Teil 2: Grundsätze für die Modelllokomotiven
Im Teil 1 unseres AW-Besuches habe ich über meine Vorbild-Grundsätze für authentische
Modelllokomotiven gesprochen.
Heute nun Teil 2 dieser Grundsätze, dieses Mal befasse ich mich jedoch mit den
Modellgrundsätzen.
Zugegeben:
Modellgrundsätze zu definieren ist nicht so einfach! Jeder hat da so seine
Vorlieben, jeder hat andere „äußere“ Einflussfaktoren, die die Grundsätze mal
mehr, mal weniger beeinflussen. Und dann spielt ja auch noch das ganz
persönliche positive Empfinden („Schöne Lok!“) eine gehörige Rolle bei einer Modellauswahl.
Meine äußeren Einflüsse sind:
Der FREMO
- Fährt DC – Gleichstrom
- Fährt DCC – Digital
- Nutzt RP25-Radsätze, Code 100 oder Code 88
- Nutzt Bügelkupplung
- Hat ein „gemischtes“ Gleissystem mit Gleisen von 1,5mm bis 2,5mm Höhe,
je nach Gleisalter
- Hat Weichenwinkel von 6° bis 15°, je nach Bahnhofsalter
- Hat Radien bis herab auf 1000mm
- „Betriebsspuren“ erwünscht
- Lokkarte erwünscht
Die (geplante) Heimanlage mit zusätzlichen und/oder besseren Vorgaben
- Gleise Code 55, Code 70, Code 75 (1,5mm bis 1,9mm)
- Ausschließlich Weinert oder RST-Gleis
- Weichenwinkel 6° bis 8,6° (1:9 / 190 ; 1:6,6 / 190)
- Radien über 1000mm
All diese Faktoren gilt es bei (m)einem Fahrzeugbau zu berücksichtigen. Deshalb ergibt sich
so ganz von alleine ein Katalog mit Baugrundsätzen für Modellokomotiven, der
dann beliebig mit eigenen Vorlieben ergänzt werden kann.
Auch ich habe das so gemacht, aber ich wollte meine Qualität ein wenig steigern.
Für meine Modelllokomotiven haben sich daraus 2 „Pflichtenhefte“ ergeben, eines für den
FREMO (robuste Loks, geringe Detaillierung, vertragen auch mal die „harte Hand“
im SBF) und eines für die Heimanlage (mit feinerer Detaillierung, fasst man
besser mit den berühmten weißen Handschuhen an).
Meine Grundsätze
Für den FREMO und damit das Mindestmaß für die Heimanlage sind die Grundsätze:
- DC - DCC
- RP25, Code 100
- OBK oder Kupplungsbügel / Kupplungshaken in der Pufferbohle
- Alterung, Weathering, Betriebsspuren anbringen (oder wie man das auch nennen mag)
- Robuste Detaillierung nach Vorbild
- Abgebrochene Details durch Originalteile ersetzen
- Lokkarte nach FREMO-Norm
Zusätzlich gibt es für die auf der Heimanlage eingesetzten Lokomotiven folgende
Grundsätze:
- Falls notwendig: Ersatz abgefahrener Radsätze durch Weinert RP25, Code 100
- Falls notwendig: Ersatz eines defekten Motors durch Faulhaber-Motor mit großer
Schwungmasse
- Falls notwendig: Ersatz der Steuerung durch Weinert-Steuerung
- Analoge Loks mit Schnittstelle nach NEM 652 (8-polig) ausstatten
- Decoder mit Feintuning: Auslauf sehr lang, Anfahrverhalten ebenfalls sehr langsam
- Federpuffer
- Detaillierung konsequent nach Vorbild (z.B. Heizschläuche, Absperrhähne, Zuglaufschild,
geänderte Schienenräumer, Kesselbauteile, weitere Besonderheiten)
- Führerhaus mit Inneneinrichtung (z.B. Windschutzwände oder Windschutzdecke, Dachhaken,
Griffstangen, weitere Besonderheiten – soweit bekannt)
- Weitere Vorbildlackierungsvarianten, sofern vorhanden (dazu mehr in den
Lokbeschreibungen)
- LED-Beleuchtung (soweit nötig und möglich)
- Anlegen Betriebsbuch
Jetzt ist eigentlich alles festgelegt, oder?
Halt, da gibt es noch etwas zu sagen: Trotz aller Kritik von (fast) allen Seiten:
Der Antrieb in der Lok soll nach Möglichkeit erhalten bleiben. Ich habe
bisher keine schlechten Erfahrungen damit gemacht.
Des Weiteren:
Da gibt es natürlich noch einiges, was ich noch immer nicht abschließend
beurteilen und entscheiden konnte.
Dazu wird wohl noch einiges an Kommunikation hier im Forum notwendig werden.
- Seitenspielbegrenzung der Radsätze?
- 3-Punkt-Auflage der Radsätze?
- Beleuchtungsspielereien wie Führerhaus – und Fahrwerkbeleuchtung oder
Rangiersignale (mit Duo-LED)
- Eventuell: Umbau des Getriebes für reduzierte Höchstgeschwindigkeit
Jetzt suche ich mir zur gewählten Vorbildlok eine in etwa passende Modelllokomotive aus
(meistens gebraucht, jedoch auch ab und an eine Fabrikneue). Wenn diese dann
vor mir steht, geht es mit ihr ins
H0-AW Kolvoerde
Zuerst einmal erfolgt eine Bestandsaufnahme des Arbeitsaufwandes.
- Welche Teile sind abgebrochen, gebrochen, oder von vornherein fehlend?
- Läuft der Antrieb ordentlich, ist die Beleuchtung in Ordnung?
- Ist der Rahmen eine „Banane“ oder gerade?
- Schon digitalisiert, oder ist an der Elektrik „gebastelt“ worden?
Die Ersatzteilbestellung (z.B. von Roco oder den einschlägigen Kleinserien-Anbietern) ist der
abschließende Schritt, bevor ich endlich an die Umbauten gehen kann.
Kleine Exkursion zu den Bauart-Varianten allgemein
Durch meine Epochenauswahl habe ich die Möglichkeit, von den Lok-Baureihen 50 und 52 ein
breites Spektrum verschiedener Bauzustände, bzw. deren Unterschiede darzustellen.
Bei den Lokomotiven der BR 50 gibt es eine fast schon unübersehbare Vielzahl an
Bauunterschieden, die definitiv nicht alle ins Modell umgesetzt werden können.
Ich bin beim Durchzählen bisher auf rund 80 Varianten gekommen! Und es gibt
sicherlich noch einige mehr.
- mit Wagner- oder Witte-Windleitblechen, oder ganz ohne
- Führerhaus mit 1 oder 2 Seitenfenstern, mit Normallüfter oder Dachhaube, offen oder
geschlossen, mit runden oder eckigen Fensterschirmen
- Umlauf geschlossen oder offen, kurz (bis Zylinder) oder lang (bis Rauchkammer) oder
nur unter der Rauchkammer geschlossen, oder Varianten dazwischen
- Kessel 2, 3 oder 4-domig, mit runden oder flachen Sandkästen, oder dem eckigen der
BR52, oder Franco-Crosti
- Verschiedene Zylinder-Einströmrohre (gerade rund, geschwungen rund und geschwungen eckig)
- Tender der Bauarten 2‘2’T26 Norm, 2‘2’T26 mit Versuchskabinen, 2‘2’T26 Kabine, 2‘2’T30 Wanne,
2‘2’T34 Wanne, K4T30 Steifrahmen
Auf alle weiteren Unterschiede gehe ich dann bei den einzelnen Lokbeschreibungen
ein.
So, und jetzt schütteln wir das Ganze kräftig und erhalten immer wieder eine neue
Variante.
Bei der BR 52 ist die Auswahl etwas eingeschränkter, das liegt vor allem daran, dass es doch
so gut wie gar keine Aufnahmen dieser Lokbaureihe (aus dem Ruhrgebiet) gibt.
Trotzdem sind möglich:
- Ohne Mischvorwärmer (Standardbauart) oder mit Mischvorwärmer der Bauarten:
o Henschel mit und ohne Rauchkammeraufbau oder Drei-Trommel-Mischvorwärmer
o Heinl
- Tender der Bauarten 2‘2’T30 Wanne, 2‘2’T13,5 Kondens, 2‘3’T16,5 Kondens,
2‘2’T26 für geschlossene Führerhäuser, K4T30 Steifrahmen
- Auf alle weiteren Unterschiede gehe ich dann bei den einzelnen Lokbeschreibungen
ein.
Im dritten Teil geht es jetzt endlich an die Umbauten. Damit ein wenig Vorfreude aufkommt hier mal eine
kleine Liste, welche Lokomotiven einmal entstehen werden. Kenner der Materiewerden die
Besonderheiten einiger dieser Loks schon kennen, für alle andere gilt: Dran bleiben!
50 220
50 739
50 1247
50 1337
50 1503
50 1565
50 1847
50 2500
50 2759
50 2843
50 2934
50 2960
50 3153
50….
52 138
52 142
52 1950
52….
Na, kennt jemand die Lösungen?
So, und jetzt wie immer: Feuer frei für Kritik, Anregungen, Tipps!
Quellen:
http://www.fremo-net.eu
EK,Ebel/Wenzel, Die Baureihe 50, Band 1: Deutsche Reichsbahn
EK, Ebel/Wenzel, Die Baureihe 50, Band 2: Deutsche Bundesbahn
EJ, I/97, Obermayer, Die Baureihe 50
EJ-special,2/2013, Obermayer, DB-Baureihe 50