Hallo,
eine der ungeplanten Gelegenheiten wie sie sich manchmal einstellen:
Bei Brasstrains hatte ich im Sommer letzten Jahres die Auswahl zwischen 3 Modellen dieser Lok, wohl auf Grund des berüchtigten Schweinezyklus.
Einmal blank, vulgo Messing, aber durch den berüchtigten roten Schaumstoff ziemlich rot eingefärbt.
Dann einmal schon lackiert, komplett in schwarz.
Und dann eben dieses Modell.
Die aufgerufenen Preise waren für alle 3 Modelle gleich.
Die Lok kann sozusagen als Beifang mit einer Sendung eines Bekannten mit herüber. Dadurch wurden die doch recht hohen Versandkosten durch Teilen für jeden erträglicher.
Zum Modell:
Das Modell wurde von Samhongsa in Korea 1977 im Auftrag von Key Imports in einer Auflage von 1000 Stück gefertigt. Das Modell hat schon einen hochwertigen Can Motor. Dieser ist zwar über eine Schlauchkupplung mit dem Getriebe verbunden, hat aber schon einen sog. Tatzlagerantrieb bei dem Motor und Getriebe fest verbunden sind. Mir ist die Lok mit Running Issues verkauft worden, d.h sie lief nicht. Ursache war mal wieder ein verhärteter und zerbröselter Gummischlauch.
Mittlerweile habe ich am Antrieb herumgeschraubt und eine Gelenkupplung von NWSL eingebaut. Damit läuft die Lok analog getestet jetzt einwandfrei. Die Federung funktioniert, alle Räder bleiben auch bei Diagonalverwindung des Gleises auf der Schiene. Ich werde Am Fahrwerk wohl nichts ändern müssen. Ausnahme bleibt die Abfederung des Vorläufers.
Zum Vorbild:
Das Vorbild entstammt einer Serie von 76 Loks die von Burnham, Parry, Williams & Co. , einer der Vorläufer von Baldwin, zwischen 1888 und 1890 in verschiedenen Baulosen gefertigt wurden. Das Vorbild des Modells wurde 1889 an die damalige D&RG (ohne Western!) geliefert. Auf Deutsch wäre das frühe Epoche 1.
Von der Denver & Rio Grande wurde sie als Class 113 eingeordnet und bekam die Bahnnummer 583. Nach der Neugründung der Denver & Rio Grande Western bekam sie 1924 die Klassenbezeichnung C-28 und die Bahnnummer 657.
https://digital.denverlibrary.org/digital/collection/p15330coll22/id/47520/rec/131
So sah die Lok 1920 aus.
1947 wurde sie an die San Luis Central Railroad, eine private Nebenbahn im San Luis Tal, verkauft wo sie die Bahnnummer 103 bekam. Bei der neugegründeten Nachfolgegesellschaft San Luis Valley Southern Railroad war sie dann noch bis 1956 im Einsatz. Sie blieb glücklicherweise erhalten und wurde 1962 an das Colorado Railroad Museum in Golden/CO verkauft wo sie sich noch Heute befindet. Während viele Schmalspurloks der Rio Gande überlebten, ist diese Lok einzige noch erhaltene Normalspurlok der Rio Grande.
Colorado Railroad Museum - www.rgusrail.com
So sieht sie Heute aus. Der Kesselmantel ist grün lackiert. Die Rauchkammer ist nicht isoliert und daher mit Graphitpaste angelegt.
Das wirft natürlich weitere Fragen auf.
https://digital.denverlibrary.org/digital/collection/p15330coll22/id/47581/rec/122
Eine Schwesterlok aufgenommen 1916. Da war diese Lok mit Baujahr 1888 schon 28 Jahre alt, nicht mehr der letzte Schrei, aber noch sehr gepflegt. Bei Ablieferung müssen diese Loks den traditionellen spitzen Kuhfänger besessen haben. Man beachte auch den 2. Sanddom. Wahrscheinlich haben sie bei Ablieferung schon eine Druckluftbremse gehabt, bin mir aber da nicht sicher.
Die automatischen Kupplungen sind vermutlich auch erst später zugerüstet worden. Hier eine Besonderheit bei einigen Loks, es gibt die Möglichkeit gleichzeitig eine 2. Kupplung seitlich versetzt und etwas tiefer angeordnet anzubringen. Damit kann man dann auf 3-Schienengleisen Schmalspurwaggons ankuppeln. Elektrische Beleuchtung, moderne Scheinwerfer, Rangierertritte, andere Tender u.v.m. sind spätere Zutaten.
In Bezug auf das Modell betrachtet, liegen hier gewisse Mischzustände vor.
Weitere Recherchen:https://digital.denverlibrary.org/digital/collec…d/47545/rec/163
Hier habe ich eine Lok der gleichen Bauart gefunden bbei der es so aussieht, als ob der Kessel mit einer anderen Farbe lackiert ist. Aufnahmedatum 1926.
https://digital.denverlibrary.org/digital/collection/p15330coll22/id/47496/rec/175
Eine Lok in verranzten Betriebszustand 1925. Hier fällt der größere Tender auf.
drgw-649-saltlakecity_ut-_oct-1931_-000.jpg
Die Lok hat den kleineren Tender wie er auch am Modell vorhanden ist. Es gibt hier keinen 2. Sanddom. Eine andere Bauserie.
drgw_670_coloradosprings_co_may_1933_000.jpg
Großer Tender, aber modernerer Scheinwerfer.
drgw_646_coloradosprings_co_unknown_000.jpg
https://digital.denverlibrary.org/digital/collection/p15330coll22/id/47556/rec/174
https://digital.denverlibrary.org/digital/collection/p15330coll22/id/47594/rec/184
https://digital.denverlibrary.org/digital/collection/p15330coll22/id/47559/rec/183
https://digital.denverlibrary.org/digital/collection/p15330coll22/id/47495/rec/164
Die #660 fällt durch die verschieden ausgeführten Radsterne auf.
Es ergibt sich dann dieses Bild:
Die Rio Grande hat nach Herzenslust an ihren Loks herum gebastelt. Eine geschlossene einheitliche Baureihe wie wir sie es hierzulande kennen ist das nicht. Das waren sie vielleicht einmal bei der Ablieferung neu ab Fabrik. In etwa vergleichbar wie hierzulande bei der BR50 mit ihrem später vielgestaltigen Äusseren.
Im Modell kan man hier fast gar nichts falsch machen, alle Kombinationen sind erlaubt, die Durchsicht vieler Fotos hat dieses Bild ergeben.
Man sich jetzt auf ein konkretes Vorbild einer einzigen Lok einschiessen und dieses sklavisch genau nachbilden. Ich habe aber keine Lust dieses gut lackierte Modell auseinander zu reissen um die notwendigen Änderungen vorzunehmen. Es müssten ausserdem noch Teile besorgt werden, ein neuer Tender würde auch darunter sein. Danach wäre die Lackierung reif zum Abbeizen und Neulackieren. Bei der Challenger L-105 bin ich diesen Weg gegangen, die war aber noch blank.
Die andere Möglichkeit wäre, ich nehme die Lok optisch so wie sie jetzt ist, mache die notwendigen Arbeiten für DCC, Beleuchtung, Sound und erkläre sie zur betriebsfähigen Museumslok.