelzapfen hergestellt werden. Diese habe ich aus einem Zylinderstift (3m6 x 25) gedreht und mit dem Kernloch für M1,2 ausgebohrt.

Das Gewinde habe ich "frei Hand" geschnitten. So ist ein feinfühligeres Gewindeschneiden, als in der Maschine möglich.

Um auch die letzten Späne aus dem Gewinde zu bekommen- habe ich dann noch einmal das Gewinde von der Rückseite nachgeschnitten.

Somit waren die Zapfen- wie hier: https://www.drehscheibe-online…456,10204349#msg-10204349 beschrieben, für die Montage fertiggestellt.
Meine Werkstatt-Trolle haben mich auch nicht geärgert- alle heruntergefallenen Teile habe ich nach kurzem Suchen wiedergefunden- und auch die Gewindebohrer sind heil geblieben- naja fast... Beim Gewindeschneiden der Treibzapfen ist mir der M1- Nachschneider (der mit den drei Ringen) abgebrochen. Beim zweiten Treibzapfen (warum habe ich hier nur zwei angefertigt?) habe ich dann die Messingschraube gegen das Ende des Gewindes gezogen, so daß auch diese abgebrochen ist.
Stück für Stück wurde das Gewerk montiert und auf Leichtgängigkeit am Fahrwerk geprüft.Zunächst wurde für die Probemontage deie Radsatzgruppe aus dem Weinertbausatz verwendet, da die vorgefertigte Radsatzgruppe noch nicht zur Verfügung stand. Dabei hatte sich jedoch herausgestellt, daß die Isolierbuchse auf dem Treibzapfen zu kurz war. Dadurch konnte zum Einen die Gegenkurbel nicht montiert werden und zum Anderen sind die Kuppelstangen hinter die Buchse gerutscht- so daß das Gewerk heftig geklemmt hat.
Als erstes habe ich den Lenkerhebel am Kreuzkopf

mit einer M0,6 Schraube

auf die eine Lagerhülse gesteckt, und mit einer Scheibe und Mutter gesichert wurde, gelagert.

Dazu wurde die Schraube mit der Lagerhülse im Kreuzkopf verlötet. Ein Stück, mit Graphit bestrichenem Papier verhinderte zuverlässig das Fließen des Lotes in die Gewindegänge der Mutter.


Nach dem Einstellen des Lagerspiels wurde die Mutter verlötet- auch hier wurde mit einem Stück Papier das Fließen des Lotes in das Lager verhindert.
Mit ein paar Feilenstrichen wurde die Dicke der Mutter verringert.

Zur Kontrolle wurde die Treibstange montiert, doch zuvor mußte die Kolbenstange noch gekürzt werden, damit sie nicht am vorderen Zylinderdeckel anstößt. Gut- ich hätte das Kolbenstangenschutzrohr auch aus einem Messingrohr fertigen können- doch soweit wollte ich den Aufwand nicht treiben. Vielleicht bei der nächsten Lok 
Erwartungsgemäß ist der Lenkerhebel auch in der vorderen Endlage nicht am Zylinder angestoßen.

Als nächstes stand die Montage des Voreilhebels an- auch hier mußte zunächst der Lagerbolzen, aus einer Schraube und einem Stück Messingrohr, angefertigt werden.

Hier das Abfeilen des Schraubenkopfes

Eine Ein-Cent-Münze verdeutlicht die Größe der Teile

Der Lagerbolzen ist etwa 0,1 Millimeter länger- als die Gabel des Voreilhebels

Auch hier dient ein Stück Papier dem Schutz des Lagers beim Verlöten.

Gelötet wurde, wie bei mir üblich mit einem Gaslötgerät mit einer katalytisch geheizten Lötspitze. Dabei wurde dasüberflüssige Lot abgewischt.

Obligat ist das Kürzen der Mutter (und der Fingernägel)


Ebenso wurde der Lagerzapfen für die Gabel der Schieberschubstange gefertigt.


Hier wird die Mutter aber erst nach der Endmontage des Fahrwerkes gesichert.

Eine Rollprobe verlief beanstandungslos. Alle Steuerungsteile bewegten sich leichtgängig.
Im Gegensatz dazu verlief die Montage der rechten Gegenkurbel nicht ganz so reibungslos. Der Lagerbolzen, mit Papierstückchen als Schutz, durch Schwinge und Gabel der Schwingenstange gesteckt und verlötet.

Das Papier gewährleistet hier das nötige Lagerspiel. Aber es verhinderte nicht, daß sich die (weichgelötete) Lagergabel beim Löten bewegte. Mit etwas Aufwand konnte doch der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt werden.
Beim Fertigstellen des Lagers habe ich dann doch noch Lehrgeld bezahlen müssen-
beim obligaten Abfeilen des Schraubenkopfes

ist mir nach dem Nachmessen (mit dem großen Augenmaß)

der Zapfen unterhalb der Unterlegscheibe abgebrochen.

Hier hatten bestimmt die Werkstatt-Trolle ihre Hand im Spiel. Bisher mußten sie alle heruntergefallenen Teile wieder hergebben. Mit einer (der einzigen) M0,6- Mutter konnten sie jedoch beruhigt werden. Der zweite Lagerbolzen konnte dann problemlos montiert werden.
Nun stand einer Probemontage des Gewerks nichts mehr im Wege.

Bis auf das oben beschriebene Klemmen der Kuppelstangen, bewegten sich alle Steuerungsteile leichtgängig.
Als letzte Arbeit mußten die (in der Beschreibung der Bauart so bezeichneten) langen Pendel der Aufwerfeisen nachgearbeitet werden.


Damit ist das Gewerk der Lokomotive weitgehend fertiggestellt.
Jetz überlege ich- ob ich die roco-Schrauben zur Befestigung der Kuppelstangen durch vorbildgetreuere ersetze. Die Kuppelzapfen der Modellbahn-Manufaktur sind feinst detailliert, aber leider für dieses Gewerk nicht verwendbar, da sie als Bundschrauben gefertigt sind. Außerdem fallen sie leider durch die Lagerbohrungen der Kuppelstangen.
Ich hoffe, daß ich mit meinen Ausführungen nicht gelangweilt habe...
Viele Grüße
Christian