Hallo Andreas und alle Interessierten,
zunächst zum Motor,
der bürstenlose (BLDC) von Faulhaber geht nur mit Steuermodul.
Dazu gibt es meines Wissens keine Digitalansteuerung.
Da der Raum im Kessel Platz für viele Motorvarianten bietet, ist wohl eher die Frage, wie bekomme ich ein Getriebe hin, welches die Abstände Motorwelle - Radachse überbrückt.
Das Zahnradgetriebe ist die optimale Getriebebauart. Wegen des hohen Wirkungsgrades ist es allen anderen Bauarten überlegen.
Als Bastler ist man allerdings den einschlägig bekannten Lieferanten mehr oder weniger ausgeliefert und kann mit Zahnform, Material und Form nicht beliebig variieren.
So wäre es wünschenswert dass eine in der Industrie übliche Verbindung von Zahnrad und Welle mittels Nut und Keil herstellbar wäre.
Dieses Gepresse und Geklebe ist recht spielzeughaft.
Der Nachteil der Zahnradgetriebe ist der hohe Lärmpegel im Gegensatz zum Schneckentrieb.
Dieser hat einen Wirkungsgrad von 50%-70%, aber er ist l e i s e.
Der Wirkungsgrad ist jedoch wichtig für ein sanftes Anfahren und optimales Regelverhalten.
Wenn ein Glockenankermotor z.B. mit 0,5V anläuft so dürfte sich das entsprechende Drehmoment auf die Antriebswelle auswirken.
Der Schneckentrieb würde das Drehmoment sozusagen, um die Hemmungen zu überwinden, "verbrauchen".
Da die Masse beim Anfahren nur geringfügig in die zum Anfahren notwendige Kraft als Widerstand eingeht, ist dieser Punkt schon von Bedeutung.
Wer´s nicht glaubt, ich kann meine PKW mit meinen 200Watt mühelos bewegen, jedoch nur bis zu einer gewissen Endgeschwindigkeit.
Oder anders F= 1kgm/s hoch 2 gleich 1Newton.
Diese Thematik habe ich eingehend bei den Schwungrädern beschrieben, logisch - physikalisch kann sich in dem Punkt die Beschleunigung bei rotierenden Kräften nicht anders als bei linear wirkenden Kräften verhalten. Um beim PKW zu bleiben, man muss die Motorleistung verdoppeln um von 200km/h auf 240km/h zu kommen.
Zum Schneckentrieb wäre noch zu sagen, dass es nicht ratsam ist, auch wenn es häufig so gemacht wird, die Schnecke auf die Motorwelle zu setzen.
Da wir hier ausschließlich vom Glockenankermotor reden, hilft uns neben dem Datenblatt der Versuch um festzustellen in wieweit die achsiale Belastung den Motor verlangsamt. Es ist besser die Schnecke separat zu lagern und über Mitnehmer die radiale Kraft zu übertragen.
Der Schneckentrieb ist, mit den Mitteln des besprochenen Modellbaus stets selbsthemmend, der Wirkungsrad verbessert sich wenn das Schneckenrad möglich wenig Zähne hat.
Im Foto ist mit Schnecke und Schneckenrad Modul 0,2 dargestellt wie ein separates "Schneckenlager" mit dem Schneckenradlagerbock verlötet wurde.
Der Motor ist mit der Schneckenwelle über Kupplung verbunden. Man kann diese mit zwei oder mehreren Stiften und Bohrungen versehen.
Zu den Spurkränzen.
Ich kann tatsächlich nur bei der 99 23-24 auf eine Spurkranzlose Mittelachse stoßen.
Die aufwändigen Lenkgestelle können jedoch nicht für die Trusebahnlok zum Vergleich herangezogen werden.
Auch die 1E1 99 22, also der Vorgänger, hatte noch Spurkränze.
Sinn des Außenrahmens ist es die z.B. Klien-Lindner-Hohlachsen einzusetzen um die entsprechenden Achsen seitenverschiebbar zu machen.
Die 99 61 ist ein schönes Beispiel für eine Schmalspurlok mit 3900mm Radstand wie man diese durch einen Gleisbogen mit 40m Radius bekommt.
Die Hohlachsen waren nicht nur um 20mm seitenverschiebbar, sondern stellten sich zudem radial ein.
In dem Zusammenhang erkennt man den Zweck eines Außenrahmens mit den Kurbeln, die mit den "festen" Kuppelstangen verbunden sind.
Ich sehe mehr den Sinn eines Eigenbaus diese Konstruktion in ein Modell zu übernehmen.
Andreas, wenn ich betrachte welche Schwierigkeiten bereits jetzt in der Vorplanung auftreten, würde ich Dir als erstes Lok-Bauprojekt davon abraten.
Du schreibst, dass Du noch Räder drehen müsstet. Achsen fertigt man sich selbst aus entsprechendem Rundstahl.
Dann passt der (Bachmann) Motor nicht, ebensowenig die Wasserkästen.
Falls Du die Möglichkeit hast, das Original zu vermessen und zu fotografieren, wirst Du sicherlich noch andere Unzulänglichkeiten feststellen.
Fest gelagerte Radsätze, auf welche man zum Schluss die Räder aufzieht, bieten die höchste Präzision. Zudem kann man sich bereits vor dem Aufziehen der Räder
von der Laufqualität des Antriebs überzeugen.
Die Allradauflage ist keine zwingende Notwendigkeit wie beim Original.
Im Modell gibt es keine Massen zu verteilen und auf gut verlegtem Gleis werden auch alle Räder für den Vortrieb sorgen.
Elektrisch sieht die Sache schon anders aus. Hier hilft ein Speicherbaustein über ungenügenden Schienenkontakt hinweg.
Als Küchentischbastler, die wir wohl alle irgendwie sind, ist es sehr schwer, die Räder so aufzuziehen das diese ohne Seitenschlag und zentrisch mit geringstem Höhenschlag drehen. Bei der gezeigten E88 habe ich deshalb den Rädern eine "lange Basis" gegeben, um sie auf die Welle aufziehen zu können. Zudem lässt sich so das einzelne Rad
optimal in der Drehbank bearbeiten. In der Industrie werden die Räder in geeignet Vorrichtungen ausgepresst, über die Ausschussrate schweigt man sich verständlicherweise aus. Anders stellt sich die Sache dar, wenn man einen fertigen Radsatz, z.B. von Teichmann, bezieht. Dann ergibt sich die Federung fast konzeptionell von selbst.
Von Wippen oder Ausgleichshebeln halte ich nicht viel, mehr Aufwand ohne erkennbare Wirkung.
Hierzu muss man sich die Funktion beim Original vor Augen führen, bestehend aus Lastverteilung und freien Federwegen in beide vertikale Richtungen, so dass die Lok "schwebt". Überflüssig für ein Modell. Je enger man die Beweglichkeit hält, desto geringer fallen die Toleranzen an den Kuppelstangen aus und da hakt es doch gerne.
Gruß Wolfgang