Moin moin zusammen,
für meinen Autotransportzug der frühen 50er Jahre fehlen noch diverse X- und Xf-Wagen. Was liegt da näher, als ein herumliegendes Fahrwerk eines Glmhs 35 von Roco mit einem „einfachen“ Bausatz vom Wagenwerk zu versehen? Eigentlich nichts, dachte ich und deshalb: Gesagt – Getan.
Im +Umbausatz für Roco Bremen zum Xfhlm 36, B-09011+ sind nur wenige Teile enthalten:
- ein gefräster, 0,5mm dicker, Messing-Wagenboden
- zwei Rahmenwangen
- vier Stirnwandprofile
- vier Zettelkästen alles in 0,2mm Neusilber geätzt
- Bauanleitung (4 Seiten)
Xfhlm 36 Bauteile ohne die Bauanleitung
Zusammenbau des neuen Wagenbodens
Gleich vorweg aus eigener leidvoller Erfahrung: Nicht in allen Punkten an die Bauanleitung halten!
Geht man nämlich Schritt für Schritt die Bauanleitung durch, kommen erhebliche Probleme mit dem nur 0,5mm hohen Rahmen auf den Erbauer zu. Dieser verzieht sich nämlich unweigerlich, weil sich die abzuklappenden Bauteile (Flächen zwischen den Kastensäulen) nur unter hohem Kraftaufwand abwinkeln lassen. Hier sind die Biegenuten deutlich zu stabil geblieben.
Dieses Bauteil lässt sich durch eine zuvor gebogene Türlaufschiene auch nicht mehr in eine Biegelehre einspannen.
Deshalb wurden beim zweiten Rahmen zuerst die 6 zwischen den Kastensäulen liegenden Flächen um 90° nach hinten gebogen (rote Pfeile). Hierzu ließ sich das Bauteil gut in eine Biegelehre einspannen und die Flächen abwinkeln.
Erst danach wurde die Türlaufschiene (grüne Pfeile) abgewinkelt, beginnend mit dem ganz außen liegenden Abschnitt (siehe Bild). Nachdem die Türlaufschiene dann in Position war, wurde diese mit ein wenig Lötzinn stabilisiert. Dies sollte unbedingt erfolgen (wegen der Stabilität), ich habe an jedem Ende jeweils einen winzigen Lötpunkt gesetzt .
Danach konnten die weiteren Teile abgewinkelt werden:
- Die beiden kurzen Ecken zur Führung des Wagenbodens auf dem Fahrgestell
- Die Kreidetafeln
- Die links der Türlaufschiene liegenden Kastensäulen. Diese sind einmal nach oben und einmal nach unten zusammenzufalten.
Nun konnten diese Teile angelötet werden. Zuerst wurde die Kreidetafel an die Rahmenfläche und die gefalteten Kastensäulen zusammen gelötet. Danach sollte der Rahmen an den Wagenboden gelötet werden.
Aber hier hatte ich ein weiteres Mal ein nicht unerhebliches Problem:
Auf Grund der Materialstärke des Wagenbodens frisst dieser extrem viel Wärme. Dadurch kam anfangs keine sichere Lötverbindung zustande. Auch dauerte der Vorgang sehr lange. Zusätzlich erschwert wurde das Unterfangen dadurch, dass sich dies nicht mittig auf der Lötunterlage erledigen lässt - der Rahmen steht geringfügig über dem Wagenboden über. Die Bauteile sind also „über den Rand hinweg“ auf die Lötunterlage zu legen und zu verlöten gewesen.
Flammenlöten stellte keine Option dar, da sich beide Bauteile zum einen nicht in der richtigen Position zueinander fixieren lassen und zum anderen die Wärmezufuhr für die dünnen Bleche extrem hoch ist (Gefahr des Ausglühens).
Letztlich, mit Geduld und viel Lötwasser ging es, wenn auch manchmal mehr schlecht als recht. Lotrückstände (kleine Knubbel) wurden mit einer Diamantscheibe eingeebnet. Ich sollte mal eine Heißluftpistole versuchen....
Vielleicht sollte man Kleben in Betracht ziehen (was ebenfalls als Möglichkeit in der Bauanleitung steht), das geht aber nur bei einer einwandfrei gebogenen Rahmenwange. In meinem Fall ging dies nicht mehr, weil das Aussehen der ersten Rahmenwange mehr in die Richtung einer in sich verdrehten Schnecke ging und erst mühsam Zentimeter für Zentimeter wieder gerichtet werden musste („Missgeschick“ siehe oben).
Als letztes wurden noch die beiden Zettelhalter auf das Kreidefeld ganz rechts geklebt.
Fahrwerk
Das Roco-Fahrwerk wurde gemäß Bauanleitung auf der Oberfläche eingeebnet. Das betraf die beiden Arretierungen für das Wagengewicht, als auch einen Zentrierdorn für den ehemaligen Wagenkasten. Ansonsten blieb es weitestgehend unverändert. Nur die Griffe unterhalb der Puffer wurden ergänzt. Danach waren noch die in Z-Form abzuwinkelnden Stirnsäulen (-reste) aufzukleben. Über deren genaue Position schweigt sich -die ansonsten auch dürftige- Bauanleitung aus. Hier ist der Band 5 der Güterwagenreihe von Stefan Carstens zu Rate zu ziehen. Er hat glücklicherweise eine Zeichnung der Frontansicht im Buch veröffentlicht. Sie wurden auf die Pufferbohle geklebt, etwa dort, wo unterhalb der Puffer der Griff endet.
Nach dem gründlichen Reinigen wurde der neue Wagenboden auf das Fahrgestell geklebt. Zum noch ausstehenden Lackieren müssen nun natürlich die Kurzkupplungskulissen und die Achshalter (nur innen) abgeklebt werden.
Nach dem Lackieren folgt dann noch die Beschriftung. Diese fehlt dem Bausatz, sie ist dem extra zu bestellenden Gaßner Beschriftungssatz +G351 X-Wagen+ zu entnehmen.
Xfhlm 36 von schräg vorne - mmhh, noch nicht alles gerichtet - wie ich gerade sehe
Xfhlm 36 von oben
Xfhlm 36 von der Seite
Xfhlm 36 von vorne
Xfhlm 36 von unten
Fazit:
Ja, es kommt ein schöner Wagen dabei heraus. Auch halten sich die Investitionen für Grundmodell und Umbausatz in einem angenehm niedrigen Rahmen.
Aber ehrlich?
Trotz seiner nur wenigen Bauteile setzt dieser Bausatz ein sehr hohes Maß an Fertigkeiten, Erfahrungen und Geduld voraus. Dieser Bausatz ist nichts für jemanden, der das erste Mal einen Umbausatz zusammenfügen möchte. Dafür hat er einfach zu viele Fallstricke. Eher was für die Dauerfrokler unter uns, mit den entsprechenden Fertigkeiten, Erfahrungen und dem auf solche Bausätze abgestimmten Werkzeugpark (ohne Biegelehre geht hier gar nichts!). Gut das es von dem Wagen laut Carstens Band 5 im Jahr 1958 nur 40 Wagen gab...
So, jetzt liegen ein paar Wagen für die Lackierung bereit. Es lohnt sich also, das Werkzeug herauszunehmen und die kleine Serie "in Farbe zu tauchen". Dazu dann später mehr, etwa gegen Ende Februar.
Herzliche Grüße
Andreas