Die 3 Stinker von Wernigerode

  • Am letzten Dienstag fuhr ich mit meiner Frau nach Wernigerode um mit der HSB auf den Brocken zu fahren.


    Schon als wir aus dem Auto ausstiegen schlug uns beißender Geruch von verbrannter Kohle entgegen. Die Ursache waren drei Damploks, die vor sich hin köchelten. An diesem Nachmittag machten wir erstmal einen
    Stadtbummel durch Wernigerode. Der beißende Geruch war in der ganzen Stadt zu riechen. Als wir am nächsten Morgen zurückkamen standen die 3 Loks immer noch da und schmauchten vor sich hin.




    Das rechte Gleis zur Drehscheibe war früher einmal mit den DB Gleisen verbunden und die Drehscheibe hatte ein 4-Schienengleis.




    Unsere Lok fuhr erstmal zum Bekohlen und Wasserfassen



    In der Zwischenzeit fuhr schon mal ein Harzkamel in den Bahnhof




    Die beste Ehefrau von allen zeigt mir wo ich sie gleich finden kann.




    Ich werde natürlich schon erwartet



    In Drei Annen Hohne wurde wieder Wasser gefasst





    In Schierke wird nochmal nachgetankt bevor die letzte Etappe zum Brocken genommen wird



    Auf dem Rückweg vom Brocken mussten wir auf dem Stumpfgleis oberhalb von Schierke auf den Gegenzug warten




    Leider hat der Borkenkäfer wieder einmal im Harz zugeschlagen. So schlimm, wie schon lange nicht mehr.




    Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Auto nach Gernrode und von dort weiter durchs Selketal. Der renovierte Güterboden von Gernrode war einigen "Künstlern" zum Opfer gefallen.
    Dieser Vandalismus war mir schon vor ca. 15 Jahren bei Bahnhöfen im Selketal aufgefallen.



    In Alexisbad wartete schon der Triebwagen nach Gernrode




    Leider sind ein großer Teil der Züge durchs Selketal gestrichen worden, weil es keine richtigen Ziele gibt, die man besuchen kann und weil letztes Jahr 15 Lokführer und Heizer gekündigt haben.
    Wernigerode hat die höchsten Mieten im Harz. Da kommt man mit 2.100 Euro Lokführergehalt nicht weit.


    Bis demnächst
    Martin

  • Hallo Martin,
    erst mal herzlichen Dank, daß Du uns auf Deinen Ausflug mitgenommen hast.
    Schöne Bilder hast Du aus einer Gegend, die ich sehr gut kenne (ich bin zwischen 1988 und 1995 etwa alle sechs Wochen oben gewesen), mitgebracht. Irgendwie machen sich bei mir nostalgische Gefühle breit!
    Vielleicht sollt eich mal meine Dias scannen lassen.... und hier mal was vorstellen.


    Einige Deiner Ausführungen mag ich aber nicht unwidersprochen stehen lassen.
    Sicherlich, der Dampflokrauch ist in höherer Konzentration unangenehm. Aber Diesellok im Warmhaltebetrieb finde ich persönlich unangenehmer (ich habe in Westerntor bis zu vier Kamele im "Standby" erlebt).
    Im Winter war und ist mit Einschränkungen der Hausbrand aber deuitlich unangenehmer- hier ist Dir vor der Wende wirklich der Atem weggeblieben.
    Wenn es die Wende nicht gegeben hätte, wäre die Bahn heute komplett verdieselt. Nur mit großen Anstrengungen hat man die Harzbullen überhaupt am Leben halten können. Inzwisschen ist bei den im Betrieb befindlichen Bullen eine weitgehend neue Lok an die alten Nummern geschraubt worden. Neue Kessel und Rahmen haben überhaupt einen Betrieb möglich gemacht.


    Glücklicherweise ist die Bahn weitgehend erhalten geblieben- für den Güterverkehr gibt es nun leider keine Grundlage mehr.
    Allerdings hat man sich eben auf den touristischen Höhepunkt- eben den Brocken Konzentriert. Und so gibt es leider nur ein Zugpaar von Quedlinburg durch das wunderschöne Selketal zum Brocken. Das bedeutet aber nicht, daß es im Selketal nichts zu sehen gibt- ich denke hier nur an das Mausefallenmuseum in Günthersberge, fantastische Wanderwege durchs Selketal. Nur, wie gesagt- man konzentriert sich auf den Brocken- da mag alles andere etwas hinten runter fallen.


    Dadurch sind eben auch nur die Triebwagen im Selketal unterwegs- was wiederum bedeutet, daß hier die Touristen nochmal ausbleiben. Bei einem Dampfbetrieb dürfte sicherlich der eine oder andere hier anreisen.
    Auch sind die Eisenbahnfreunde mitschuld- es wurde immer mit dem Auto nebenher gefahren, kaum einer hat in die Züge gefunden.
    Aus dem Zug hat sich die legendäre Doppelausfahrt in Alexisbad eben nicht fotografieren lassen.


    Im Nationalpark "Hochharz" uberläßt man den Wald (oder vielmehr das Fichtenfeld) sich selbst. Die Preise sind derart gefallen, daß sich das Holz schon vor Jahren kaum hat vermarkten lassen. Zudem hat men es nach der Wende verstanden- ein viele Jahre lang unberührtes, aber gepflegtes Gebiet als Nationalpark zu erklären. Damit ist ein wichtiger Schutz für dass Harzklima, die Flora und Fauna gelungen.
    Nun also soll sich über Jahrzehnte ein natürlicher Wald (ähnlich dem Bayrischen Wald) bilden. Das setzt aber voraus, daß man hier nur noch die schlimmsten Schäden auf behutsame Weise behebt. Das bedeutet aber eben auch, daß hier nur mit dem Pferdegespann geräumt wird.


    Zum beschmierten Güterschuppen- fehlen mir die Worte! Erinnert mich an Mägdesprung, dort sah es zeitweise ähnlich aus....


    Ich hoffe, daß Euch der Ausflug in den Harz gefallen hat. Und Ihr vielleicht mal wieder hinreisen werdet. Wir werden es ganz bestimmt tun- meine Frau möchte nämlich unbedingt im November hin. Wenn die Nebel wabern, aus dem Wald scheinbar mystische Gestalten auf einen zukommen...


    Viele Grüße
    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


  • Hallo Christian,
    Das war jetzt in 25 Jahren der 5. Ausflug in den Harz und bestimmt nicht der letzte. Vor ca. 12 Jahren bin ich von Stiege nach Alexisbad mit einer Dampflokomotive gefahren. War schon aufregend, wie knapp die Lok an den Felsen vorbeifuhr. Mägdesprung war damals mit eingeschmissenen Scheiben nicht schön anzusehen. Das Gebäude war gerade frisch renoviert. Leider konnten wir nicht weiter als Alexisbad fahren, weil wir sonst nicht mehr nach Stiege zurückgekommen wären. Deswegen sind wir jetzt auf dem Rückweg mit dem Auto durchs Selketal gefahren. Nächstes Mal wieder mit dem Zug. Auf dem Brocken war ich jetzt oft genug.


    Ich gebe dir recht Diesel Abgase sind schlimmer aber soviel Qualm habe ich in Wernigerode noch nie erlebt.


    Auf dem Rückweg von Brocken sind wir in Schierke ausgestiegen und durch den Wald nach Drei Annen Hohne gelaufen. Überall warteten Fichtenstämme auf die Abfuhr. Bis zu einem Alter von 20 Jahren war das Holz noch in Ordnung. Alle älteren Stämme waren innen verfault.
    Diese Bilder werden natürlich der Vergangenheit angehören, wenn man den gesamten Nationalpark Harz sich selbst überlässt. Zur Zeit sind es schon 41%.


    LG Martin