Die Geschichte mit den Heavyweights.

  • Hallo Leute!
    Als Heavyweights (auf Deutsch etwa Schwergewichte) werden bei den US Bahnen die schweren genieteten Ganzstahl Personenzugwagen bezeichnet. Diese Wagen traten ab 1910 die Nachfolge der hölzernen Vorgänger an. Von einer sehr schwergewichtigen Bauart versprach man sich mehr Fahrkomfort und mehr Sicherheit, z. B. hatten die Wagen sogar Betonfußböden. Das erforderte denn auch 3-achsige Drehgestelle.


    Für die Teilnahme an der Southwest Division benötigte ich eigentlich einen sog. Waycar. Solche kombinierten Pack- und Personenwagen wurden auf Nebenstrecken anstatt des bekannten Cabooses am Schluß der Güterzüge mitgeführt. Sie boten also auch Beförderungsmöglichkeit für Bahnreisende an. Per langfristigen Verträgen und Gesetzen waren die Bahngesellschaften, auch als es sich nicht mehr wirtschaftlich lohnte, noch Personenverkehr anzubieten. Mit solchen, GmP würde man hierzulande sagen, kamen sie dieser Verpflichtung nach.
    Dafür wurden dann ältere Reisezugwagen mit Gepäckabteil genommen die entsprechend angepasst wurden. So z. B. erhielten diese Wagen Kohleöfen zur Beheizung.


    Meine gewählte Bahngesellschaft ist die AT&SF, ausgeschrieben Atchison, Topeka & Santa Fe und dürfte auch hier ein Begriff sein. Ich möchte hier auch keine schnellen Züge mit glanzvollen Namen darstellen, sonder eher die alltäglichen Züge auf den weniger bekannten Nebenstrecken. Nachdem ich hier günstig an 2 Dampfer nach Santa Fe Vorbild gekommen bin, brauchte ich die passende Ergänzung dafür. Und wie es halt so üblich ist, abseits des Mainstreams ist schlecht oder fast nichts zu bekommen.


    Den Anfang machte eine gebraucht erworbene alte Rivarossi Combine (eben dieser kombinierte Pack- und Personenwagen) , zwar auch in falscher Beschriftung aber immerhin eine Bastelgrundlage. Sicher es waren auch perfekte Brass-Modelle zu haben, aber, nachdem bei e-bay "Auktionen" die 500$ Marke geknackt oder touchiert wurden, keine wirkliche Alternative für mich. Da war ein 20€ Rivarossi die weisere Entscheidung.
    Nachforschungen über das Vorbild brachten erhebliche Unstimmigkeiten zu Tage.
    So war der Rivarossi Wagen in diesem Fall zu lang und musste etwas gekürzt werden.
    Des weiteren gibt es bei den Santa Fe Heavyweigts eine typische Besonderheit, das Santa Fe Sill. Das sind die aussenliegenden Längsträger in Form einen offenen U-Profils:
    http://www.railroadforums.com/…showphoto.php?photo=19729
    Hier bei diesem restaurierten Museumswagen gut sichtbar.


    http://rrpicturearchives.net/showPicture.aspx?id=2603648
    Zum Vergleich ein Wagen in Standardausführung. An diese Standardausführung mit verkleideten Längsträgern haben sich alle Hersteller von Heavyweight Modellen gehalten. Stimmig für alle anderen Bahngesellschaften, aber eben nicht für die Santa Fe.
    Was tun?
    Also unten ein Stück vom Wagenkasten absägen und dafür ein Stück U-Profil einsetzen.




    Das ist der auseinander gesägte und schon wieder zusammengefügte Rivarossi Wagen.



    Das herausgesägte Stück Wagenkasten.



    Das andere Ende. Vom Kasten ist unten auch schon das Stück herausgesägt worden.



    Es galt hier den Batteriekasten zu erhalten.



    Hier ist das U-Profil eingeklebt. Die Bleistiftmarkierungen dienten Recherchezwecken ob noch zusätzliche Fenster ausgesägt werden sollen. Ich habe mich dann entschieden den Wagen so mit der großen Gepäckraumtür und nur 3 Abteilen zu bauen. Dafür gibt es ein konkretes Vorbild bei der Santa Fe, aber dafür musste er verkürzt werden.


    Mittlerweile sind auch die Decals für die Beschriftung eingetroffen. Lackieren werde ich den Wagen wahrscheinlich mit RAL 6020, das kommt dem Pullmangrün sehr nahe.
    Mir ist auch klar, daß hier gibt kein 100%iges Modell, aber ich denke so 90 - 95% werden es denn schon sein.
    Dann die üblichen Kleinigkeiten wie Griffe freistehend ausführen, Inneneinrichtung anpassen, Kupplungen, 36" Räder.
    Z.Zt. bin ich mit Recherchen über die Aggregate am Wagenunterboden beschäftigt.

  • Weiter geht es:



    Die Fensteröffnungen werden dem Vorbild gemäß durch einkleben von Kst. Streifen verkleinert



    Dann geht es an das Öffnen der Türen. Bei vielen Wagen im Nebenbahndienst wurden die Türen ausgebaut.



    So sieht das dann mit entfernten Türen aus. Die Plattform wurde herunter gefeilt.

  • Hallo Lutz,
    Der Spenderwagen stammt ja offensichtlich aus einem Zugset, welches Rivarrossi in den späten siebzigern auf dem Markt hatte. Zumindest ist im "Stein" dem "Internationalen Modellbahnkatalog 1978" eine Abbildung dieser Wagen. Für die damalige Zeit schon sehr gut detailliert.
    Den Ansatz, nicht die schönen Züge mit den großen Namen, sondern den Betrieb auf den Branch-Lines darzustellen finde ich recht reizvoll. Auf diesen Pisten ist ja alles Mögliche gelaufen- nur das git es in der Regel nicht zu kaufen.
    Daher finde ich es beeindruckend, was Du aus diesem Wagen baust. Es ist sicherlich recht kompliziert, bei diesem "Wagenverschnitt" die Schnitte so zu setzen, daß nicht wichtige Details zerstört werden. Zudem muß ja, um sich die ganze Spachtelei zu sparen, alles sauber gerade und winklich gesägt werden... :hutab:


    Allerdings wäre ich beim Untergestell trotzdem etwas anders vorgegangen. Ich hätte den Batteriekasten und andere, am Langträger befindliche, Aggregate entfernt. Nach dem Aufbau des neuen Langträgers hätte ich diese Teile dann auf dem Lngträger neu angeordnet.. Finde ich insofern einfacher, weil man beim "wegfummeln" nicht unbedingt auf das ganze "Gezumpel" aufpassen muß. Also Langträger runtersägen- mit Profilen wieder auffüttern. Die Aggregate im "Freien" abtrennen und verputzen und am Ende alles wieder zusammenkleben.


    Aber bis jetzt eine prima Arbeit, Danke fürs Zeigen.


    Viele Grüße
    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


  • Ja, es ist ein uralter Rivarossi Wagen. Rivarossi hatte die damals ab den 1960ern allen möglichen und unmöglichen Lackier- und Beschriftungsvarianten hergestellt.
    Fast ausschliesslich transkontinentale Züge mit klangvollen Namen und buntiger Lackierung.



    Hier habe ich die Grabscheisen aus 0,3mm Bronzedraht angefertigt und angebracht. Da diese Wagen auch eine Funktion als Caboose Ersatz haben wurden auch die viertelkreisförmigen Handläufe angebracht die ein Aufsteigen für den Zugführer während langsamer Fahrt erleichtern.



    Das Packabteilende. Die Drehgestelle sind nur lose in der Schachtel


    Grüsse Lutz

    Mit freundlichen Grüssen


    Lutz

    Einmal editiert, zuletzt von Lutz K ()

    • Offizieller Beitrag

    Hi Lutz,


    mit Interesse verfolge ich Deinen Umbaubericht. Ich muss zugeben, mental bin ich noch nicht soweit, solch beherzte Trennungsschnitte am "lebenden" Objekt durchzuführen. Aber der Mut kommt bestimmt noch. Einstweilen lese ich nur mit und lerne dazu.


    Gruß Rainer :thumbup:

    Kleinreuth-Nord-Logo-supersmall.jpg


    Christopher La Brec: Jeder Mensch verfolgt einen Traum in seinem Leben. Entweder den eigenen oder den eines anderen. Gib acht, das Du Deinen eigenen verfolgst.