Diskussion und Leitfaden zu Mindestradien im Modulbau

  • Moin Leute


    Radien… ein Dauerthema aber mit wenig Substanz. Alle reden mit erhobenen Zeigefinger aber kaum einer hat Versuche und Berechnungen dazu gemacht. Anders Johannes, leider nicht mehr unter uns aber seine Berechnungen und Versuche waren ganz gut.

    Versuche mache ich immer noch und manchmal staunt man über das Verhalten des einen oder anderen Modell. Theorie ist nicht verkehrt aber man sollte sie nicht überbewerten und vor allem nicht zur Doktrin erheben.

    Auf Grund unserer Versuche gehe ich bis auf einen Meter Dreißig runter, geht man tiefer wird es manchmal eng und einige Modelle werden unsicher in ihrem Verhalten. Wer nun Modelle baut, die sich von vorne herein sehr nahe am Vorbild orientieren muss sich nicht wundern wenn sie nur auf vorbildlichem Gleissystem funktionieren.


    Ich zitiere mal aus einem Schriftverkehr:

    So weit damals Johannes wir haben noch viel experimentiert.
    Lieber Gruß Friedrich

  • Hallo Friedrich,


    vielen herzlichen Dank für die Zurverfügungstellung der sehr interessanten Unterlage von Johannes zum Thema Radien. Da gibt es für mich einige sehr wichtige Kernaussagen. Untere Grenze im vollen Toleranzfeld sind 1350mm Radius und zweiter Satz, vergesst die Zwischengeraden und/ oder Übergangsbögen nicht. Ich für meinen Teil sage erst mal herzlichen Dank und habe durch die hier geführte Diskussion mal wieder noch was dazulernen können.

    Auch den anderen Beitragenden Danke und Sorry Martin, ich wollte deinen Faden nicht sprengen.
    @ Admin: Vielleicht wäre es ein Umsetzen in den Themenbereich Gleisbau wert?!

  • Hallo,


    das Problem und die Diskussionen darüber sind ja nicht neu.

    1990 erschien die erste Ausgabe der NMRA RP-11 bezüglich Mindest-Kurvenradien in Abhängigkeit von den eingesetzten Fahrzeugen empfiehlt: https://www.nmra.org/sites/def…/pdf/rp-11_2018.03.03.pdf

    Bezüglich Profilfreiheit hat man hier ein praktisches Werkzeug geschaffen:

    NMRA Curved Track Center and Obstacle Clearance Assistant

    Die Gebrauchsanleitung dafür: https://www.nmra.org/sites/def…e_assistant_july_2017.pdf

    Was anders ist:

    - Es gibt keine Seitenpuffer.

    - Man ist nicht am Küchentisch stehen geblieben.

    - "Lange Fahrzeugen benötigen große Radien." Das ist allgemein akzeptiert und verinnerlicht.


    Die gleichen Probleme gibt es auch bei Europäischen Fahrzeugen mit Seitenpuffern.

    Die Seitenpuffer verschärfen das Problem, es gibt jedoch noch andere Faktoren:

    - Man ist sozusagen gedanklich noch am Küchentisch sitzen geblieben.

    - Die immer wieder neu angefachte Suche nach dem absolut befahrbaren Mindestradius zeigt das.

    - Statt: "Lange Fahrzeugen benötigen große Radien."

    - Heißt es hier: "Alles MUSS durch den Schweineradius auf dem Küchentisch."


    Für Nicht-Akademiker gibt es immer noch die altbewährte praktische Bleistiftlösung:

    - Man legt die angepeilte Kurve provisorisch auf eine Platte (Papierbelag?) aus die man beschmieren darf.

    - Bei langen Wagen, wie z.B. 4-achsige Fensterwagen mit ebenfalls großen Drehzapfenabstand sind 2 Meßpunkte sinnvoll.

    - Einmal in der Mitte des Wagenkastens auf der kurveninneren Seite.

    - Dann auf der kurvenäusseren Seite an der Ecke des Wagenkastens.

    - Bleistift hier senkrecht anlegen, Wagen schieben und damit einen Strich auf der Platte ziehen.

    - Hinweis für Mathematiker: Die 1/2 Dicke des Bleistifts stellt eine Sicherheitsmarge dar.


    Zur praktischen Minimalradiusbestimmung:

    - Kuppelt man 2 Fahrezugen mit den vorgesehenen Kupplungen auf einem Stück losen Flexgleis aneinander.

    - Dann krümmt man das Flexgleis so lange bis Kupplungen und Seitenpuffer am Ende ihres Bewegungsspielraums sind.

    - Bei Federpuffern und gefederten Kupplungen kann man noch etwas am Minimalradius verkleinern.

    - Der minimal befahrbare Radius ist jetzt praktisch ermittelt worden.

    - Flexgleis jetzt provisorisch fixieren.


    Gegenbogen und Zwischengrade:

    - Bei gegebenen Radius legt man 2 Gleisabschnitte Flexgleis mit den o.a. Minimalradius im Gegenbogen aneinander.

    - Man legt sich kurze gerade Gleisstücke verschiedener Länge bereit.

    - Dann schiebt man die gekuppelten Wagen durch den Gegenbogen.

    - Man fügt so lange gerade Gleistücke zwischen den beiden gegenläufigen Bogen ein bis sich die gekuppelten Wagen ohne Verspannungen und/oder Entgleisungen bewegen lassen.

    - Die so ermittelte Länge der Zwischengrade sollte man mit dem Zollstock ausmessen und noch etwas Lose dazu geben.


    Übergangsbogen:

    - Ergeben sich von ganz alleine sofern man sich darauf einlässt.

    - Einfach mal mit dem eigenen Auge peilen was schön und flüssig aussieht.

    - Dabei immer daran denken; aus welcher Perspektive betrachte ich auf der fertigen Anlage meine Züge?

  • Mein Senf dazu: Meine Nebenbahn hat in einem Bogen 135cm radius, die Hauptbahn hat 250cm und an einer stelle gibt es nen anschluss mit 93cm selbiger wird aber nur mit Kurzen Fahrzeugen befahren.

    2 Dinge sind Unendlich, das Universum und die Menschliche Dummheit, mit dem Universum bin ich mir aber noch nicht sicher.
    Albert Einstein

  • Moin Friedrich,

    So ganz richtig ist das mit dem Untersuchen von Mindestradien nicht.

    In Fremo:87 haben wir schon einiges versucht.... nur sind wir davon ausgegangen, dass sich nur wenige dafür interessieren, weshalb die Ergebnisse mehr oder weniger in der Gruppe verbleiben.

    Meine Zusammenstellung der H0-Norm war da auch nicht gerade motivationsfördernd, da immer wieder getönt wurde: "Norm ist, was gebaut wird." oder sogar 800mm Hauptbahnradius vorgeschlagen wurde - dann trägt man seine "Erkenntnisse " auch nicht mehr in die Fremo-Öffentlichkeit.

    Aber: solange man sich an die "alten" Preußen hält, funzt eigentlich alles... auch mit Fremo:87.

    Mit freundlichem Glückauf aus dem Pott

    Klaus

  • Ergänzung;

    Auch bei H0e hat man sich Gedanken um die Radien gemacht: bei Rollbockverkehr sollten es schon 700mm Radius sein.

    Und bei H0m sind es sogar 850mm Mindestradius.

    Mit freundlichem Glückauf aus dem Pott

    Klaus