Hallo,
am Anfang dieses Fadens warf ich die Frage in den Raum, ob der 3D-Druck eine Alternative zu den üblichen Herstellungsmethoden für den anspruchsvollen Modellbauer ist. Seinerzeit zog ich nach eigenen ausgiebigen praktischen Versuchen und Recherchen im Netz folgendes Fazit:
Zitat
Der 3D-Druck ist ohne Frage eine interessante Methode zur Herstellung von Objekten. Für unseren Maßstab jedoch, kommt diese Methode nicht in Frage. Es sei denn, man schraubt seinen Anspruch herunter oder setzt die Modelle weit entfernt von Makro-Objektiven ein.
Bei der ganzen Thematik darf man eins nicht vergessen: Um zu einem gedruckten Modell zu kommen, muss man 3D-CAD zeichnen können...
Heute, im Mai 2015 würde ich diese Schlussfolgerung in dieser Form nicht so stehen lassen. Mein Fazit heute lautet: Abhängig von der jeweiligen Situation ist diese Technik durchaus nutzbar, wenn man einige Dinge dabei berücksichtigt. Dies wäre zum Einen immer noch das größte Problem der Datenerstellung. Wer kein 3D-CAD-Lehrgang besucht hat, kommt nicht weit. So ohne weiteres lässt sich diese Technik nicht erlernen - wer es dennoch versuchen möchte kann es mit einer Demo-Version von z.B. AutoCAD versuchen.
Beherrscht man diese Zeichentechnik nicht, bleibt nur die Möglichkeit, sich jemanden zu suchen, der im Tausch gegen Geld eigene Ideen ins Virtuelle umsetzt.
Hat man diese Hürde gemeistert, gilt es dabei zu bedenken, dass das angebotene Material sehr brüchig sein kann, wie es Jörg an anderer Stelle bereits an einem amerikanischen Lokgehäuse erwähnt hat. In der Parallelwelt versucht man die mangelnde Verfügbarkeit von Anbaugeräten an Traktoren im Maßstab 1:87 zu kompensieren, in dem man Grubber druckt. Ich konnte mir von diesem Modell selbst ein Bild machen und sprach mit zwei Modellbauern, die die Investition von 40 EUR Druckkosten nicht gescheut haben. Beiden sprachen auch hier den großen Nachteil der extremen Brüchigkeit der Bauteile an, was zur Folge hatte, dass trotz sehr sorgfältigem Umgang viele Flügelschare abgebrochen sind, was man hier teilweise erkennen kann.
Das führt mich unweigerlich zur Frage, ob andere Herstellungsmethoden sinnvoller wären? Den Rahmen aus PS gefräst, die Anbauteile geätzt, gezahnte Scheiben mittels Resin dupliziert. Es würde mehr Bastelaufwand bedeutet aber der Preis wäre bei entsprechender Menge günstiger und das Modell später in jedem Fall haltbarer.
Also alles Mist? Keinesfalls! Überall dort, wie klassische Herstellungsmethoden versagen oder Bauteile nur mit hohem Aufwand herzustellen sind, spielt der 3D-Druck seine Vorteile aus. Dächer von schmalspurigen Personenwagen fallen mir spontan ein, natürlich auch aufwendige Lokgehäuse mit Rundungen, die nur mühselig von Hand herstellbar sind, um ein weiteres Beispiel zu nennen.
Die Qualität der bisherigen 3D-Druckerzeugnisse hat mich bisher nicht überzeugt. Die Oberflächen sind oft rauh - was sich auch durch anschleifen nicht beheben lässt und schlimmstenfalls sieht man die einzelnen Druckschichten auf der Oberfläche. Leider hat Jörg keine weiteren Infos zu den zuletzt von ihm gezeigten Bilder geschrieben aber es ist eigentlich nur logisch, dass die Herstellunsgweise mit geringeren Schichtdicken, genannt „Frosted Extreme Detail“ noch teurer ist, als die bisher von Shapeways angebotene Qualität „Frosted Ultra Detail“. Bei diesem Modell sind es 40 EUR mehr, was den Preis des Gehäuses auf 116 EUR inklusive Versand steigen lässt.
Vielleicht trifft die Aussage „Wer genug Geld zur Verfügung hat, für den ist der 3D-Druck eine perfekte Sache.“ den Kern des Problems. Man sollte sich im Vorfeld sehr genau überlegen, ob man zum 3D-Druck greift oder selbst Hand anlegt. Eine pauschale Aussage kann man nicht treffen, jede Herstellungsmethode, ob CNC-Lasern, -Fräsen, Ätzen oder 3D-Druck hat seine Vor- und Nachteile. Die Eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht.
Ich schließe diese „Forschung“ mit der Hoffnung ab, dass diese Technologie sehr bald sehr viel günstiger wird und die Materialien haltbarer. Vielleicht belege ich dann auch mal einen CAD-Kurs in der Abendschule.