Moin Moin, liebe Mitleser, heute geht es an den Tender…
Tender – Aufbau, Rahmen, Radsätze
Der heutige Beitrag wurde bereits im Thread "Besuch im AW Kolvoerde" veröffentlicht. Jedoch habe ich mich dort auf Steifrahmentender in beiden Bauarten - für offene und geschlossene Führerhäuser- bezogen. Hier nun der Bericht ausschließlich für einen Tender für ein offenes Führerhaus mit einigen wesentlichen baulichen Ergänzungen zur Erstveröffentlichung.
Der Aufbau des Gützold Tenders wurde abgerüstet (Leiter, Griffstange). Dann wurde die Vorderfront des Aufbaus –nur im Bereich des Kohlenkastens- abgesägt. Im Anschluss habe ich damals das Weißmetall-Bauteil von Günther, das die neue Front für ein offenes Führerhaus darstellt, passgenau angeklebt.
50 2960 neue Tendervorderseite
50 2960 neue Tendervorderseite Lokführerseite
Vom Kohlenkasten wurden der Kohleneinsatz und die hintere Wand des Kohlenkastens herausgesägt. Der Kohlenkasten wurde nun mit zwei 1,0mm Polystyrolplatten um 6,2mm verlängert und mit einer weiteren Polystyrolplatte von 20,9mm hinten verschlossen. Die Platten sind nun 12,1mm hoch (vorher 13,04mm).Nun 12,1mm hoch? – Ja, vor der Vermessung waren sie ja noch 13,04mm hoch.
50 2960 Tenderaufbau Steifrahmentender off FH
Denn manchmal steckt der (Bastel-) Teufel im Detail:
Bei Vermessungen und dem Abgleich mit Maßzeichnungen wurde festgestellt, dass das Günther-Bauteil in der Gesamthöhe zwar korrekt, die obere Quertraverse des Kohlenkastens mit den charakteristischen dreieckigen Versteifungen jedoch um 1,15mm zu hoch war. Dadurch passt zwar der Kohlekasten des Gützold Steifrahmentenders perfekt, aber der gesamte Kohlenkasten ist eben um diesen „Millimeter“ zu hoch geraten. Abhilfe schaffte neben dem Absägen der zu hoch angesetzten Traverse am Güntherbauteil nur das Abschleifen des Kohlenkastens. So entstand der typisch schlanke Kohlenkasten. Ich habe die obere Quertraverse mit einem hauchdünnen Sägeblatt in der Bohrmaschine abgetrennt. Dadurch sägt man ganz knapp vor der Nachbildung der Kohlenkastentür entlang – ohne diese zu beschädigen! Die Traverse mit den Versteifungen wurde aus Polystyrol neu angefertigt werden.
50 2960 Tender Kohlenkasten ausgesägt
50 2960 Tender Kohlenkastenbauteile
50 2960 Tender nach erster Bauphase-1
50 2960 Tender nach erster Bauphase-2
Zugegeben: Komplizierter kann ein nachträglicher Eingriff in die Substanz kaum sein. Ich habe den oberen Abschluss des Kohlenkastens nicht einwandfrei hinbekommen, weshalb er noch einmal mit Zweikomponentenkleber nachbearbeitet werden musste. Also: Wer das nachbaut, bitte vorher den Kasten kürzen!
Natürlich ist dieses Nacharbeiten nicht so einfach zu bewerkstelligen. Ich habe eine gerade und glatte Messingplatte von 0,5mm Stärke genommen. Sie wurde im Kontaktbereich mit Seife eingerieben (als Trennschicht). Anschließend wurde der Klebstoff zäher angerührt als normal und als feiner Streifen auf den Kohlenkastenrand gelegt. Nun die Platte darüberlegen und beschweren, gründlich aushärten lassen
(ca. 30 min).
50 2960 Reparatur Kohlenkasten
Anschließend mit einem scharfen Skalpell vorsichtig am Rand auf der Messingplatte entlangfahren und den Aufsatz vorsichtig abhebeln. Auf der Platte bleiben nur geringe Rückstände übrig und der Kohlenkasten hatte eine neue, noch zu bearbeitende Kante.
50 2960 Reparatur Kohlenkasten Platte abgenommen
Nun wurde die Kante vorsichtig mit Skalpell (fürs Grobe) und Schleifpapier bearbeitet, bis eine saubere Kante entstand. Diese Prozedur habe ich auch schon zur Reparatur anderer Bauteile mit geraden Abschlüssen im Modellbau verwendet.
50 2960 Reparatur Kohlenkasten bearbeitet
Der Werkzeugkasten des Gützold-Aufbaus entspricht dem des Steifrahmentenders für geschlossene Führerhäuser und ist deshalb 3,4mm zu hoch. Er zeigt an der Seite zwei übereinanderliegende Werkzeugschränke mit separaten Türen. Zwischen diesen beiden wurde der Schrank getrennt. Dadurch wird das richtige Maß genau getroffen.
50 2960 Tender in der Bauphase-1
Das nun entstehende Loch in der Rückwand wurde mit einem weiteren Stück einer 1,0mm Polystyrolplatte verschlossen. Zwei kleine Dreiecke aus 1,0mm Kunststoff wurden angefertigt und auf den verbleibenden Werkzeugkasten geklebt. Darauf wurde ein 0,25mm dickes evergreen-Profil mit den Maßen 22,25mm Länge x 5,3mm Breite als Deckel geklebt.
50 2960 fertiger Werkzeugkasten
Für den Schürhaken wurden L-förmige Auflagen aus flachgeklopften 0,45mm Draht gebogen und auf der Heizerseite in 0,6mm Bohrungen eingeklebt. Hier sitzen die Drähte recht stramm drin. Drei Bohrungen sind notwendig: die erste hinter der neuen Tenderfront mit 8,6mm Abstand zum oberen Kohlenkastenrand, die zweite mit 9,00mm Abstand knapp oberhalb der ersten Kohlenkasten-Versteifungsstrebe, die dritte mit 9,6mm Abstand neben der dritten Kohlenkasten-Versteifungsstrebe. Alle drei Bohrungen ergeben eine gedachte gerade Linie nach schräg unten. Die Auflagen sind 3mm lang und 1mm hoch, stehen aber nur rund 2mm vor. Der Schürhaken wird an der vorderen Auflage nur am Griff eingehängt und liegt auf den beiden anderen Auflagen auf.
50 2960 Schürhakengestell und neuer Kohlenkasten
Immer mal wieder auftretende Schäden am Kunststoff habe ich mit Revell Plasto aufgefüllt und nach dem Aushärten verschliffen.
Die Entlüftung des Wasserkastens direkt hinter dem Kohlenkasten besteht aus einem 0,5mm Messingdraht, für den mittig ein 0,5mm Loch von oben in den Wasserkasten gebohrt wurde. Der Draht wurde eingeklebt und bekam obenauf eine winzige Entlüftungsöffnung aus einem 1,0 x 1,0 x 1,0mm Kunststoffstück, das auf drei Seiten leicht abgeschrägt wurde.
50 2960 Wasserkastenentlüftung
Die Wasserkastendeckelgriffe wurden abgeschabt, 0,3mm Bohrungen eingebracht und anschließend ein 0,2mm Messingdraht passend gebogen und freistehend eingeklebt. http://abload.de/image.php?img…0freistehenderwatfy6j.jpg50 2960 freistehender Wasserkastendeckelgriff
Die Nachbildungen der Schrauben, die beim Vorbild die Kälteschutzmatten hielten, wurden mit 1000er Schleifpapier glattgeschliffen.
50 2960 Tenderwand geschliffen
Weitere Änderungen am Aufbau betrafen die Halterungen für die Laternen am Tender. Bei diesem Baulos der Steifrahmentender wurden die Laternen in Halterungen gesteckt, die in einem H-Profil saßen. Die angegossenen Laternen am Werkzeugkasten wurden deshalb abgeschabt und mit Revell-Plasto aufgefüllt; nach dem Trocknen wurde überstehendes Material glatt geschliffen.Für den Bau der neuen Halterungen eignet sich ebenfalls ein 4,0mm H-Profil von evergreen. Es wurden zwei Stücke von etwa 2,5mm Länge abgeschnitten. Sie wurden im Profil dreieckig zugeschnitten. In die waagerechte Platte wurde ein 0,9mm Loch, im Abstand des Trägerfußes der Weinert DRG-Laterne zum vorderen Rand, gebohrt. Das sind etwa 0,3 bis 0,5mm! Damit diese Halterung auch am Tender hält, wurden zwei 0,3mm Bohrungen im Abstand von 0,6mm zum unteren Rand des Werkzeugkastens gebohrt. Zwei 0,2mm Messingdrahtstücke wurden als Auflage eingeklebt. Sie liegen in den äußeren Ecken des Laternenhalters und sind in der Frontalansicht nicht zu sehen. Nun wurden die Laternenhalter mit der geraden Seite an die Wand des Werkzeugkastens und auf die Messingdrahtstücke geklebt. Auf diese Trägerplatten werden nach dem Lackieren die beleuchteten DRG-Laternen geklebt.
50 2960 Tender Laternenhalter
Die Elektroleitungen waren leider auf keiner Aufnahme richtig auszumachen. Also habe ich mich an einem 2‘2’T26-Tender orientiert. Sie wurden aus einem 0,2mm Messingdraht auf dem Werkzeugkasten aufgeklebt, der Verteiler wurde mit einem 1,0 x 1,0mm und 0,25mm dicken Stück Pappe dargestellt. Der Draht beginnt jeweils in einer 0,3mm Bohrung oberhalb eines Laternenhalters. Das freie Ende (um den Werkzeugkasten herum und am Wasserkasten herunter) endet innerhalb einer Bohrung in der Rahmenversteifung. Zur freien Demontage von Aufbauten und Fahrwerk bleibt dieses gesamte Ende beweglich, es ist nicht geklebt.
50 2960 Tender Elektroleitungen
Nun wurde der Aufbau wieder zugerüstet. Hierzu wurde eine Tenderleiter für den Wannentender von Weinert in Bohrungen mit 0,9mm Durchmesser auf der Lokführerseite montiert. Die beiden oberen haben unter sich einen Abstand von 2,9mm. Sie liegen 2,3mm unter der Wasserkastenoberkante und 1,0mm neben der Wasserkastenseitenkante. Die untere Bohrung liegt 12,8mm unter der Wasserkastenoberkante. Ein Schlusssignalhalter wurde am oberen Ende des Aufbaus in eine 0,7mm Bohrung eingesetzt. Eine kleine Griffstange wurde aus 0,3mm Messingdraht neu gebogen. Sie wurde so eingesetzt, dass sie neben dem oberen Ende der Leiter auf dem Wasserkasten steht.
50 2960 Tenderrückseite zugerüstet
50 2960 Tender neue Draufsicht
Am Rahmen des Tenders wurden ebenfalls einige Arbeiten durchgeführt. Die Pufferbohle ist bei Gützold eine einfache glatte Fläche. Die Form stimmt jedoch nicht mit Vorbildaufnahmen überein. Deshalb habe ich für den Tender eine neue Pufferbohle angefertigt. Hierzu wurden 0,4mm Polystyrolstreifen von evergreen in verschiedenen Breiten verwendet, aus dem 7 Stücke angefertigt wurden. Ein Streifen, 4,0mm breit und 24,4mm lang, dient der Aufnahme des Kupplungsflansches, der Sockelplatten und Bremsschläuche. In dieses Bauteil wurden zwei längliche ovale Öffnungen eingebracht, je links und rechts neben den Kupplungsflansch. Sie haben einen Durchmesser von 1mm und sind 3,5mm lang. Aus ihnen treten die Verbindungsleitungen zu den Bremsschläuchen heraus. Der untere (zweite) Streifen, 4,8mm breit und 24,4mm lang, nimmt die Rangiergriffe unter den Puffern und die Absperrhähne analog zur Lok auf. Der dritte Streifen, ebenfalls 4,0mm breit und 24,4mm lang, schließt die Pufferbohle nach oben hin ab. Vier kleine Teile, 2,5mm breit und 3,6mm lang für die Seitenwangen und die Verstärkungen in der Pufferbohle vervollständigen die neue Pufferbohle. Sie wurde – analog zur Lok- noch mit dem Kupplungshaken und den Federpuffern (nach der Lackierung) versehen. Die neue Pufferbohle wurde mit Zweikomponentenkleber am Rahmen befestigt.
50 2960 Tender neue Pufferbohle-1
50 2960 Pufferbohle Steifrahmentender
Die Bremsluftleitungen zu den Bremsschläuchen müssen jetzt noch nachgebildet werden. Sie werden aus 0,6mm Messingdraht nachgebildet. Vor der Montage werden sie in Form gebogen und von unten an die Weinert-Messing-Bremsschläuche gelötet, die ihrer Angüsse beraubt wurden. Diese neue Konstruktion wird in eine entsprechende Bohrung innerhalb der Pufferbohle eingeklebt. (Wegen fehlendem Werkzeug noch auf der To-Do-Liste -> Keine Bilder)
Hier ein gutes Bild einer Rückseite eines Steifrahmentenders. Es diente mir in Teilen als Grundlage:
52 6001 Quelle EISENBAHNSTIFTUNG
Am Außenrahmen wurden die -je Seite- sechs Versteifungsdreiecke mit einem 1,2mm-Bohrer aufgebohrt. Auf der Heizerseite wurde das am vorderen Ende des Tenders liegende Dreieck wegen dem nachgebildeten Luftbehälter nicht aufgebohrt. Der Kunststoff wölbt sich dabei nach Außen, die Dreiecke wurden deshalb flächig mit einem Skalpell nachgearbeitet.Die Bohrungen in den Rahmenwangen im Bereich der Federung wurden nicht geöffnet. Hier erfüllt mattschwarze Farbe den gleich optischen Effekt, zumal der Messingrahmen darunter sowieso mit Farbe hätte behandelt werden müssen. Der Rahmen des Tenders erhielt zwischen den Wangen des Außenrahmens die rückwärtige Versteifung mit einer Breite von 21,14mm und einer Höhe von 7,65mm aus Kunststoffprofilen. Hierfür wurde Profil 0,4 x 1,5mm und 2 x 2mm als obere „Klebekante“ verwendet. Die Schienenräumer wurden aus 0,4 x 1mm Profil hergestellt. Geklebt wurde mit Sekundenkleber.
50 2960 Tender Rahmenversteifung
Die nicht vorhandene hintere Querwelle des Lastausgleichs wurde aus einem 0,5mm Messingdraht nachgebildet, für den in die Hebel ein Loch gebohrt wurde. Das geht ohne Probleme, da die Rahmennachbildung aus Kunststoff ist. Zur Demontage des Rahmens wurde der Draht nur gesteckt.
50 2960 Tender neue Pufferbohle neue Welle
50 2960 Tender neue Rückansicht
Die Radsätze sind schnell abgehakt. Nach Demontage von Aufbau und Rahmen wurden die Radsätze mit einer Radsatz-Abziehvorrichtung (von Fohrmann) von den Achsen abgezogen. Das anschließende Abdrehen auf RP25-Profil hat, wie bereits erwähnt, Herr Reitz von Reitz-Modellbau durchgeführt.
50 2960 Tender neue Seitenansicht
Soweit mein Beitrag für heute. Im nächsten Teil gehe ich auf die Elektrik / Elektronik ein. Da ich da noch dran bin, kann es ein wenig dauern, weshalb ich um Geduld bitte.