Meiningen... Stahlguß

  • Stahlguß, Moderationshinweis 06.05.2011:


    Hallo Freunde,
    ich habe das Thema vom Besuch des Werkes Meiningen abgekoppelt. Es hat sich doch eine eigenständige Diskussion zum Thema Stahlguß in der DDR entwickelt.
    Gruß Rainer

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    Hallo Freunde,
    wenn es mir möglich ist, werde ich am Samstag auch in Meiningen aufschlagen. Das hängt aber ein wenig davon ab, ob und was meine Freundin geplant hat.
    Ich hätte nur eine Bitte, wenn ich nicht mitkommen kann:
    Fragt doch bitte- ob man in Meiningen in der Lage (war) ist- Zylinder zu gießen. Bzw- wer in der DDR die Ersatzzylinder der BR44/50 gegossen hat. In der Drehscheibe gab es im Hifo nämlich vor längerer Zeit eine Diskussion- dabei artikulierte sich Michael Ziegeler (aka Bw Roßlau, aka Kessel50E) derart, daß die DDR nicht in der Lage war Stahlgußzylinder zu fertigen- In die sem Punkt hat er recht- Stahlgußzylinder gab es bei DR und DB nie- lediglich Grauugußzylinder. Und nach meinem Wissen sind die se in Magdeburg nach alten Modellen gegossen worden. In Meiningen liegt auch noch eine größere Sammlung von Gußmodellen verschiedener Teile...
    Der obengenannte Diskutant versucht immer wieder mit provokativen Artikeln die Geschichte der Eisenbahn umzuschreiben- offensichtlich aber nur mit teilweise ausgewerteten Quellen.




    Sollte ich nicht mitfahren (ich melde aber noch mal)- dann wünsche ich Euch viel Spaß.


    Herzliche Grüße
    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


  • Hallo Lutz,


    war in der DDR möglich- daß ist mir bekannt, denn auch die Ersatzradsterne vieler Lok wurden hier gefertigt. Die Frage ist lediglich, kann man Dampflokzylinder gießen. Dies ist in der DDR und auch der Bundesrepublik nicht praktiziert worden... Lediglich Graugußzylinder sind für beide Bahnen gegossen worden- nach dem Fadenersteller K.... hat die DDR die Zylinder bei Henschel bezogen...
    Und diese Aussage halte ich für Unsinn,da ja auch die Zylinder der 23.10 und 50.40 in Babelsberg (oder Magdeburg) gegossen wurden. Daher meine Frage, wer hat´s gemacht.
    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


  • Hallo Christian!


    Ich will mich hier nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Also für Stahlgußzylinder, das Know-How, die Fachleute und Fertigungsstätten dafür waren in der DDR zweifellos vorhanden. Man hat ja auch noch Fundamente und Rahmen für Produktionsmaschinen oder für Rüstungsaufträge gefertigt (SKET). Theoretisch hätte man eben auch Stahlgußzylinder für Dampflokomotiven fertigen können. Nur stellt sich hier die wirtschaftliche Frage. Unbedingt notwendig waren Zylinderblöcke aus Stahlguß nicht.


    Und Henschel Zylinderblöcke aus Nachkriegsfertigung in der DDR.
    Es hat mal in den 1950er Jahren ein Kompensationsgeschäft zwischen BRD und DDR gegeben. Damals wurden Elektroloks wie z.B. E18 von der Reichsbahn an die Bundesbahn abgegeben, wofür im Gegenzug Dampflokteile von der Bundesbahn an die Reichsbahn wechselten.
    Genaueres weiß ich im Moment leider auch nicht darüber. Dieses Kompensationsgeschäft sollte sich aber durch Nachforschung belegen lassen.


    Viele Vorgänge von damals dürften sich allerdings nie vollständig aufklären lassen, einerseits Desinteresse (BRD) andererseits Geheimhaltungswahn (DDR).
    Bleibt also nur übrig auf Vermutungen angewiesen zu sein, wobei dem Spekulatius dann Tür und Tor geöffnet sind.
    Oder man versucht logische Analogieschlüsse zu ziehen. So etwa: Was geht, was war machbar, war wurde tatsächlich ausgeführt, was kann man ausschliessen, was hätte man theoretisch machen können?


    Zu Deiner Frage: Wer hat es gemacht?
    So würde ich vorgehen:
    Hilfsfrage: Wer hätte es in der DDR machen können?
    Damit kann man Gießereien ausfindig machen.
    Hilfsfrage: Welche dieser Gießereien war in der Lage Werkstücke von der Größe in etwa von Lokzylindern zu gießen?
    Hilfsfrage: Wer davon beherrscht Stahlguß?
    Mit solchen Hilfsfragen kann man die Zahl der in Frage kommenden Hersteller stark eingrenzen.
    Im Idealfall bleibt nur ein Hersteller übrig.
    Dann ist man schon zu der Aussage kommen: Wenn überhaupt, dann ist bei diesem Hersteller gegossen worden.
    Dort kann man dann ganz gezielt nachbohren in dem man z.B alte Auftrags- und Fertigungsbücher durcharbeitet.
    So eine Recherche ist natürlich sehr aufwendig.


    Entschuldige meinen Oberlehrermodus.

  • Hallo Lutz,
    Genau nach diesen Fragestellungen bin ich vorgegangen, aber es geht hier um etwas anderes: Der genannte Diskutant versucht immer wieder, bekannte Tatsachen mit schlecht recherchierten Quellen zu verdrehen. Also im Klartext- die DDR als einen absolut technologisch unterentwickelten Staat darzustellen.
    Meine Recherchen, als auch mein technisches Verständnis und Einblick in die Zulieferer der DR haben ein anderes Bild ergeben.


    Die DDR (bzw die dort angesiedelten Betriebe) war sehr wohl in der Lage , Stahlguß herzustellen. Das ist auch praktiziert worden. So sind zum Beispiel Ersatzradsterne, als auch die Boxpokradsätze der BR01.5 hier gefertigt worden. Dafür waren die Gießerereien Silbitz und Gröditz zuständig...
    Es ist natürlich weder technologisch (auch wenn das RAW Meiningen auf den Stahlgußzylindern bei der Reko der 01.5 bestand- sich aber später auf Stahlschweißzylinder mit der VES/M einigte) noch wirtschaftlich notwendig Lokomotivzylinder aus SG zu fertigen. Zum einen, weil Stahlguß wesentlich schwerer zu vergießen (wesentlich zäher und wärmer als GG) ist und zum anderen der Bau von Modellen wesentlich aufwendiger ist. Wirtschaftlich sinvoll ist es nur relativ einfache Teile (Radsterne, Maschinenbetten, Panzertürme) zu gießen.Dabei ist die Produktion großer Rüstungsteile im wesentlicen vom "großen Bruder" bewerkstelligt worden. Das Kow-How war vorhanden...


    Dieser Tauschhandel Ellok gegen Dampflokteile ist ziemlich genau belegt und umfasste keine Zylinderblöcke, sondern im wesentlichen recht aufwendig zu erhaltende Teile. Hier waren es im wesentlichen Kropfachsen, Pumpen usw- aber alles gebraucht. Dennoch werden auch hir immer wieder zusätzliche Fakten eingeflochten, die nicht belegbar sind.



    Was ist zu den Ersatzzylindern zu sagen? Die sind in den sechziger Jahren gegeossen worden. Ein Merkmal waren die angegossenen Auspuffkästen. Witzigerweise haben DR und DB fast identische Modelle. Hier läßt sich zumindest ein Konstruktionsbüro vermuten- bzw die Überarbeitung der nun mittlerweile bis zu vierzig Jahre alten Konstruktionen.Ich will dies an einem konkreten Beispiel ausführen, weil es auch noch in meinem Fortsetzungsroman "Die Bellos kommen..." eine Rolle spielen wird. Die Lokomotiven der BR 44 hatten in ihrer ursprünglichen Form gegossene Innenzylinder, welche als Auflager der Rauchkammer dienten...dies hatte betriebliche Nachteile... durch die Bewegungdes Kessels wurden diese Zylinder stark beansprucht und Schäden blieben nicht aus. Es sind schon zu Zeiten der DRG Innenzylinder getauscht worden- was durch Betriebsbucheintragungen belegt ist. In den sechziger Jahren sind diese Zylinder nach einem identischen Modell von DB und DR gegeossen worden, dabei waren diese Zylinder nicht mehr das Auflager der Rauchkammer, diese wurde von einer Stahlschweißkonstruktiongetragen, die an Rahmen angeschraubt war. Auch diese Konstruktion ist weitgehend bei der DRund DB identisch... Weiterhin hat das RAW Meiningen auch einige dieser Innenzylinder in Stahlschweißkonstruktion gefertigt (ist bei Weisbrod/Brozeit angeführt). Die Außenzylinder der BR44 hatten in der Ursprungsausführung Flanschen zur Montage der Druckausgleicher. Diese sind bei den Zylindern der DB auch noch beibehalten worden. Bei der DR sind diese Flanschen nur bei den Zylindern der ersten Charge vorzufindne, bei der zweiten Charge sind diese Flanschen bereits im Modell weggelassen worden- erkennbar ist dies bereits von weiten am andereen Sitz der Ölsperren am Schieberkasten. Ansonsten sind diese Zylindere wiederum identisch mit denen, die bei der DB angebaut worden sind. Lediglich bei den DB-Lok sind an den Stirnseiten der Zylinderblöcke Bleche angeschraubt- die die Gußrippe am Umfang verdecken.Hier habe ich die Vermutung (die ich im Moment noch nicht belegen kann- aber meines Wissens plausibel ist)
    Die DRB hat ja mit Beginn des WWII nur noch die Bauartreihen 44/50/86 weiterbauen lassen. Dabei waren besonders die Probleme der BR 44 nicht mehr zu verhemlichen. Also wird sich das RZA mit einer Überarbeitung der Zylinder befasst haben und dazu auch neue Zeichnungen erstellen lassen haben.Diese sind den RAW zugeteilt worden um nach dem Krieg diese Teile in einer neuen Friedensausführung zu fertigen. Die angegossenen Ausströmkästen der Zylinder waren ja auch schon bei der BR 52 Standart. Die in den 60er Jahren gefertigten Zylinder haben das Gießereikürzel SEM, der Diskutant "Kessel50E" versucht nun zu belegen, daß diese Gießerei in der CSSR zu suchen ist (das Skodawerk in Pilsen führt als Firmenzeichen SEM-Skoda Engineering Manufactory, aber erst seit den 90er Jahren). Nach der Meinung einiger Diskutanten im Hifo der DSO (Helmut Philipp u.a.) ist aber das Kürzel als "Schwermaschinenkombinat Ernst Thälmann Magdeburg" zu interpretieren. Auch schon aus dem Grund, da es zum Kruppkonzern gehörte und bereits vor dem Krieg Teiole für die Produktion von Lokomotiven zulieferte, ist ja in Magdeburg die Maschinenfabrik "Wolf" (übernahm u.a. die Fa Hagans in Erfurt) ansässig.Und die hatten auf alle Fälle eine Gießerei. Auch der Lokbau in Babelsberg verfügte über eine Gießerei, wie sonst sollten die schweren Gußteile transportiert worden sein. Die allgemein zugängliche Literatur schweigt sich hier aber aus. Eine weitere "Ecke" wäre im sächsischen Raum zu suchen- d uch die 75 515 über EINEN Ersatzzylinder mit dem o.g. Kürzel verfügt. Aufgrund dere Regelungen im Transportwesewn der DDR ist nicht z vermuten, daß ein Modell von Karl-Marx-Stadt nach Magdeburg gekarrt worden ist. Zumal Zeichnungen oder Modell dort (Hartmann und Nachfolger) verfügbar waren.Ebenso ist ja im sächsischen Raum der Maschinenbau weit verbreitet gewesen- so daß auch hier Firmen zu suchen sind, die über diese Möglichkeiten und Kapazitäten verfügten...
    Mir geht es darum in dem Faden des Hifo zu belegen, das die Aussagen des Diskutanten Unsinn sind. Deswegen meine Fragestellung.


    Mit dem Faden der Drehscheibe möchte ich auch noch den Grund der Frage darstellen http://www.drehscheibe-foren.de/foren/read.php?17,5059427



    Ich wünsche noch einen schönen Abend-
    und finde Deinen Beitrag gar nicht so oberlehrerhaft :D



    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


  • Hallo Christian!


    Ich verbuche das mal unter der Abteilung "Dunkle Kapitel" die sich wohl nie ganz aufklären lassen. Sowohl die DB (z.B. Schwerter Rahmentausch, Belgien 50er) als auch die DR haben da Sachen gemacht die, vorsichtig ausgedrückt, nicht ganz den Vorschriften und Dienstanweisungen entsprachen.
    Die Drehscheibe Foren halte ich da für ein Tretminenfeld erster Ordnung.


    Was Konstrukte aus der DDR betrifft.
    Ich persönlich bin schon recht früh mit Modellbahnerzeugnissen aus der DDR in Berührung gekommen. Mein Eindruck, hier wurden fehlende (hochwertige) Rohstoffe durch
    (Ingenieurs-)Gehirnschmalz ersetzt.
    Meine Hochachtung z.B. vor der PIKO BR95, eine Voll-Kunststoffkonstruktion die ohne eine einzige Schraube auskommt.
    Des weiteren kamen über die großen Versandhäuser wie Neckermann oder Quelle hochwertige Konsumgüter wie Fernseher, Fahrräder, Fotoapparate, Kühlschränke und sonstige weiße Ware in die BRD. Diese unter Eigenmarken der Versandhäuser vertriebenen Produkte galten als Preiswert und solide. In der Qualität standen sie den Westprodukten in nichts nach.
    Das wird gerne von jemandem verdrängt der die DDR Industrie als rückständig darstellen möchte. Man sollte es nicht mit der Politik verwechseln die dafür sorgte, daß die o.a. angeführten Waren in der DDR selbst kaum käuflich waren. Über die Nicht-Erhältlichkeit von Produkten auf deren Qualität zu schliessen verbietet sich von selbst.
    Und genau das macht der von Dir erwähnte Diskutant.


    Was die BR44 betrifft.
    Ich hatte mich schon vor Jahren mit dieser BR als H0 Modell beschäftigt. Keiner der einschlägigen Großserienhersteller hat es bis Heute geschafft eine BR44 der DB richtig darzustellen.
    Das betrifft vor allen Dingen den vorderen Rahmenvorschuh und den "Ersatz"-Rauchkammersattel. Die Mängel der einzelnen Fabrikate kennst Du, die brauche ich hier nicht mehr einzeln aufzählen.
    Und wenn beim Vorbild 2 identische Probleme bei 2 verschieden Bahnen vorhanden sind, so können sie durchaus zu identischen Lösungen führen.
    Siehe mal die Steuerungen von Heusinger und Walschaerts.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Christian und Lutz,


    die mir aufgegebene Frage konnte ich heute stellen. Hoffentlich kann ich den Sinn der Antwort richtig wiedergeben, ich bin auf dem Sektor wirklich Laie.


    Herr Keil, unser Werksführer, seit fast 50 Jahren Mitarbeiter im RAW/Dampflokwerk, sagte: Es wurden nie in Meiningen Zylinder gegossen. Seiner Aussage nach werden und wurden die Zylinder aus Stahl "zusammengebaut" und die Zylinderbuchsen gegossen (Schleuderguß). Es hätten schon lange die Holzformen gefehlt um überhaupt Zylinder gießen zu können. Er bezog sich dabei nicht nur auf die Nachwendezeit sondern auf seinen gesamten Wissensstand seit Abschluß Lehre.


    Ich hoffe, Ihr könnt mit der Antwort etwas anfangen.


    Gruß Rainer

  • Hallo Rainer,Lutz und liebe Freunde!
    Erst mal herzlichen Dank für Deine Frage und die darausfolgende Antwort. Auch wenn ich sowas in der Art erwartete. Es war mir bekannt, daß in Meiningen nur die Stahlschweißzylinder gefertigt wurden- allerdings nicht für alle Bauartreihen (mir fallen hier nur die BR 01/01.5/50.40 und 62 ein) Meine Literatur gibt eben auch nur her, daß GG-Zylinder in der DDR gegossen wurden- aber nicht wo.
    Aber der Aussage von Herrn Keil ist natürlich nichts hinzuzufügen- er ist ein Urgestein des RAW.


    @Lutz:
    Auch wenn es jetzt noch mehr off-topic wird:
    Jeder Ingenieur hat, egal wo er angestellt war, die ihm übertrtagenen Aufgaben so erfüllt, daß der Auftraggeber zufrieden gestellt wurde. Nur waren eben die Voraussetzung unterschiedlich. Das hierbei auch Werkstoffe substituiert wurden, war natürlich eine Folge der wirtschaftlichen Teilung der Welt.Aber erst als du erwähnt hast, daß die 95 ohne Schraube auskommt- ist mir dies aufgefallen. Auch das besonders im Westen gescholtene Kunststoffgestänge war (und ist es auch heute noch) in der Detaillierung von Großserienmodellen um Wlten voraus. Den Rückschritt bei der sä 94 kann ich aus diesem Gesichtspunkt auch nicht verstehen.Hier wurde wieder ein gedrücktes Blech für die Kupppelstangen verwandt.
    Die Produkte, die Du ansprichst, waren auch in der DR (und besonders nach der Wende) für Ihre Langlebigkeit bekannt.Besonders die sogenannte "Weißware" war eigentlich unkaputtbar. Und Kühlschränke schon lange vor der Wende FCKW-frei (allerdings auf Grund der nicht vorhandenen Rohstoffe).Aber auch die Kameras, wie sie bei den verschiedenen Großhändlern verramscht worden sind, waren sehr langlebig. Sicherlich nicht immer Up-to-Date. Aber wenn ich mich hier an meine erste "Westkamera" eine EOS1000, erinnere-hielt doch meine alte Praktika BX doch wesentlich länger, da funktioniert noch heute alles bestimmungsgemäß. Bei der EOS ist der Verschluß schon nach wenigen Jahren "gestorben"- dieses Sterben war aber an dieser Stelle kein Einzelfehler sondern eine Serienausstattung.


    Nun aber zurück zur Eisenbahn:
    Wie schon neulich angeführt- Stahlgußzylinder machen für den normalen Betrieb keinen Sinn. Schon weil sich Stahlguß wesentlich aufwendiger vergießen läßt.Hier besteht im Gegenstatz zu Grauguß immer die Gefahrvon Gußlunkern (angeführt sei hier die Vergießungsformen von Stahl-was ja vor dem Walzen nichts anderes als Stahlguß ist-unberuhigt/halbberuhigt und beruhigt vergossener Stahl). Bei solch komplizierten Teilen,wie Dampfzylindern, wäre der Material - und Energieaufwand
    unwirtschaftlich groß, da hier zur Vermeidung der schädlichen Lunker wenigstens eine 2,3fache Materialmenge vergossen werden muß. Diese Schöpfe mit den Lunkern können dann auch nur zum Teil wiederverwendet werden. Insofern ist es für mich immer wieder erstaunlich, daß verschiedenen Bahngesellschaften (SAR Class25) auf dem schwierig zu fertigenden Lokomotivbett beharrten. Im Dauereinsatz ist dies sicherlich auch wesentlich haltbarer als ein geschraubter Barrenrahmen. Dabei weist dieses Bett aber die gleichen Eigenschaften aus, wie Stahlbarren.
    Leider habe ich nie die Fertigung dieser Lokomotivbetten sehen können, da hier offenschtlich nie Filme darüber veröffentlicht wurden.


    zur 44:
    Wie gesagt , das Kompensationsgeschäft zwischen DR und DB ist recht genau dokumentiert. Auch wenn in dem von mir verlinkten Faden dies punktuell bestritten wird. Aber daß man kurz vor der Serienproduktion noch etwa 60 Jahre alte Konstruktionen ins Land geholt hat, ist Unsinn.Der Schwerter Rahmentausch ist auch nur darin begründet- das man im AW noch Lokomotiven in der Halle hatte, die nach oben fertiggemeldet wurden. Also hat man den ganzen "Kram" zusammengesetzt und eine Nummer drangeschraubt-fertig. Am Ende gabs dann verwirrungen im großen Stil. Bei der DR hat es auch solche Geschichten- wenn auch nicht in diesem Umfang gegeben. Mir ist hier nallerdings nur eine Reko52 bekannt- die unfallbedingt einen anderen Rahmen bekam. Eine andere Baustelle sind aber die vielen Schmalspurlok- bei denen an alte Nummern, neue Lokomotiven geschraubt worden sind. Dabei ging es aber darum- einen betriebsfähigen Park zu erhalten, ohne jedoch Planzahlen für neue Lok zu bekommen. Somit wurde dies unter Ersatzinvestition verkauft. Das es sich hier jedoch um Neubauten handelt-bei denen zum Teil wirklich nur die Nummern altbrauchbare Teile waren- dürfte der staatlichen Plankommision nicht aufgefalllen sein.


    Zu Kriegsbeginn waren die Lokomotiven ja auch schon fast zwanzig Jahre alt (natürlich nur die Lok der Nummern 001-010, denn die Serienproduktion begann ja erst 1937). Dabei ist auch schon einiges verändert worden. Ich denke hier an den Antrieb der Innensteuerung (Vorserie-Hubscheibe, Standartausführung -Kropfachse) und einige andere Details. Aber in der Grundkonzeption ist die Lok so geblieben , wie sie 19 23 entwickelt wurde.. Demzufolge mußten die Konstruktionsmängel (Innenzylinder) irgendwann auffallen.
    Die 44 ist ja auch nur aufgrund ihres gleichmäßigeren Laufes, nicht aber wegen der Zylinderleistung weitergebau worden- eine (geringfügige) Verbesserung der 43 hätte für alle Zwecke gereicht. Auch hat es ja nie Überlegungen gegeben, die 43 als Dreizylinderlok umzubauen.Im Ausland (Polen) sind Lokomotiven in der Leistungsklasse der 44 immer als Zweizylinderlok gebaut worden. Lediglich der Zylinderhub war etwas größer. Aber die deutschen Konstruktionsmerkmale beharrten ja immer auf der flachen Feuerführung mit hohem Wasserstand. Somit mußte die 43 auch aufs Abstellgleis geraten. Dennoch hat sie besonders in der Nachkriegszeit gezeigt, was man Ihr abverlangen konnte (mit der 44 sind nie solche Zuglasten gefördert worden). Auch bei der DB sind die Züge mit solchen Lasten immer mit Vorspann gefahren worden- also auch hier kein leistungsmäßiger Vorteil der Dreizylinderbauart. Das es aber hier bei der 43 Schäden am Rahmen geben muß liegt auf der Hand- da diese Lok auch nie für die Lasten entwickelt wurden.
    Viele Diskussionen zum geplanten Umbau sind daher ins Reich der Fabel zu verweisen...


    Nun aber noch kurz zum Modell-erst seit ende der siebziger Jahre (roco) ist ein erntzunehmendes Modell dieser Baureihe auf dem Markt. Dabei ist diese Lok bei ihrem Erscheinen schon als Supermodell zu werten. Sicherlich hat dieses Modell auch einige Schwächen, die mehr oder weniger deutlich zu sehen sind.
    Das sind zum einen der Rahmen, der als Zinkal-Druckgußteil gefertigt ist und zum anderen das etwas verunglückte Dach des Führerstandes und die als Kriegsausführung gefertigten Sankasten. Für letztere gibt es keinen Ersatz- es sei denn , und das ist,bzw wird hier zu lesen sein:Schienenfahrzeuge: Die Bellos kommen! Lokomotiven der BR 43 und 44...oder es muß nicht unbedingt eine GFN-BR43 sein
    Der Führerstand ist durch weinert oder den der BR 50 aus gleichem Hause (oder mit viel Geprokel aus dem Mätrix-Führerhaus) zu ersetzen. Der eigentliche Schwachpunkt ist und bleibt der Rahmen.Zum einen hat er eine "komische" Geometrie, die den kleinen Radien geschuldet ist (bitte keine Diskussion zum Thema Deutschbahn- die Standpunkte sind klar) und zum zweiten fehlen diesen Rahmen auch sämtliche Fenster- ein nachträgliches fertigen ist sehr aufwendig und sollte bei diesem Material, welches im Gegensatz zum Material des 50er-Rahmen viel weicher ist unterbleiben.Der Vorschuh des Rahmens ist nahezu vorbildfrei. Hier hilft nur ein kompletter Neubau- auch das Nachrüsten mit weinert-Teilen muß Stückwerk bleiben. Bleibt nur ein kompletter Neubau des Rahmens- dieser wird im verlinkten Faden beschrieben, wenn der Entwicklungsstand erreicht ist.
    Der Träger der Rauchkammer ist zumindest in der Loklängsachse recht gut nachempfunden und auch weitestgehend maßgenau- leddiglich dist er zu schmal und der darin liegende Innenzylinder ein Witz. Die Aussenzylinder erscheinen zumindest seit dem Erscheinen des Weinert/Mätrix-Modells zu klein (sie sind es auch). Somit ist die gesamte Rahmenpartie verunglückt.
    Von hier möchte ich nioch einmal den Bogen zum Vorbild schlagen:
    Sicherlich sind wärend des Krieges die Schwachpunkte der 44 bekannt gewesen. Und so hat man sich um eine Überarbeitung bemüht, die dann "nach dem Krieg" wirksam werden sollte. Nur so ist es erklärbar- daß bei beiden Bahngesellschaften maßlich identische Lösungen gefunden worden sind. Der Ursprung ist hier im RZA zu suchen-welches ja seit Fertigungsbeginn der BR 52 zum reinen Besteller wurde, und daher freie Konstruktionskapazitäten hatte. Weiterhin hat man sich ja auch um verschiedene andere Projekte bemüht- die aber wegen des Krieges nicht verwirklicht wurden- wohl aber bis zur Fertigungsreife ausentwickelt hat ( 1´C2`h3 (4v)-Stromlinienlok, Dampfmotorlok usw)
    Übrigens auch die Lok der BR42,Ty45 und Ty51 hatten Probleme mit den zu groß für den Rahmen dimensionierten Zylindern. Interessanterweise ist die Ty51 eine Weiterentwicklung der Ty246 (einer amerikanischen Konstruktion) die aber auch einen für die Zylinderleistung zu schwachen Rahmen hatte- das Problem wurde durch die großen Kessel (die ja die Rahmen als "Obergurt" stützen sollen) noch verstärkt.


    Viele Grüße
    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


  • Halloele Christian
    ich glaube zwar nicht, zur Thematik weiter zu helfen, aber mir ist die Zeit meines Vaters beim VEB "Berliner Bremsenwerk" (ehemals Knorr-Bremse) in den Sinn gekommen. Vielleicht kann er weiterhelfen, zumal er damals Bereichsfachleiter tätig und des öfteren auch auf Dienstreisen nach Halberstadt und anderswo unterwegs war. Ich werde ihn fragen.


    Sascha

    Grüsse aus Mahlsdorf (Berlin)


    Sascha :thumbsup:


    "Manche wissen doch nicht, was sie denken, bevor sie hören, was sie sagen..."

  • Hallo Christian!


    Also erstmal, im Prinzip hast Du Dir Deine Frage warum die SAR auf Stahlgußrahmen bestand schon selber beantwortet. Am Schluß Deines Beitrags weist du auf die Probleme der PKP mit den Ty45 und Ty51 hin.
    Wobei ich jetzt nicht sicher bin, ob North British und Henschel die Rahmen von General Steel Casting http://en.wikipedia.org/wiki/General_Steel_Castings bezogen haben oder sie selber gegossen haben.
    Henschel war auf jeden Fall wegen der Kondensationstechnik involviert.


    Ich werde mal schauen ob ich auf der US-Schiene mehr über das Locomotive Bed herausfinden kann.


    @ alle:
    Damit das hier jetzt nicht ganz abgehoben wird und Ihr wisst wovon geredet wird.
    Trotz einer Spurweite von 1067mm waren die Class 25 der SAR große Loks, weitaus größer als eine Einheitslok.
    Ihr könnt gerne mal mit der BR 06 und der BR 45 selber vergleichen:
    http://de.wikipedia.org/wiki/DRG-Baureihe_06
    http://de.wikipedia.org/wiki/DRG-Baureihe_45
    http://en.wikipedia.org/wiki/South_African_Class_25_4-8-4
    http://en.wikipedia.org/wiki/South_African_Class_25NC_4-8-4
    Die SAR hat sich hier an der amerikanischen Praxis orientiert.
    So eine leistungsfähige 2'D2', das ist das was den deutschen Bahnen gefehlt hat, wenn man der einschlägigen Fachliteratur glauben darf.


    Gut ich sehe auch noch Diskussionsbedarf für weitere gesonderte Extrathemen:
    - Entwicklung von Modellbahnkonstruktionen
    - Beschaffungspolitik der DRG unter R.P. Wagner.


    Edits:
    Ein Link zum Patent:
    http://www.freepatentsonline.com/1829962.pdf


    Ein zwar nur kleines Foto eines Stahlgußrahmens:
    http://www.sarsteam.co.za/technical_frames.php


    Könnte vieleicht auch interessant sein, es zeigt die US-Praxis mit angegossenem Rauchkammersattel und mehrteiligen geschraubten Barrenrahmen:
    http://pointech.com/786/Cylinder_Frame/C_F_page1.htm
    http://www.pointech.com/786/BLOG2/4-4-11.htm


    In diesem Forum ist auch etwas nachzulesen wie es gemacht wurde:
    http://www.chaski.com/homemach…f=8&t=79735&view=previous


    Diese Links habe ich mal für mich hier gespeichert:
    http://rlhs.org/rlhsnews/pdfs/nl23-2.pdf
    http://nwhs.org/archivesdb/lis…ex=rs&id=906&Type=Drawing


    Den Ernst der Lage verdeutlicht das Reichsbahn Poster:
    http://www.rawsonplace.esmartd…notebook/316/notebook.htm
    Wäre eine gute "Munition" wenn in dem HiFo vor lauter "Political Correctness" mal wieder übertrieben wird. :D


    Und hier mal eine grundsätzliche Vorgehenweise beim Guß:
    http://www.network54.com/Forum…s%26quot%3B+manufactured-
    Es handelt sich zwar um Kriegsgerät, aber der Hersteller der Locomotive Beds ist der selbe der auch die Panzertürme gießt. Und die Vorgehensweise ist ebenfalls die selbe. Ich hoffe Ihr stellt mich jetzt nicht in die Nazi-Ecke :tomate:

    Mit freundlichen Grüssen


    Lutz

    Einmal editiert, zuletzt von Lutz K ()

    • Offizieller Beitrag

    Holla die Waldfee, :sehrgut:


    da kommt ja eine regelrechte Wissens- und gewußt-wo Lawine. Finde ich hochinteressant, diese Diskussion. Jetzt fehlt mir nur noch eine passende Kategorienüberschrift, um diesen Faden (und weitere zu erwartende) aus dem Off Topic herauszunehmen. Macht mir doch bitte mal (bei Gelegenheit) Vorschläge.


    Gruß Rainer :thumbup:

  • Holla die Waldfee, :sehrgut:


    da kommt ja eine regelrechte Wissens- und gewußt-wo Lawine. Finde ich hochinteressant, diese Diskussion. Jetzt fehlt mir nur noch eine passende Kategorienüberschrift, um diesen Faden (und weitere zu erwartende) aus dem Off Topic herauszunehmen. Macht mir doch bitte mal (bei Gelegenheit) Vorschläge.


    Gruß Rainer :thumbup:


    Also bei der BR44 als Modell habe ich gerade eine neue Kiste aufgemacht.

  • Hallo Lutz,
    ich bin begeistert, was Du hier anführst- bin nur noch nicht dazugekommen alles durchzuarbeiten. Nur soviel: In Glasers analen wird auch einiges über Lokbed und andere Stahlgußteile geschrieben. Hier handelt es sich jedoch zumeist um halbseitige Zylinderblöcke die verschraubt wurden und durch Taschen in den Teilen die Rahmen durchgesteckt wurdcen. Zu den Rahmen der SAR Cl25 muß ich mal meine Henschelquelle anzapfen- vielleicht kann auch Volker hier was dazu sagen. Denn die Cl25 wurde ja auch bei Henschel gefertigt.
    Ich denke hier haben wir noch einiges zu diskutieren.


    Rainer,
    wie wäre es mit "Vorbild"



    Sascha
    frag mal deinen Vater- er wird sicherlich einiges wissen- denn auch die Knorrbremse hat mit Guß zu tun gehabt.


    Viele Grüße
    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


    • Offizieller Beitrag

    Hallo Christian, hallo Lutz,


    in der Tat haben wir ja schon die passende Kategorie: Planung Bau, Umbau -> Vorbild und Modell. Dorthin würde ich gerne die Diskussion verschieben mit Präfix "Vorbild" versehen. Spricht aus Eurer Sicht als Haupt-Diskutanten irgendetwas dagegen? Gibt es evtl. Beitragselemente, die nicht öffentlich werden sollten oder soll die ganze Diskussion unter dem internen Deckel bleiben?


    Gruß Rainer

    Kleinreuth-Nord-Logo-supersmall.jpg


    Christopher La Brec: Jeder Mensch verfolgt einen Traum in seinem Leben. Entweder den eigenen oder den eines anderen. Gib acht, das Du Deinen eigenen verfolgst.

  • Hallo Rainer!


    Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen. Die Quellen zu denen ich die Links gesetzt habe sind alle frei und öffentlich im www zugänglich.
    Nur Direktlinks, bei denen z.B. ein Bild hier direkt im Forumsbeitrag erscheint, werde ich aus urheberschutzrechtlichen Gründen nicht setzten.
    Will es ja nicht wie der Dr. plag. von G. machen :D
    Deswegen trenne ich auch schön was auf dem eigenen Mist gewachsen ist und was hergeholt ist. Wobei ich das Hergeholte auch kennzeichne.

  • Hallo Rainer,
    meiner Meinung spricht auch nichts dagegen, Die Gründe sind die gleichen wie bei Lutz...
    Den Meiningen/Stahlguß-Faden würde ich in eine Kategorie "Vorbild" einbindne.
    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


  • Lutz!
    das gleiche gibt meine als Primärquelle anzusehende Quelle an: Die Lokbetten sind aus den USA nach England geliefert worden. Überhaupt war das Projekt Class25Condesed ein echtes Joint Venture einiger Lokomotiv- und Maschinenfabriken...
    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.


    Weisheit eines mir unbekannten


  • Hallo Christian,
    ich habe nun endlich mit meinen Vater gesprochen, der konnte mir aber keine neuen Details bieten. Er bestätigt mir, das es eben in der DDR wohl bestimmt eine kleine Bude gegeben haben muss, die den Stahlguss umsetzen konnten. Ihm selbst ist aber der Grauguss geläufig. Es kommt eben auch auf die Mischung der Ausgangsmaterialien an
    Es gibt ja auch Rotguss ( Maschinenebronze ). ;) Gut, ich aber da gar keine Ahnung - daher werde ich das Thema zum Giessen nicht weiter vertiefen. :D :D


    In der Knorr-Bremse ( VEB Berliner Bremsenwerk ) wurde z.B. die Kompression für die V180 gegossen. Leider ist mein Vater dann ein wenig vom Thema abbekommen und erzählte was vom Radsatzwerk lsenburg, damals vor über dreißig Jahren ein überaus dreckigen Ruf inne hatte. so ist er dann von einem zum nächsten Schienenfahrzeugwerk gekommen.
    Demnächst werde ich mein Vater weiter interviewen - bisschen Biografiearbeit leisten. ^^


    Sascha

    Grüsse aus Mahlsdorf (Berlin)


    Sascha :thumbsup:


    "Manche wissen doch nicht, was sie denken, bevor sie hören, was sie sagen..."