Hallo liebe Forenkollegen!
Am 28. April war es mal wieder soweit-im polnischen Städtchen Wolsztyn stand die IXX.Dampflokparade und die am darauffolgenden Tag vom tpwp durchgeführte Sonderfahrt auf dem Plan. An beiden Veranstaltungen möchte ich Euch nun auch teilhaben lassen.
Auf Grund der vielen Bilder wird es diesmal ein Mehrteiler.
Nun möchte ich Euch mit auf die Reise nehmen:
Schon bei Ankündigung der Sonderfahrt im März stand fest, daß die Anreise mit der Bahn erfolgen sollte. Meine guten Erfahrungen zur Dresdner Messe „Erlebnis Modellbahn“ haben mich in diesem Entschluß bestärkt.
Am 27. April ging es also los: Mein Zug sollte 7:01 Uhr am Hp Jena-Paradies abfahren.
Seit vielen Jahren verkehren in Jena nur noch die AEG /Adtranz Straßenbahnwagen NGT6 als Zweirichtungszüge. Hier bei der Überquerung der Saale. Im Hintergrund der Jenaer Hausberg „Jenzig“ Das Gebäude mit dem Zwiebeltürmchen ist die „Wackelkirche“ ! das Institut für Erdbebenforschung.
Doch nicht diese Regionalbahn aus Saalfeld nach Jena-Saalbahnhof sollte es sein:
Auch nicht der Triebwagen nach Pößneck
Sondern es sollte mit dem ICE 1716 erst einmal nach Berlin Hbf- Lehrter Bahnhof gehen- hier der wenige Minuten vorher eintreffende Gegenzug:
Ein Blick auf den Wagenstandsanzeiger machte deutlich, der Wagen 1.Klasse befand sich am Zuganfang. So brauchte ich meinen Standort, den ich zum Fotografieren gewählt hatte, nicht zu verändern. Es sollte sich wenige Momente später zeigen- daß ich „Türgerecht“ stand. Die Fahrt erster Klasse hatte sich aus dem Buchungstermin ergeben- das „Europa-Spezial Polen“ war auf Grund des langen Wochenendes (1.Mai) in der ersten Klasse günstiger zu haben. Ein Grund für die Bahnfahrt war auch das recht entspannte Reisen- mußte ich doch nicht sechs Stunden hinter dem Lenkrad sitzen… Kaum hatte ich es mir bequem gemacht, wurde mein Fahrschein kontrolliert. Ein Kommentar des Zugbegleiters „ Eisenbahnfreund…!?“ Ich kam kaum dazu meinen Bereits in Jena-Zwätzen servierten Kaffee zu trinken…den schon war das Überwerfungsbauwerk hinter Camburg erreicht. Auf der rechten Saaleseite befinden sich dann auf der rechten Saaleseite die Burg „Saaleck und Rudelsburg von denen es heißt: „An der Saale hellem Strande“ http://de.wikipedia.org/wiki/An_der_Saale_hellem_Strande
Leider lassen sich beim ICE und dem „Berlin-Warschau-Express“ die Fenster nicht öffnen ïŒ, so daß die Aufnahmen durch die Wagenfenster erfolgen mußten. Leider sind sie dadurch etwas „flau“ . Hoffentlich habt Ihr aber trotzdem Freude an den Bildern. Die Strecke bis Halle war ja meine Hausstrecke- habe ich sie als Jugendlicher doch wenigstens einmal im Monat befahren . Inzwischen hat sich vieles verändert- ganze Bahnhöfe sind verschwunden (Naumburg, Weißenfels). Nach wenigen Minuten wurde Bad Kösen erreicht. Vom Zug aus kann man das Gradierwerk (zur salzgewinnung- heute nur noch für Kurzwecke) mit seinem Kunstgestänge und die alte steinerne Saalebrücke sehen.
Und dann grüßt schon die Domstadt Naumburg. Doch zuvor wird erst Schulpforta passiert. Im ehemaligen Kloster ist das Landesgymnasium mit seiner Ausrichtung auf die musische Ausbildung untergebracht.
Im Dom zu Naumburg http://de.wikipedia.org/wiki/Naumburger_Dom sind die berühmten Stifterfiguren von Uta und Ekkehard zu sehen.
Sicherlich genauso bekannt wie der Naumburger Dom, ist das Weinanbaugebiet „Saale-Unstrut“ http://de.wikipedia.org/wiki/Saale-Unstrut-Region Mittlerweile hat sich das Saaletal geweitet, so daß neben dem Weinbau auch größere landwirtschaftliche Nutzflächen möglich sind.
Nach kurzem Halt in Naumburg geht es weiter in Richtung Weißenfels. Vom einstmals großen Rangierbahnhof und dem Bahnbetriebswerk ist seit MORA C nichts mehr zu sehen. Wohl aber vom Weißenfelser Schloß und der Schloßkirche.
Eisenbahntechnisch interessant wurde es erst wieder interessant am Bf Großkorbetha. http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fkorbetha Hier trennen sich die Strecken nach Leipzig (-Dresden) und Halle/Saale (-Berlin). Durch die hier seit etwa siebzig Jahren ansässige Chemieindustrie ist dieser Güterbahnhof noch weitgehend erhalten und erfüllt umfangreiche Zugbildungsaufgaben. Hier sind Lokomotiven der unterschiedlichsten EVU zu sehen:
Vorbei geht es an den Leuna-Werken- die heute einen modernen Eindruck hinterlassen. Auch ist die Geruchskulissse nicht mehr wahrnehmbar
Dennoch sind einige historische Gebäude erhalten
Der Bf Merseburg ist im Moment eine große Baustelle, dennoch werden hier auch wichtige Aufgaben in der Zugbildung übernommen. Eine „Captrain“ –Lok der BR 185 wartet mit Ihrem Zug auf Weiterfahrt.
Auf der kurz hinter dem Bf Merseburg sichtbaren Strecke der MÜBAG http://www.strassenbahn-halle.…/geschichte/merseburg.php ließ sich gerade kein Straßenbahnzug sehen. Die T4D http://de.wikipedia.org/wiki/Tatra_T4 und auch die Wagen der SSV sind in Halle schon lange Geschichte. In Ammendorf war der Waggonbaubetrieb Gottfried Lindner angesiedelt, von dem heute nur noch die leerstehenden Gebäude zu sehen sind http://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Lindner_AG
Pünktlich wurde Halle/Saale Hbf erreicht- auf der Ostseite sind die Anlagen des RAW Halle zu sehen.
Diese sind aber auch seit der Schließung des RAW´s dem Verfall preisgegeben. Im großflächigen Bahngelände grüßt der Wasserturm des Hauptbahnhofes. Er wirbt für den Zoo Halle, welcher sehenswert ist. Im Hintergrund wieder einer der unsäglich unkomfortablen Triebwagen der BR 612.
In den neunziger Jahren wurde das Empfangsgebäude des Hauptbahnhofes von seiner pseudomodernen Verkleidung befreit und erstrahlt in altem Glanz.
Die auf dem Nebengleis stehende Regionalbahn wurde von 143 002 geschoben. Leider konnte ich auf die Schnelle kein Foto machen. Kurz nach Ausfahrt des Zuges werden die auf der westlichen Seite des Bahnhofs liegenden Anlagen der ehemaligen VES/M Halle erreicht. Heute befindet sich hier eine Werkstatt der DB-Regio.
Bei Errichtung der VES/M wurde das gerade noch sichtbare Stellwerk notwendig. Kurz darauf fahren wir am mittlerweile aufgegebenen Bw Halle P vorbei. Der Schuppen wird nicht mehr genutzt und verfällt. Lediglich die Drehscheibe erscheint in einem gepflegten Zustand.
Zum Bw gehört auch dieser nicht mehr vollständige preußische Wasserturm in Doppelausführung
Kurze Zeit später durchfahren wir den Bahnhof (Achtung historisch und Ironie ïŠ ) der Partnerstadt Buenos Aires- Bitterfeld. Vom ehemaligen Rangierbahnhof ist bis auf die Stellwerksruine nichts mehr zu sehen.
Ab jetzt nimmt der ICE richtig fahrt auf. Vom Bahnstromwerk Muldenstein habe ich leider nichts sehen können. Die Schloßkirche in Wittenberg fliegt vorbei, den seit 8:50 Uhr fahren wir mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 200 km/h.
Bis Berlin wird die Landschaft recht eintönig, Dörfer wechseln sich mit kleinen Bahnhöfen ab- nur bei Teltow sind einige Brückenbaustellen zu sehen (wohl für eine neue Autobahn). Am Anhalter Bahnhof und Berlin Südkreuz geht es vorbei zum Glaspalast des Berliner Hauptbahnhofes. Hier endet die erste Etappe meiner Reise nach Polen. Mit einer Minute Verspätung fahren wir am Gleis 7 ein. Dieses befindet sich im Untergeschoß .
Um 9:23 Uhr verlasse ich den ICE 1716, der aus dem Zug 415 501 „Eisenach“ bestand. Am Bahnsteig 12 geht es dann um 9:40 Uhr mit dem EC43 nach Poznan weiter. Um auf den Bahnsteig zu gelangen kann ich ein wenig von der Architektur dieses Bahnhofes bewundern.
Auf Gleis 13 fährt gerade ein ICE der ersten (401 555) Generation ein- das Ziel ist Köln.
Obwohl am Bahnsteig Gedränge herrscht (zur Erinnerung langes Wochenende in Deutschland (1.Mai) und ganz langes (1. und 3.Mai sind in Polen Feiertage) Wochenende in Polen) muß es noch für ein Foto der Zuglok reichen. Es handelt sich hier um eine Siemens-Lok der Reihe EU44 http://de.wikipedia.org/wiki/Siemens_ES64U4 . Für die in der Ukraine und Polen stattfindende Fußball-EM (sowas langweiliges-22 ERWACHSENE MÄNNER rennen einem Ball hinterher und Millionen sehen dabei zu ) sind die Lok mit den Farben der teilnehmenden Länder geschmückt. Aber auch für die Stadien in Polen wird geworben (doch dazu später mehr). Unsere Lok ist die 5 370 005 „Niemcy“ , also die für Deutschland werbende Lok.
Die Ausfahrt aus dem Lehrter Bahnhof ist wiederum pünktlich – auf dem Weg zum Ostbahnhof fahren wir am Reichstagsgebäude,
Französischen Dom,
„Telespargel“ und
vielen Baustellen in der Hauptstadt (hier mit dem „Rotem Rathaus“ im Hintergrund) vorbei
um dann in Berlin (R)Ostbahnhof zehn Minuten Verspätung zu bekommen. In Rummelsburg sonnen sich einige Bügelfalten E10 im trist-traurigen „Bleich-Bonbon“- orient/verkehrs-rosa. (Vielleicht eine Idee für unseren Speziguzi.
In einer Stunde haben wir den Grenzbahnhof Frankfurt/Oder erreicht. Auf den Bahnsteigen das übliche Nahverkehrsgetümmel aus Triebfixen und Doppelstockwagen mit vielen Konsonanten im Gattungszeichen. Die im Bf abgestellte Lok der BR 64 habe ich zwar sehen- aber nicht fotografieren können (auch auf der Rückfahrt ist nur ein bescheidenes Bild entstanden). Die in Polen „Husarz“ genannten Lokomotiven der Reihe EU44 wecken aber auch das Interesse der hiesigen Lokpersonale.
Klar der etwas abgeranzte „Kraftcontainer“ ist bei weitem nicht so attraktiv. Bis zum Bf „Oderbrücke“ geht es in Schleichfahrt- da hier gebaut wird. Im Bf „Oderbrücke“ sonnen sich eine ES 64 F4 mit der Nummer 189 802
Und zwei ET22 (1160 in alter und eine unbekannte in neuer blauer Cargo-Lackierung) der PKP.
Der Bf Oderbrücke ist Systemtrennstelle zwischen dem 15kV/16zwodrittel Hz und dem polnischen 3kV-Gleichstromnetz. Aufgrund der Stromversorgung können die „Husarz“ nur eine Geschwindigkeit von 160km/h erreichen. Dennoch geht es nach Überqueren der Oder ordentlich flott vorwärts.
Na denn mal „Petri Heil“!
Ein Blick auf die andere Seite zeigt die Autobahnbrücke bei Slubice.
Da ich auch in diesem Zug nahezu der einzige in der ersten Klasse war, konnte ich ungestört fotografieren, ohne jemandem auf die Füße zu trampeln. Meinen Kaffee hatte ich schon in Berlin bekommen- diesmal nicht in der Tasse, sondern im Pappbecher…so daß weiteren Fotos nichts im Wege stand. 11.20 Uhr erreichten wir den Bf Rzepin. Im Gegensatz zu deutschen Güterbahnhöfen war hier jede Menge los. Gut es war Mittagspause Als erstes ein „Kibl“ genannter Triebzug- welcher überwiegend im Nahverkehr eingesetzt wird.
Auch in Polen sind die häßlichen Lok der Class 66 zu sehen, hier in der Lackierung von MRCE (schwarze Witwe)
Diese Lok haben in Polen größere Probleme bei der Zulassung durch das UTK bereitet. Am Bahnsteig dann eine der bei EWR eingestellten Kremlwanzen (232 356). Inzwischen ist dieses EVU auch bei DB-Schenker aufgegangen. Im Bereich des Personenbahnhofes dann noch zwei Traxxe (186 274 und ?) - welche bei Lotos eingestellt sind.
In Rzepin habe ich zum ersten Mal die wunderschönen Säulen der Bahnsteigüberdachung bewundern können.
Der nächste Halt war Zbaszynek (der frühere Grenzbahnhof Neu-Bentschen). Zwischen den beiden westlichen Ausfahrten liegt das Bw. Als Erinnerung an die Dampflokzeit ist hier eine Tp3 (ex pr.G8) http://www.holdys.pl/tomi/index.php?desc=on&par=tp3-36 als Denkmal aufgestellt.
Der ehemalige polnische Grenzbahnhof Zbaszyn wird ohne Halt durchfahren- hier nur ein Blick auf das Empfangsgebäude der Zwischenkriegszeit.
Zwischen Zbaszyn und meinem zweiten Etappenziel Poznan wurde es nun wieder etwas uninteressanter. Wichtig war eigentlich im Moment nur der Vergleich von Uhr und Fahrplan. Dabei habe ich fast diese Lokomotive übersehen:
Fast pünktlich erreichte mein Zug den Eisenbahnknoten Poznan als erstes ist das weitläufige Werksgelände von HCP http://de.wikipedia.org/wiki/H…ski_%E2%80%93_Pozna%C5%84 zu sehen
Auf der in Fahrtrichtung linken Seite ist das Bw Poznan zu sehen- in dem die Lok des Bw Wolsztyn gewendet und bekohlt werden. Aber auch die nicht mehr gefristeten Lok der Gattung SM42 und SU45 abgestellt. Als erstes einige der „Kartoffelkäfer“ oder „Stonka“ genannten Lok.
In der Reihe der abgestellten Lok auch die SU45 245, welche im letzten Jahr den „zaparawoz“ gefahren hat. Auch diese Lok ist mittlerweile ohne Fristen abgestellt:
Vorbei ging es an der letzten in Poznan, hier abgestellten vierteiligen Doppelstockeinheit aus Görlitz. Wegen Ihrer Farbgebung werden diese dann auch passenderweise „Blausäure“ genannt.
Mit sechs Minuten Verspätung habe ich mein nächstes Zwischenziel Poznan erreicht. Da die Übergangszeit recht knapp bemessen, und ein recht weiter Weg zum nächsten Zug zurückzulegen war, endet mein Bericht hier. Weiter gings mit einem Kibl nach Leszno, nach nochmaligen Umsteigen ging es mit einem Dieseltriebwagen weiter nach Wolsztyn. 15:36 Uhr habe ich dann mein Ziel Wolsztyn erreicht. In Leszno habe ich mich dann mit einem Freund aus Wroclaw getroffen.
Ich hoffe, daß ich Euch mit meinem Reisebericht nicht gelangweilt habe.
Im nächsten Teil geht es dann aufdem Bahnhof Wolsztyn am Vorabend der Parade weiter.
Viele Grüße aus Jena
Christian