Hallo Jürgen,
vom Meister der Alterung solche Sätze zu lesen, freut mich natürlich sehr. Ich muss natürlich gestehen, dass, als ich deine ersten Beiträge in DSO gelesen habe, mir da einiges als Anregung gespeichert habe. Ja, ich will sogar von einem Vorbild sprechen.
Jetzt will ich aber, wie versprochen, mal meine Art der Alterung erklären. Noch ist vieles aus dem Bauch heraus und spontan, im Laufe der Zeit wird sich das aber, so denke ich, verfeinern.
Da ich bisher keine vernünftige Airbrush habe, versuche ich (noch) viel mit dem Pinsel zu machen.
Jetzt erstmal was Grundlegendes:
Diese Lok habe ich vor dem Altern nicht auseinandergebaut. Es kam mir hierbei weniger darauf an, eine funktionstüchitge Lok zu erhalten als vielmehr nur zu probieren. Diese Verfahresnweise rächt sich in einigen Details, gerade die Fenster haben etwas Dreck abbekommen (was nicht sein soll).
Folgende Vorarbeiten wären, nach meinen jetzigen Erfahrungen, durchzuführen:
- Ausbau der Räder und der Drehgestellblenden (damit das Alterungsmaterial nicht ins Getriebe kommt)
- Abkleben der Getriebeblöcke oder Ausbau dieser
- Ausbau der Fensterflächen und ggfls der Lichtleiter, Alternativ könnten auch die Fenster bzw. Lichtaustrittsöffnungen bei eingebautem Lichtleiter mit Klebestreifen oder Maskiermittel geschützt werden.
So, jetzt geht es los:
Die Räder:
Einfärben der äusseren Seite mit (rost oder schmutzig-) brauner Farbe.Dies kann durchaus mit einem Pinsel passieren, da man bei dieser Lok nicht so viel von den Rädern sieht
Die Drehgestellblenden:
Mit Terpentin verdünnte schwarze Emailfarbe lasierend auftragen. Dann mit einem weichen Pinsel erst dunkelbraune Pulverfarbe, dann hellbraune Pulverfarbe drüberwedeln. Einzelne Stellen (Radnaben, Schmierstellen pp.) weden anschliessend mit schwarzer Emailfarbe hervorgehoben.
Das Dach und der Oberteil der Gehäuse:
Hier kommt eine Airbrush zum Einsatz. Mit feiner Verneblung und schwarzer Emailfarbe werden die Stellen übersprüht. Auf dem Dach, im mittleren Teil und im Bereich der Auspuffauslässe, etwas deckender. Die Auspuffauslässe selbst können mit einem Pinsel bearbeitet werden.
Die Lüfter:
Verdünnte schwarze Emailfarbe wird mit dem Pinsel aufgetragen.Um die Konturen zu betonen, sollten gerade die Vertiefungen natürlich komplett geschwärzt sein. Nach Trocknung kann
a) mit deinem Skalpell die Oberseite, also das eigentliche Gitter, wieder von der schwarzen Farbe vorsichtig freigekratzt werden oder
b) im Drybrushverfahren die Gehäusefarbe aufgebracht werden.
Der Rahmen, die Auftriftte und die "Laufflächen":
Mit Terpentin pur oder mit verdünnter schwarzer (bzw. die dort vorhandene) Farbe lasierend einpinseln und dann mit brauner Pulverfarbe überwedeln. Ein zuviel kann nach Trocknung mit einem Borstenpinsel weggebürstet werden.
Wenn man nur Terpentin nimmt, dann ergibt das sofortige Aufwedeln von Pulbverfarben ein Lasur. Daher kann man auch das Terpentin nur als Haftgrund verwenden, d.h. man muss warten, bis die Fläche wieder getrocknet ist und dann erst die Pulverfarbe aufbringen.
Die Gehäuseflächen:
Der Versuch, diese mit der Airbrush zu besprayen, war bei mir nicht erfolgreich. Es war ein zu satter Auftrag (liegt natürlich auch an meiner Singleaction-Airbrush). Ich hatte, nach Vorbild, eine schwarze Farbe verwandt.
Also habe ich die Farbe mit einem, mit Terpentin benetzten, Lappen von oben nach unten ver- bzw. abgewischt und damit auch überwiegend entfernt. In den Fugen hat sich jedoch vorbildgerecht Farbe gesammelt....und die lassen wir auch dort. Wenn durch das Abwischen zu viel Farbe aus den Fugen entnommen wurde, einfach nochmal mit dem Pinsel die Farbe "auffüllen" und wieder abwischen.
Man könnte das auch eventuell einfacher haben, indem man die Flächen nurmit einem schwarzen Wash behandelt.
Verfeinerungen:
Griffstangen wurden gemäss Vorbild farblich behandelt
Die Pufferteller (welche durch das Verstauben braun waren) wurden wieder mit schwarzer Emailfarbe hervorgehoben, die Stössel können ebenfalls mit schwarzer Farbe hervorgehoben werden, da diese Bereich geschmiert sind. Wobei diese m.E. nicht notwendig ist, da sich dort ruckzuck auch wieder der Staub festsetzt. Das ist aber Geschmacksfrage.
Versiegelt wird das Ganze mit mattem Spaylack aus der Dose
Noch das drumherum:
Badger 150
feine Pinsel in verschiedenen Grössen
Borstenpinsel in verschiedenen Grössen
Pulverfarben von Elita (über Conrad)
erdbraun
braun
Emaifarbe von
-Revell: schwarz matt
-Humbrol: "rost"-rot matt (für das dargestellte Drybrush-Verfahren an den Lüftern und die Haltestangen), da ich keine passende RAL-Farbe hatte
Habe ich was vergessen? Keine Ahnung. Aber wenn noch Fragen sind, dann fragt einfach.
Ich hoffe, dass der eine oder andere "Alterungsmuffel" (war ich ja auch) sich jetzt auch mal getraut.
Viele Grüsse
Holger