Dass in einer Kokerei der Brennstoff Koks (nicht die umgangssprachlich so genannte Rauschdroge) produziert wird, ist den meisten wohl bekannt.
Den Herstellungsprozess werde ich hier nur insoweit Darstellen, wie er für die Umsetzung einer Kokerei im Modell erforderlich ist. Genaueres lässt sich bei Wikipedia in einer allgemeinverständlichen Aufarbeitung nachlesen wobei ich mir an der einen oder anderen Stelle doch ein wenig mehr „Tiefe“ oder „Butter bei die Fische“ (wie man hier im Norden sagt) gewünscht hätte.
Ganz kurz also die Anforderungen an die Modellumsetzung: Kohle komt rein, wird in der Koksbatterie zu Koks und geht als solcher wieder raus. Als modellbahnrelevantes Nebenprodukt entstehen aus ca 5% der eingesetzten Kohle die Nebenprodukte Teer und Benzol sowie ebenfalls ca 5% Ammoniak („Salmiak“).
Der Verkokungsvorgang dauert bei meiner Ofenkonstruktion ca 33 Stunden. Das hat Folgen für die benötigten Waggons mit Kohle und davon abhängig auch für das Endprodukt Koks und die Nebenprodukte.
Meine Kokerei BREMA hat 33 Einzelöfen, die in einer Koksbatterie angeordnet sind; daraus folgt, dass praktisch jede Stunde ein Ofen geleert und schnellstens wieder gefüllt werden muss.
Der Gleisplan.
Meine Ofengröße ist so bemessen, dass das Volumen eines Om-Wagens hinein passt, so ca 20 Tonnen. Bei stündlicher Ofenbeschickung werden also pro Tag 24 Wagen mit Kohle benötigt. Ich möchte mich da gar nicht in Spitzfindigkeiten bzgl Om oder Omm Wagen verlieren. Da Sonntags nicht angeliefert wird, können wir also mit ca 30 Wagen täglich rechnen.
30 Waggons mit ca 10 cm Wagenlänge ergeben also einen Zug von 3 bzw 3,3 (mit Lok) Metern Länge (wenn von einem Ganzzug ausgegangen wird). Das sind beim FREMO durchaus übliche Zuglängen. Die Gleisanlagen auf BREMA sind auf diese 3 m Zuglänge ausgelegt, dh, die Gleise 1 und 2 können mit diesen Zügen belegt werden und die Zuglok hat noch die Möglichkeit sich aus dem „Gefängnis“ vor dem Prellbock zu befreien.
Je nach dem, wie der FREMO-Fahrplanmacher es für gut befindet, kann auf dem zweiten Gleis die Leergarnitur vomVortag wieder zurückgeführt werden oder die Zuglok nimmt befüllte Waggons mit Koks und/oder Nebenprodukte mit (dazu später mehr).
BREMA ist nur einseitig angeschlossen. Das spart eine (oder sogar zwei) Weichenstraßen zur Anbindung an eine parallel verlaufende Strecke, was ein (oder zwei) weitere Module erfordern würde. Außerdem braucht die vorbeiführende Strecke (oder gar ein „Bahnhof“) natürlich Platz, so dass das gesamte Konstrukt der Kokerei sehr breit werden würde; zudem wäre die Zugänglichkeit der Gleise auf denen rangiert werden muss, erschwert. BREMA ist so angelegt, dass die Bedienung durch Personal nur von einer Seite erfolgt, die andere Seite ist durch die Gebäude eh´ verdeckt so dass hier liegende Gleise nur schwer zugänglich wären (in unserem Alter taucht man nicht mehr so gern allzu häufig unter den Modulen durch ;-)).
Der Anschluss im FREMO-Arrangement erolgt in dieser Form als Awanst über einen Abzweig an freier Strecke oder einem Anschlussgleis in einem Bahnhof (ich habe so etwas bei meinem Bahnhof „Geesthaven“ vorgesehen (siehe meinen letzten Beitrag). Sinnvoll wären noch ein oder zwei Streckenmodule bis zum Abzweig um ggf. ein wenig mehr Ziehgleis zur Verfügung zu haben; sonst wird es eine arge Hobelei im Werk.
Ist der Kohlenzug eingetroffen, die Zuglok über das Verkehrsgleis wieder auf das Ausfahrgleis verholt, beginnt die Arbeit für die Kokereilok. Der eingetroffene Zug kann nur in Teilen á 8 Wagen unter die Enleerung vor der Koksrampe gestellt werden. Hier fährt eine Greiferkatze über die Wagons und füllt die Kohle in den Kohlenbunker. (Diese Art der Entladung schließt also OOt-Wagen aus.) Ich habe angenommen, dass die Entladung eines Waggons ca 30 Minuten dauert, die 8 Wagen also in einer halben Arbeitsschicht entleert sind. Die geräuschvolle Entleerung wird nur in der Früh- und Spätschicht durchgeführt um die direkten Anwohner nicht um ihre Nachtruhe zu bringen (Samstags ist nur die Frühschicht beim Entleeren, Sonntags ist Ruhetag).
Einschub: Die Kokerei BREMA befindet sich nicht auf der grünen Wiese, da hätte man (ich) wesentlich großzügiger planen können, so dass das Hinundherhobeln mit Teilzügen nicht erforderlich wäre. In der Entstehungszeit der Kokerei, so um 1905, hat man noch wesentlich kleiner geplant, Arbeitskräfte waren reichlich und billig vorhanden. so dass die arbeitsintensive Rangiererei kaum ins Gewicht fiel. Die Module stellen die eng benachbarte städtische Bebauung (leider) nur ansatzweise dar, aber nicht nur der Platz ist in unseren Räumlichkeiten begrenzt. In dieser stadtnahe Lage finden sich auch die Abnehmer für das ebenfalls entstehende Kokereigas = Stadtgas.
In der Zwischenzeit kann sich die Lokmannschaft nicht ausruhen: Der entstandene Koks muss abtransportiert werden. Dafür wären ca 25 Waggons erforderlich. Welche Waggontype zum Einsatz kommt, habe ich noch nicht entschieden. Hier könnten neben Omm-Wagen nun OOt zum Einsatz kommen aber auch die Kübelwagen wären denkbar. Befüllt werden die Wagen unter dem Koksbunker und der angeschlossenen Sieberei. Denkbar wäre, dass BREMA einen Spezialkoks produziert, der zB. für metallurgische Anwendung geeignet ist und daher in Spezialwagen (KK, KKt) witterungsgeschützt transportiert werden muss. Auch eine staubfeine Vermahlung für Filterzwecke wäre denkbar, so dass auch Kd-Wagen befüllt werden könnten.
Daraus folgt, dass es nicht erneut ein Ganzzug sein muss, der die Kokerei verlässt. Die unterschiedlichen Ausgangsprodukte können an ganz unterschiedliche Ziele geliefert werden so dass kleinere Wageneinheiten die Kokerei verlassen könnten um beispielsweise an jeder Ladestraße den örtlichen Brennstoffhandel zu versorgen. So hat auch der benachbarte Bahnhof etwas zu tun ;-).
Bleiben noch die Nebenprodukte Teer/Benzol und Ammoniak. Sie betragen jeweil ca 5% der eingesetzten Kohle. Berechnen wir also einfach mal:
30 x 20 Tonnen = 600 Tagestonnen Kohle
Davon 5% ergeben jeweils 30 Tonnen davon. Zum Abtransport zum Aufarbeiter, der VfT (Vereinigung für Teererzugnissse) in Bochum(?) wären also täglich 2 – 3 Kesselwagen für Teer notwendig.
Um die Teeranteile aus dem Gas auswaschen zu können, gibt es die röhrenförmigen Gaswäscher durch die das Rohgas nach dem Abkühlen im Gaskühler geleitet wird bevor es im Gasometer aufgefangen wird. Im Gaswäscher wird sog. „Waschöl“ eingesetzt um die klebrigen Teerprodukte auszuwaschen. Von Zeit zu Zeit muss dieses, wohl auch bei der VfT, gereinigt werden. Auch dafür werden Kesselwagen gelegentlich benötigt (ob die dann wieder mit Rohteer zurückgehen können entzieht sich meiner Kentnis).
Das Ammoniak wird nicht als Salmiaklösung verkauft, es wird mit Schwefelsäure neutralisiert, das Ammonsulfatsalz und dann getrocknet und abgesackt. Die Kokerei bekommt also gelegentlich auch Besuch von einem Säurekesselwagen. In G-Wagen könnte das Sackgut abgefahren werden.
Hier fehlt leider die Aufstiegsleiter
Säuretopfwagen kommen viel zu selten zum Einsatz
Die Nebenprodukte werden an einem Stichgleis abgefüllt, das über eine Waggondrehscheibe zugänglich ist. Diese Drehscheibe ist für 4,5 m Achsstand ausgelegt, so dass nur entsprechende Kesselwagen bzw, G-Wagen eigesetzt werden können. Zahlreiche Kesselwagen diverser Modellbahnhersteller kommen dafür in Frage und bei den G-Wagen sind natürlich G10 und G20 passend.
Die Wagondrehschceibe im "Umfeld"
Ein Wagen mit 4,5 m Achsstand
Der Landabsatz, also die Abfuhr über die Straße, spielt nur eine untergeordnete Rolle und geht in die Rechnungen nicht ein.
Rege Betriebsamkeit also auf den Gleisen von BREMA!
Als Werklok soll eine Elna (Weinert) zum Einsatz kommen, „ergänzt“ durch eine DH 500 (Hobbytrain). Das Wagenmaterial wird natürlich aus dem „FREMO-Pool“ stammen, wobei Friedrich schon mal die Hauptmenge der schön gealterten O-Wagen stellen kann. (Vielleicht stellt er sie ja mal hier im Forum vor?)
Zugloks der Übergaben können alle passenden Güterzugloks sein, die Ziehgleismöglichkeiten lassen 44er und 50er zu. Natürlich können auch andere Lokgattungen und auch Tenderloks die Übergaben vom benachbarten Bahnhof die An-und Abfuhr übernehmen.
Hier ein Überblick über die "Chemieseite" der Kokerei
Ich freue mich schon auf dem ersten (hoffentlich funktionierenden) Einsatz auf einem FREMO-Treffen! (Angepeilt: Herbsttreffen in Pegnitz.)
So, das soll es für heute mal gewesen sein.
Eigentlich wollte ich die kleinen Bilder nebeneinanader platzieren aber irgendwie gelingt mir das nicht. (Tipp dazu?)
Viel Spaß beim Nachvollziehen!
Grüsse an alle, Bruno - bob -
(PS: Irgendwie ist diese Arbeitsfläche für mich noch gewöhnungsbedürftig! Warum ist das jetzt kleiner als der Rest? Merkwürdig! Auch der Gleisplan sollte eigentlich über die gesamte Bildschirmbreite zu sehen sein; welche Pixelanzahl wäre das? Bitte um Nachhilfe!)