"Eigentlich logisch."
Mit diesen Worten begann ein Beitrag zu einer fixen Idee, hier im Forum von mir gespeichert am 31. Mai 2013! (Unglaublich, so lange soll das schon her sein?) Damals drehte die Welt noch anders, viele Interessen haben sich bei mir mehr oder weniger verschoben, 'Corona' kannte ich nur als "Mexikanisches Schickimickibier" aus der Kneipe, und das auch nur vom Namen her. Durch "das andere Corona", welches heute unser aller Leben beeinflusst, hat sich bei mir auch im Hobby einiges geändert. "Zeitgewinn" durch ausfallende FREMOtreffen und - in meinem Fall - auch durch eingeschränktes Basteln, da ich viele meiner Module nicht zu Hause lagere. Trotzdem gab es im Spätsommer ein paar Bastelmöglichkeiten, die ich voller Elan für die Gestaltung der Keksfabrik nutzte. Doch wohin mit der verbleibenden Energie?
Rückwirkend betrachtet ist es "eigentlich logisch", dass aus der Eingangs zitierten Idee ein reales Projekt wird. Insbesondere, da mich das Thema nie losgelassen hat und hier und da Informationen hereinkleckerten. Ich bekam zwischenzeitlich u.a. Hinweise auf Bilder (für mich ein Hammerbild mit endlosen Details: DSO, Bild 12), Gleispläne mit Verschlusshinweisen und Artikel aus der Publikation des örtlichen Heimatvereins. Das kleine Feuer blieb also immer am Leben.
Jetzt kommt noch hinzu, dass ich in den letzten Jahren im FREMO zunehmend in die FREMOld-Gruppe "abgedriftet" bin, zumindest was den dort verbrachten Anteil meiner "Hobbystunden" angeht. Der Gruppenname leitet sich übrigens nicht von einem vorgegebenen Mindestalter der Mitglieder sondern von dem gespielten Jahr "um 1928" ab. Meine alte Liebe 'Hafenbahn' ist bereits mit der Keksfabrik in den Hintergrund gerückt, aber auch hier gibt es natürlich weiter eine Flamme.
In der Kombination wird jetzt mein neuer alter Schuh draus: die fast maßstäbliche Umsetzung "meines" Kleinbahnbahnhofs im 1:87-Modell. Genauer: es geht um den Bahnhof 'Tostedt Ort' der WZT (Kleinbahn Wilstedt - Zeven - Tostedt), ungefähr im Jahr 1928. Das Jahr 1928 ist kein Dogma, es sollen nur keine eindeutig neueren, fest verbauten Dinge auf dem Modul landen. Beim Vorbild wurde später aus der "Kleinbahn ..." die geläufigere 'Wilstedt-Zeven-Tostedter Eisenbahn' mit dem Kürzel WZTE (die noch später wiederum einen Teil der EVB bilden wird). Der Bahnhof wurde ebenfalls umbenannt, aus 'Tostedt Ort' wurde 'Tostedt West'.
Aber neben der deutlich anderen Zeitausrichtung gibt es noch in paar andere Modernisierungen gegenüber der ursprünglichen Idee. Ausgangspunkt war damals eine An-der-Wand-Heimanlage mit Material aus dem "So-Da"-Regal (keine Segmente, Roco-Line, einfache mechanische Weichenbetätigungen ...) und "geringstem" finanziellen Aufwand. Und heute? Die bereitliegenden Rocolineweichen können trotz der umgebauten "richtigen" Herzstücke bei weitem nicht neben modernem Gleismaterial bestehen => "Mein-Gleis" wird zu "meinem Gleis". Für mich als Betriebsspielbahner 'gehen' Weichen ohne mechanische Sicherung nicht mehr => Schlösser und Gleissperren sollen für Sicherheit sorgen (nicht auszudenken, wenn da wegen unachtsamer Lokführer mal ein Unglück geschehen sollte). Es kommt also wieder eins zum anderen und die Umsetzung streckt sich allein aus finanziellen Gründen - aber wenn ich bei meinem letzten größeren Projekt zu viele Kompromisse eingehe, würde ich mich immer ärgern. Der fertige Bahnhof soll neben Einsätzen im DRG-Umfeld auch in gängigen Privatbahntreffen eingesetzt werden können, dementsprechend gilt es auch entsprechende Vorraussetzungen einzuhalten. So öffnet DER 'Privatbahnschlüssel' B40 alle Gleissperren ...
Hier noch mal der alte Plan. Links (Süden) ist der Anschluß an die Staatsbahn im Bereich des Bahnhof Tostedt an der Rollbahn. Trotzdem ist Tostedt Ort kein Endbahnhof, in den Anfangstagen der WZT endeten die Personenzüge der Privatbahn in einem eigenen kleinen Kopfbahnhof, einige fußläufige Meter vom Bahnhof an der Rollbahn entfernt (die heutige Straße "Alte Kleinbahn" hat daher ihren Namen). Aber relativ schnell wurde ein eigener kurzer Bahnsteig am Empfangsgebäude des Tostedter (Haupt-)Bahnhofs geschaffen und der Kleinbahn-Endbahnhof aufgegeben.
Zwei Änderungen im Gleisplan von Tostedt Ort sind offensichtlich. Zum einen betrifft es das von mir als "Übergabegleis" bezeichnete Gleis, im Plan "oben", gegenüber der Ladestraße. Mir ist nicht genau bekannt, in welchem Zeitraum es existierte, es gibt nur wenige Hinweise. Der früheste mir bekannte Beleg für die Existenz des Gleises ist ein Foto von der Anlieferung eines Wismarer Triebwagens auf einem Rungenwagen, also in den 1930er Jahren. Vermutlich wurde das Gleis in den Sechzigern abgebaut, möglicherweise zusammen mit der Einstellung des Personenverkehrs. Auf den allermeisten Fotos ist das Gleis nicht abgebildet, durch eine Streckenmodernisierung vor ein paar Jahren ist auch kein Hinweis mehr vorhanden. Zumindest kein sichtbarer, jetzt ist alles neben den Gleisen sehr zugewuchert, vor ein paar Jahren konnte sogar noch das BW teilweise ausgemacht werden.
Die zweite Änderung ist der Rückbau des Schuppengleises am Empfangsgebäude, hier habe ich ebenfalls keine Informatioen. Ich kann mir vorstellen, dass das Gleis gemeinsam mit den Weichen des Übergabegleises abgebaut wurden.
Um den Bahnhof im FREMO besser einsetzen zu können, erlaube ich mir ein paar kleinere Unschärfen: das Übergabegleis will ich auf jeden Fall bauen, um als kleiner Übergabebahnhof zwischen zwei Bahngesellschaften dienen zu können. Der Bahnhof war früher einer der ganz wenigen besetzten Bahnhöfe der WZTE, für den FREMO-Betrieb soll er prinzipiell auch unbesetzt im Zugleitbetrieb funktionieren. Und ob und wie weit "meine" Sicherungstechnik bereits 1928 bestand, kann ich auch nicht belegen, mir liegt nur ein späterer Beleg vor, zu dem der Bahnhof Teil einer Zugleitstrecke war und noch das Bundesbahnbahnsteigleis hatte.
Nun denn, wie steht es denn jetzt aktuell um das Bahnhofsmodul 'Tostedt Ort'?
Als erstes lagen vor ein paar Monaten die fünf, je einen Meter langen, Segmentkästen bei mir, sie sind mittlerweile tiefengrundiert und geschliffen. Eine erste Probeverlegung des vorhandenen Rocolin-Materials sah so aus:
Mittlerweile sind die Kästen auch mit 3mm starker Finnpappe belegt, wie ich es bereits bei der Keksfabrik praktiziert habe.
Mit dem Zollstock habe ich einige Maße an den heute zugänglichen Gebäudeteilen abgenommen, allerdings sind große Teile eingezäunt und/oder zugewuchert und wirken alles andere als einladend. Ich hatte mich daher entschlossen, die weiteren Abmessungen per Dreisatz und G*-Earth abzuleiten, was in Kombination auch sehr gut funktioniert hat. Die Gebäude konstruiere ich selbst, damit sie später aus Karton gelasert werden können. Da ich bisher noch nie am Bildschirm konstruiert habe (insbesondere keine Bausätze, die am Ende auch rundum passen müssen), habe ich hier noch ein paar Lehrstunden vor mir. Als kleine Motivation habe ich mit dem Lokschuppen als einfachstes Gebäude begonnen, das gelaserte Grundgerüst macht mir Mut, den Weg weiter zu verfolgen. Die Szene ist einem Foto aus dem ersten EVB-Buch nachgestellt, eventuell erkennt es jemand wieder, der das Buch kennt.
Auch für die gewünschte Sicherungstechnik habe ich einen hochpräzisen detaillierten Plan erstellt, allerdings nicht am Bildschirm, sondern mit Stift und Lineal (*räusper*) ...
... und eben hat mir einer der eifrigen Götterboten das Ergebnis vorbeigebracht:
Grob zusammengestellt sieht das dann so aus; mich dünkt, es wird eng an der Modulkante ...:
Desweiteren befindet sich die Kiste mit "meinem Gleis" im Zulauf. Da ich diese Segmente alle zu Hause liegen habe, ist "mein" Winter schon jetzt gerettet
Aber trotzdem, das ist alles ein Projekt mit einer Priorität hinter der Keksfabrik Trüller, ganz oben steht das Gebäudekonstruieren am Bildschirm.
Ich hoffe, Euch haben die Ausführungen bis hierher schon mal gefallen. Auch hier wird es in den nächsten Wochen sicher ein paar kleinere Ergänzungen geben.
Viele Grüße aus Tostedt
Thorsten