Hallo Thomas et al
Die Silikonformen
ich verwende Spörle-Formen; die von Langmesser ergeben mir zu dicke Gießlinge, da habe ja noch mehr mit dem Anarbeiten von Landschaft und Gebäuden zu tun.
Der Gips
Ich verwende meistens normalen Stuckgips aus dem Baumarkt. Keramik-Typen habe ich auch schon verwendet, die machen aber mehr Aufwand beim Zuschneiden, einfaches Anritzen und Abbrechen geht da nicht.
Vorbereitende Arbeiten
Die Formen lege ich vor den Abgiessarbeiten in eine Wanne mit Pril-Wasser und streiche mit einem weichen Pinsel die anhaftenden Luftblasen von der Oberfläche und vor allem aus den Ecken und Kanten heraus.
Gips anrühren
Den Gips streue ich in die notwendige Menge Wasser ein, so dass ein trockener "Berg" stehen bleibt, der sich von unten mit Wasser vollsaugt. Erst jetzt rühre ich um und vermeide so Klumpenbildung. Nicht wie wild rühren, das schlägt nur Luftblasen in die relativ dünnflüssige Masse.
Die Giesserei geht los
Nun nehme ich die Formen aus dem Prilwasser und lasse das Wasser weitgehend ablaufen. Auf einer größeren planen Glasscheibe aufgelegt, lasse ich nun den angerührten Gips in die Form laufen. Ich rüttle nun noch mechanisch die Glasplatte auf der Tischunterlage um letzte Luftblasen vom Silikon zum Aufsteigen zu bewegen. Bei kleinen detailreichen Formen wie z.B. Fässer, fahre ich noch mit einem Zahnstocher die Konturen ab und löse die kleinen Luftbläschen. Das mache ich auch schon in der prilwassergefüllten Form, die Luftfüllung macht sich durch eine "silbrige" Erscheinung in der Form bemerkbar. Alle Luft, die ich vorher aus der Form entfernt habe, kann im Gießling keine Fehlstellen mehr produzieren. Bei Gips hat man relativ viel Zeit um das Bläschenproblem anzugehen, bei rasch abbindendem Resin muss man sich sputen.
Der Gips sedimentiert nun in die wassergefüllten Ritzen und so bildet sich eine weitgehend gipsfreie Wasserschicht auf der Oberseite. Nach einigen Minuten ziehe ich mit einem Japanspachtel das Wasser und das Zuviel an Gips von der Form ab: Ohne Druck und mit flach geführtem Blech ergibt sich so eine glatte Oberfläche.
Der Gips braucht ca 20 Minuten zum Aushärten. Das erkenne ich daran, dass sich der Gips in der Form erwärmt (fest ist er schon vorher, aber eben noch nicht "vernetzt"). Jetzt nehme ich den noch nassen Gießling aus der Form und lege ihn auf die Heizungsrippen zum Trocknen. Gerade jetzt ist diese Trocknung ideal: Die Warme Heizung und die trockene Raumluft, da ist der Gießling spätestens "über Nacht" durchgetrocknet und fertig für die weiteren Arbeitsschritte.
Die leere Form befreie ich von anhaftenden Gipsresten vom Abstreifen und lege sie wieder in das Prilwasser für den nächsten Abguss. So kann ich im Halbstundenrythmus zügig arbeiten.
Ich befülle in der Regel gleich eine ganze Anzahl von Formen, also Gerade, Bögen und Gehwegteile. Wenn man die Küche sowieso schon einsaut, . . . Irgendwelche Teile hat man dann zwar zu viel und ein Teil immer zu wenig. So ist das Leben. Ich habe gern einiges auf Vorrat, dann kann ich zügig aus dem Vollen schöpfen und vor Ort probieren und ggf. neu kombinieren. Gips kostet nicht die Welt.
Die weitere Verarbeitung
Die trockenen Gipsteile verarbeite ich nicht "out of the form": Sie sind extrem saugfähig gegenüber Anstrichmaterialien und was erst mal eingezogen ist, bekommt man nicht mehr raus. Deshalb tränke ich die Teile in dünnflüssigem lösungsmittelhaltigem Tiefgrund. Der aus dem Baumarkt hat Testbenzin als Lösungsmittel: Das stinkt über längere Zeit. Deshalb verwende ich unser in Spiritus gelöstes MOWI (gibt es wieder bei Mike Floreth) Durch den Tiefgrund ist nicht nur die Oberfläche versiegelt sondern auch die tieferen Schichten sind verfestigt. Das ist auch für das Aufkleben der Gipsteile wichtig, da sonst nur die Oberfläche des Gipses verklebt und die Verklebung keine große Festigkeit aufweist.
Meine Farbgebung:
Ich streiche die Straßen grundsätzlich mit Humbrol oder Revell Enamel (Kunstharz) Lackfarben.
Für Pflasterstraßen nehme ich Hu 72, ein Beigeton. Für Betongehwegplatten Revell 75, für Asphalt ein "mitteldunkles" Grau. (Schwarz wirkt viel zu "brutal")
Das "Weathern"
Nach dem Durchtrocknen der Enamels, mindestens über Nacht, überstreiche ich die Teile komplett mit einem dunklem Farbton aus PLAKA-Farbe (von Pelikan, nur noch schwer zu bekommen). Diese Plakafarbe ist auf Kasein- (Käse-) Basis, die nach dem Durchtrocknen wasserfest ist. Allerdings ist sie nicht laugenfest und so kann ich mit einer Lauge, hier Salmiak-Lösung, die Farbe mit einem salmiakfeuchtem Tüchlein wieder abwischen. Das geschieht natürlich zuerst an der Oberfläche, die tieferen Fugen bleiben von der Wischerei unberührt und somit dunkel. Gleichzeitig bleibt ein Hauch der Plakafarbe auch in der rauen Oberfläche der matten Lackfarbe zurück, so dass sich mein gewünschter "Schmuddellook" ergibt.
Fazit
Das ist "My "gipsy" Way". Andere werden andere Erfahrungen gesammelt haben.
PS: Das Kolorieren der unbehandelten Gipsgießlinge mit wässrigen Farben (Acryl, Tusche usw) ist m.E. "kontraproduktiv": Gips wird durch Feuchtigkeit weich und beim Überpinseln mit wässrigen Systemen werden gerade die scharfen Kanten schnell erweicht und vom Pinsel "rund" gemacht. Schade um die knackig abgegossenen Kanten.