Lanz Halbdiesel und Anhänger von Weinert

  • Moin,

    ich habe mich mal an zwei Weinert-Bausätzen versucht: ein Lanz Halbdiesel mit Speichenrädern und ein Anhänger.

    Hier mal ein Zwischenstand:

    Der Auspuff am Trecker ist noch nicht montiert, es fehlt etwas blau am Motor; die Felgen des Anhängers werden noch rot gepönt.

    Und dann darf da noch etwas Staub und Dreck drauf. Schaun mer mal.

    Beste Grüße

    Wolfgang

    :matrose:

    Mich interessiert vieles - und immer alles rund um das Bw Bestwig!!

  • Hallo Wolfgang,

    der Halbdiesel ist wirklich schön geworden. Ich bin in den 1960er Jahren in einem 750 Seelen Dorf aufgewachsen. Ein Nachbar hatte zwei von diesen Geräten. Für das Wheathering nutze ich originalen odenwälder Walddreck, den mir einer meiner Kunden immer wieder im Überfluß mit seinem T3 in die Werkstatt einschleppt. Das Material, sicherheitshalber im Backofen sterilisiert, zerreibe ich so, daß eine Art Pigment entsteht. Mir gefällt der Farbton sehr gut. Siehe auch die Dampfpfluglokomotiven. Mit dem Anhänger bin ich nicht recht einverstanden. Zu Zeiten, als der Halbdiesel noch im Einsatz war, waren die landwirtschaftlichen Anhänger deutlich kleiner (so meine Erinnerung). Der Anhänger wird für einen LKW passend sein. Heute, mit den 200PS Schleppern sind diese Anhänger, schon aufgrund der Druckluftbremse, auch in der Landwirtschaft Gang und Gäbe. Schau mal unter „ landwirtschaftlicher Anhänger“ im Google. Da werden viele der kleinen „Gummiwagen“ gezeigt. Manche haben noch eine Klappdeichsel, der man den Ersteinsatz mit Pferdezug noch ansehen kann.

    Grüße

    Johannes

  • Hallo Männers,

    der eine "zimmert" einen wunderschönen Traktor mit Anhänger.

    und der andere gibt eine Anleitung, wie die landwirtschaftlichen Fahrzeuge patiniert werden. Gleichzeitig erfährt man im "Schnellgang" noch etwas von historischer Landwirtschaft.

    So gefällt mir dieser Faden.

    Auch mir scheint der Hänger etwas zu modern- aber ich weiß nicht, woran ich es festmachen soll.

    Wahrscheinlich sind es die Räder.

    Was aber dem Bau keinen Abruch tut- der ist nämlich gut...

    Aber eine Frage habe ich- was ist ein "Halbdiesel". Lanz Diesel- mit Glühkopf und Kurbel ist klar... aber hier kann ich nix mit anfangen.

    Viele Grüße Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.

    Weisheit eines mir unbekannten

  • Hallo,

    ich mußte mich auch erstmal schlau machen. Der Halbdiesel ist, wie ich die Infos interpretiere, ein Zweitaktmotor mit relativ niedrigem Verdichtungsverhältnis, im Bereich eines heutigen Ottomotors. Daher kann er nicht mit Dieselbrennstoff gestartet werden sondern er wird mit Benzin und einer Zündkerze gestartet. Wenn der Motor dann Arbeitstemperatur erreicht hat, schaltet man von Benzin auf Dieselkraftstoff um und der Motor läuft weiter wie ein Zweitakt Diesel mit der Kompressionswärme für die Zündung des Dieselkraftstoffs. Vielleicht weiß Lutz davon Genaueres. Er ist ja, glaube ich, bei der Landwirtschaftstechnik der 40er bis 70er Jahre eher zuhause.

    Grüße

    Johannes

  • Ach ja,

    was meine Mutter immer genervt hatte war: Der Nachbar startete morgens den Bulldog und ließ ihn den ganzen Tag über laufen. Der Lärm störte sie sehr. Erst am Feierabend wurde der Schlepper ausgeschaltet. Wenn ich mir das recht überlege, war das wohl der umständlichen Startprozedur geschuldet.

    Grüße

    Johannes

  • Moin Johannes und Christian,

    ich danke Euch für die Rückmeldungen. Der Anhänger ist gewiß nicht der klassische landwirtschaftliche Anhänger. Ich kenne aus meiner Kindheit (Ep III) auch noch welche eine (wegklappbare) Sitzbank als Kutschbock hatten. Ich habe zwei Anhänger von Busch im Bestand, die mich aber überhaupt nicht überzeugen. (Da ist mir dieser von Weinert viel besser detailliert.)

    Auf Wanderungen oder Spaziergängen fotografiere ich gerne, was ich an alten Anhängern sehe, auch "Schrott". Damit habe ich gute Vorlagen für die noch anstehende Alterung.

    Ich werde also gerne Deiner Anregung nachgehen und mal im Netz sehen. Dann stellt sich noch die Frage, woher ein Modell nehmen.

    Beste Grüße

    Wolfgang

    :matrose:

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  • Bei ebay (und wohl auch bei verschiedenen Händlern) tauchen immer mal die Modelle von Fahrzeugen auf- die von verschiedenen Herstellern in der alten DDR stammen. Da sollte sicherlich einiges passen. Die Dinger sind für die damalige Zeit erstaunlich gut detailliert und brauchen sich auch heute nicht verstecken. Mit etwas Farbe sollten sie mit aktuellen Modellen verwendbar sein.

    Meines Wissens gab es auch bei Preisers etwas in dieser Größenordnung. Aber hier habe ich, meiner Sozialisation wegen, keinen Überblick.

    Viele Grüße Christian

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    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.

    Weisheit eines mir unbekannten

  • Hallo Wolfgang,

    wenn du den Busch 59948 oder 59946 im Bestand hast, probiere doch mal, ob die Räder dieser Modelle unter den Weinert Kasten passen. Die Räder dieser Busch Modelle sind so, wie ich sie aus der Erinnerung für diese landwirtschaftlichen Wagen kenne. Und ja, Preiser hatte, meine ich, auch solche kleinen Anhänger im Programm.

    Grüße

    Johannes

  • Hallo Wolfgang, Johannes, ach Alle,....,

    anbei mal ein Link (ich hoffe es klappt so) zum Anlassen verschiedener Lanz, unteranderem ein Halbdiesel aus dem fränkischen freilandmuseum in Bad Windsheim, wo eine sehr nette Sammlung solcher Geräte steht.

    Anlassen verschiedener Lanz Modelle - Glühkopf, Halbdiesel, Volldiesel
    Unser Mechaniker Uwe zeigt, wie verschiedene Lanz-Modelle angelassen werden. Wer mehr über historische Landmaschinen erfahren möchte, der kann gerne unsere D...
    www.youtube.com

    Ja, der Anhänger ist deutlich zu groß für den "Kleinen". Da sind die von Preiser oder auch die von Busch auf jeden Fall passender. Ich bin in der EP III auch auf dem Bauernhof eines guten Freundes aufgewachsen und kenne die Dinger noch recht gut. "Kutschbock" und die guten hatten schon eine handbetätigte Kipphydraulik. Ach das waren noch Zeiten...

    Liebe Grüße

    Michael R

  • Da muß ich mich selber schlau machen- da ich mit Baujahr '69 recht jung bin. Die meisten Firmen sind 1972 in verschiedenen VEB aufgegangen. Einige Zeit später sind dann die Produkte verschwunden. Kurz vor der Wende sind sie dann z.T. als Bausätze wieder erschienen. So beispielsweise der LOWA-Straßenbahnzug oder das Pferdefuhrwerk mit Leiterwagen und die Figuren für Marktszenen.

    Andere Modelle sind nach der Wende bei s.e.s wieder erschienen.

    Als Suchbegriff fällt mir spontan "Espewe" oder Mehlhose ein.

    Ich kann mich aber an einen Gummiwagen mit Kutschbock erinnern. Aber ich weiß nicht- ob es einen Trecker oder ein Pferd dazu gab.

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

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    Weisheit eines mir unbekannten

  • Hallo,

    also ich weiß nicht was an dem Busch Landwirtschaftsanhäger so schlecht sein soll. Das ist die typische Gummirolle der 1950er Jahre für Traktorzug. Busch hat hier ein ungefedertes Vorbild gewählt, das ist aber völlig korrekt widergegeben. Ebenso wie die nachgebildete Auflaufbremse die eben diese Form der Deichsel bedingt. Federung, Aufsatzbretter für die Bordwände, klappbarer Kutschbock, Deichsel für Pferdezug 1- oder 2-spännig konnten als Extras hinzu bestellt werden. Die meisten waren für 1,5t bis 3t Nutzlast ausgelegt, für die damalige überwiegend kleinparzellige Landwirtschaft der alten BRD gedacht.

    Eine Federung war bei einer zul. Höchstgeschwindigkeit von 20km/h nicht unbedingt erforderlich. Die 20km/h resultierten aus dem alten BRD Führerschein der Klasse 4. Hier brauchte man nur eine theoretische Prüfung ablegen. Neben Mopeds, durften damit Motorräder, Motorroller und Autos bis 250cm³ Hubraum gefahren werden. Und eben auch Zugmaschinen bis 20km/h Höchstgeschwindigkeit. Für die Landwirte und Schausteller gab es eine Ausnahmeregelung damit Züge mit mehr als 3 Achsen gefahren werden durften.

    Bloomaulsheimer Lunkerguß, vulgo Lanz Bulldog

    Den Spitznamen hat er durch das Gebahren und Gehabe der heutigen Lanz Besitzer. Kommt von a) Mannemer Bloomaul und b) der schlechten Qualität der Gußteile (ziemlich viel Lunker, d.h. das sind unerwünschte Hohlräume).

    "Wer von Märklin alles hat, der kann nahtlos mit Lanz weitermachen oder umgekehrt." Die gleiche Klientel.

    Glühkopf, Halbdiesel, Volldiesel

    Glühkopf:

    Im Grunde ein Verbrennungsmotor nach dem 2-Takt Prinzip. Wer schon einmal selber an seinem 2-Takt Moped herumgebastelt hat tut sich leichter beim Verständnis. Beim 2-Takt Ottomotor wird ein Gemisch aus Benzin und Luft durch Fremdeinwirkung (Zündkerzenfunken) zur Explosion gebracht. Dabei müssen die Anteile an Benzin und Luft stöchiometrisch immer gleich sein. Je größer Benzinmotoren aber sind, desto mehr saufen sie von dem schon damals teuren Benzin.

    Bei Dieselmotoren wird durch die Kompression der Kolben im Zylinder die angesaugte Luft dabei auch sehr stark erwärmt. Hier reicht das dosierte Einspritzen in die erhitzte Luft aus um einen Verbrennungsvorgang auszulösen. Stichwort Fahrradluftpumpe.

    Der damals bei der Heinrich Lanz AG angestellte Ingenieur Fritz Huber wollte für landwirtschaftliche Zwecke einen Verbrennungmotor entwickeln, der die Dampfmaschine ersetzen und das damals billige Rohöl nutzen konnte. Der Dieselmotor war schon erfunden, aber noch nicht die Einspritzpumpe wie wir sie Heute kennen. Die Luft wurde bei den damaligen Dieselmotoren von aussen durch externe Kompressoren eingeblasen. Aufwendig, teuer und für Bauern und Acker nicht geeignet.

    Um die brennbare Flüssigkeit Rohöl dennoch innerhalb des Motors zünden zu können musste etwas anderes her. Der Blick ging gegen Skandinavien. Seit 1897 baute die Firma Bolinder Glühkopfmotoren. Hauptsächlich für den Einsatz in Fischkuttern, aber auch:

    Bolinders Mekaniska Verkstads AB. Lokomotivverkstaden.
    Tekniska museet
    digitaltmuseum.se

    Das Foto stellt einen gewissen Sprengstoff dar der festgefügte Lehren erschüttern kann. Das Foto zeigt die Produktion von liegenden 1-Zylinder Glühkopfmotoren im Jahr 1900. Einige sind auf Fahrgestelle montiert und werden Motor Lokomobile.

    Genau das was Huber suchte. Er optimierte jedoch und passte für einheimische Verhältnisse an, man kann schon von einer eigenständigen Konstruktion sprechen.

    Das Problem mit der eigenständigen Zündung löste Huber so:

    Unten im Zylinderkopf (liegender Zylinder!) befindet sich eine Art Schnapsglas aus Stahl. Das wird vor dem Start mittels einem Lötbrenner, damals Lötlampe genannt zur soliden Rotglut gebracht. Dann gibt es eine Einspritzdüse, besser Einpißdüse nach ihren Strahlbild und eine Einspritzpumpe die direkt von der Kurbelwelle über einen Nocken betätigt wird. Die Verbrennungsluft wird über Rückschlagklappen in das Kurbelgehäuse angesaugt wenn der Kolben nach oben geht. Geht der Kolben nach unten wird die Luft im Kurbelgehäuse leicht komprimiert und über Überstömkanäle in den Brennraum gedrückt und dort verdichtet. Ist der Kolben in der obersten Lage, spitzt die Düse einen Strahl Rohöl in das glühende Schnapsglas, hier Glühsack genannt. Dort verdampft der Kraftstoff sofort und in Verbindung mit der verdichteten Luft kommt es zur Explosion. Wie der klassische Dieselmotor arbeitet auch der Glühkopfmotor mit Luftüberschuß.

    Dadurch ergeben sich einige Besonderheiten:

    - Die Lötlampe bracht man nur für den Startvorgang. Wenn der Motor läuft sorgt die Anzahl der Zündungen pro Minute dafür, daß der Glühsack weiterhin rotglühend bleibt.

    - Der Nachteil sind längere Bergabfahrten. Unten angekommen ist der Motor aus und muß mit der Lötlampe neu gestartet werden.

    - Auf Grund seiner Bauart ist es dem Motor egal ob er rechts oder links herum dreht. Das erleichert den Startvorgang weil man den Kolben hier nicht über die Kompression "hauen" muß. Statt dessen kann man den Motor pendelnd hochschaukeln bis die Kompression hoch genug ist und er zündet.

    - Des weiteren hat man sich bei den ganz alten Bulldogs den Rückwärtsgang gespart. Sollte der rückwärts fahren mußte man den Motor umsteuern. Geschickten Bedienern gelang das ohne den Motor vorher abstellen zu müssen.

    - Bei ganz alten Bulldogs wurde an den Schwungrädern gependelt (nicht in die Speichen greifen!)

    - Bei den späteren Bulldogs war das Lenkrad abnehmbar und konnte in eine Aufnahme am Schwungrad eingesteckt werden. Mit dem Lenkrad liess sich der Motor besser bewegen.

    - Wenn der Motor ansprang musste man das Lenkrad schnell wieder abnehmen. Wenn es stecken blieb und der Motor auf Drehzahl ging, bekam man es nur schwer wieder ab. Irgendwann löst sich das schwere Holzlenkrad mit den Eisenspeichen und fliegt als Kreisel mit horizontaler Drehachse davon. Es gibt leider Fälle aus der jüngsten Vergangenheit wo ich selber miterleben musste wie ein Besoffener seinen Bulldog unbedingt starten musste um damit unbedingt nach Hause zu fahren. Das Lenkrad verstecken hat nichts genutzt, er hat es gefunden und war von seinem Vorhaben nicht abzubringen. Es kam wie es kommen musste, der Bulldog ging gleich auf Drehzahl und das Lenkrad flog quer über das ganze Ausstellungsgelände. Es traf das Fahrrad eines 12-Jährigen, verbog den Lenker und verletzte den Jungen schwer im Gesicht. Der verbogene Fahrradlenker hat dabei den größten Teil der Wucht abgemildert.

    - Der Bulldog Glühkopfmotor arbeitet mit Trockensumpfschmierung. Wie bei einer Dampflok gibt es hier eine Schmierölpumpe welche über dünne Leitungen alle Schmierstellen versorgt.

    - Dem Glühkopfmotor ist es egal mit was der gefüttert wird. Das reicht von ranziger Butter bis hin zu hochoktanigen Flugbenzin. Hauptsache flüssig und brennbar.

    - Unten am Kurbelgehäuse befindet sich eine Ablaßschraube. Über die sollte man regelmässig evtl. angesammelte Flüssigkeiten im Kurbelgehäuse entfernen.

    - Macht man das nicht, kann es fatal enden. Befindet sich zu viel brennbare Flüssigkeit im Kurbelgehäuse kann der Motor die in den Brennraum drücken. Dann geht der Motor durch und ist nicht mehr regelbar. Das kann bis zur Selbstzerstörung des Motor gehen, geplatzte Schwungräder und deren fortgeschleuderte Brüchstücke stellen eine noch größere Gefahr dar. Auch hier leider Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit.

    Die Maschinen sind einfach und auch sehr robust aufgebaut. Aber man braucht die richtigen Sachkenntnisse um sie zu bedienen.

    Für heute mache ich mal Schluß.

    Edit: Satzbau, Rechtschreibefehler

    Mit freundlichen Grüssen

    Lutz

    Einmal editiert, zuletzt von Lutz K (30. Oktober 2023 um 10:23)

  • Moin,

    der Faden wird ja immer bunter, freut mich sehr!!

    Nun habe ich mal den Busch-Anhänger hergekommen. Einverstanden, der paßt doch besser.

    Da muß natürlich noch Pigment dran. Leider sind die Seitenwände innen nicht detailliert. Und die Felgen...?

    Schaun mer mal.

    Beste Grüße

    Wolfgang

    :matrose:

    Mich interessiert vieles - und immer alles rund um das Bw Bestwig!!

  • Mahlzeit,

    wenn die Planken innen nicht detailliert sind- lade den Hänger einfach mit Mist...

    Aber mal im Ernst- sieht gescheiter aus.

    Viele Grüße Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.

    Weisheit eines mir unbekannten

  • Hallo,

    die ersten Lanz Glühkopfmotoren waren ursprünglich als Stationärmotoren gedacht.

    Zum besseren Verständnis muß ich hier etwas weiter ausholen und ich die Zeit der Dampfdrescher zurück gehen. Dreschmaschinen gab es seit 1786, sie verkürzten und erleichterten die Arbeit sehr, aber waren sehr teuer. Nicht jeder Bauer konnte sich eine eigene leisten. Dafür etablierten sich Lohnunternehmer die mit ihrer Dreschmaschine von Hof zu Hof zogen. Ein Problem war der Antrieb der Dreschmaschine. Wo Wasserkraft und eine Transmissionsanlage vorhanden war, konnte diese zum Antrieb genutzt werden. Das war dann eine stationäre Maschine; der sprichwörtliche Scheunendrescher. Eine weitere Möglichkeit war der Pferdegöppel, damit wurde die Maschine beweglich. Nur dafür musste man schon ettliche Gäule vorhalten. Herauskristallisiert hat sich dann der Antrieb durch eine Dampfmaschine.

    Als Querverweis der Thread über Dampfpflügen. So eine selbstfahrende Maschine konnte selbstverständlich auch eine Dreschmaschine antreiben. Aber ein Overkill wegen der großen Leistung und entsprechenden Brennstoffverbrauch. Kleinere Dampfmaschinen mussten her. In der Regel wurde beim Dreschen auf dem Hof das anfallende Stroh darin verfeuert. Eine selbstfahrende Dampfmaschine konnte natürlich die Dreschmaschine bei Überlandfahrten ziehen, jedoch war der Brennstoffverbrauch dabei enorm. Es musste mindestens ein Pferdefuhrwerk mit Wasser und Brennstoff den Dreschsatz begleiten was dann unwirtschaftlich war. Also wurden vor die Dampfmaschine wieder Pferde gespannt. Dafür wurden sog. Lokomobile entwickelt. Das sind stationäre kompakte Dampfmaschinen die auf ein Fahrgestell gesetzt und damit ortbeweglich wurden. Die Überlandfahrt benötigte jetzt mindestens 2 Pferdegespanne, eines für die Lokomobile und eines für die Dreschmaschine. Lanz stellte übrigens auch Dreschmaschinen und Dampfmaschinen her.

    Jetzt kommt der von Huber entwickelte Rohölmotor ins Spiel. Er sollte leichter, billiger und einfacher zu bedienen sein als eine Dampfmaschine. Die ersten Bulldogs waren demzufolge nach Art einer Lokomobile nicht selbstfahrend und auf ein Fahrgestell gesetzt. Die ersten Fahrgestelle dafür waren noch nach Stellmacherart aus Holz gefertigt. Später waren die Fahrgestelle komplett aus Eisen gegossen. Bei Überlandfahrten wurden Pferde vorgespannt.

    Etwas später kam man bei Lanz auf den Trick diese Lokomobilen mit einem auf die Hinterachse wirkenden Getriebe und einer Lenkung für die Vorderachse auszustatten. Eine primitive Bremse und ein Sitz komplettierten den Selbstfahrer Schweröl-Motor Bulldog.

    Der so zur Zugmaschine mutierte Bulldog konnte die Dreschmaschine über Land ziehen. Der gegenüber dem Dampftraktor drastisch reduzierte Verbrauch an Brennstoff machte es auch wirtschaftlich möglich. Damit konnten die Pferde eingespart werden.

    Diese ersten Bulldogs waren wegen ihre hohen Gewichts nicht für den Acker geeignet. Den Motor konnte man jedoch auf ein Feldbahn Lorenfahrgestell setzen und erhielt so eine Motorlokomotive.

    Die Ackeruntauglichkeit der ersten Bulldogs empfand man bei Lanz als nicht befriedigend. So entwickelte man den Ackerbulldog. Dieser von Anfang an als Ackerzugmaschine konzipierte Bulldog war mit Allradantrieb und Knicklenkung seiner Zeit weit voraus. Die konservative Bauernschaft war jedoch noch nicht reif dafür und deswegen war diese fortschrittliche Zugmaschine kein wirtschaftlicher Erfolg. Nur wenige wurden gebaut und bei den Lanz Liebhabern ist das so etwas wie der heilige Gral.

    Die späteren konservativen Entwicklungsstufen des Lanz Bulldogs konnten dann auf dem Acker benutzt werden. Das Leistungsspektrum reichte hier von 28PS bis hin zu 55PS. Es wurde eine vielfältige Modellpalette gebaut, darunter auch reine Straßenzugmaschinen.

    Immer hielt man dabei am Prinzip des liegenden Einzylinders und dem Glühkopfverfahren fest. Das war gut für die Pionierzeit der 1920er Jahre, der Verbreitungszeit der 1930er Jahre und für die bitteren Notzeiten 1940er Jahre. Der Vorteil der Unempfindlichkeit des Glühkopfs was Kraftstoffe angeht war mit einem sehr hohen Verbrauch und einem ziemlich umständlichen Startverfahren erkauft.

    Spätestens in den 1950er Jahren hätte bei Lanz ein Umdenken einsetzen müssen; das blieb jedoch aus. Statt dessen gab es nur kleinere Verbesserungen und Veränderungen.

    Eine davon war der Halbdiesel den Lanz 1952 auf den Markt brachte.

    Dieser Lanz Halbdieselmotor arbeitet im Prinzip wie ein 2-Taktdieselmotor. Jedoch ist hier die Verdichtung nur etwa halb so hoch wie beim richtigen Diesel. Damit kommt der Zündvorgang von alleine nicht in Gang.

    Es gab daher eine Benzinanlaßvorrichtung:

    - 2 getrennte Tanks, einer für Diesel, einer für Benzin.

    - Beide haben jeweils ihre eigene absperrbare Zuleitung zur Einspritzpumpe.

    - Der Zylinderkopf bleibt wie beim Glühkopf weiterhin ungekühlt.

    - Es gibt jetzt auch einen elektrischen Anlasser. Der arbeitet nach dem Pendelbetrieb und kann den Motor anpendeln.

    - Es gibt eine Zündkerze.

    - Für die notwendige elektrische Hochspannung sorgt eine sog. Summerzündung. Über einen Wagnerschen Hammer (siehe alte schrillende Türklingel) wird die Zündspule permanent mit Strom beaufschlagt und liefert so einen kontinuierlichen Zündfunken.

    - Die Einspritzdüse wurde verbessert und liefert jetzt eine feinere Verteilung des Kraftstoffs.

    - Zum Starten muß die Leitung mit Benzin gefüllt sein.

    - Nach Einschalten der Zündung kann mit Benzin gestartet werden.

    - Der Motor läuft jetzt als 2-Takt Ottomotor mit Fremdzündung.

    - Nach Erreichen der Betriebstemperatur kann auf Diesel umgestellt und die Zündung ausgeschaltet werden.

    - Durch den ungekühlten heißen Zylinderkopf kann der Motor jetzt nach dem Dieselprinzip laufen.

    - Der Verbrauch ist wesenlich sparsamer als wie bei den alten Glühköpfen.

    - Dafür benötigt der Motor Diesel und Benzin; die alte Freizügigkeit bei Kraftstoffen gibt es nicht mehr.

    - Vor dem Abstellen muß auf Benzin umgestellt und der Motor noch eine zeitlang laufen bis sich nur noch Benzin in der Leitung befindet.

    - Vergisst man das, großer Kackahaufen mit Leitungen auseinander nehmen und spülen.

    Diese Halbdiesel wiesen eine gefälligere Verkleidung auf. Das Leistungspektrum reichte hier von 17PS bis hin zu 60PS


    Der Volldiesel kam 1955 auf den Markt:

    - Der Volldieselmotor arbeitet endgültig wie ein normaler 2-Taktdieselmotor

    - Als Starthilfe gibt es jetzt einen Glühkerze.

    Das Leistungspektrum reichte hier von 16PS bis 40PS. Die Volldiesel erhielten eine Verkleidung in Form einer abgerundete Motorhaube dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend.

    Das ist noch nicht alles zum Thema Lanz Mannheim

    Edit: Satzbau, Ergänzungen, Rechtschreibung

    Mit freundlichen Grüssen

    Lutz

    Einmal editiert, zuletzt von Lutz K (30. Oktober 2023 um 19:02)

  • Moin Leute

    Schlaumeier hin und Schlaumeier her…


    Falsch ist hier nichts und ich habe nur die norddeutsche Brille auf, in LPG Betrieben war von vorne herein alles eine Nummer größer.

    Hier (in Ostfriesland) gab es zu der Zeit als der Halbdiesel seine Arbeit verrichtete noch jede Menge Ackerwagen, also aus Holz gefertigte Wagen mit Rädern aus Holz gefertigt vom Stellmacher einen Beruf den es heute nicht mehr gibt. Weil die Wege langsam besser wurden (Entwässerung mit dem gleichzeitigen Beginn des ersten Straßenbau, heutiger Begriff Wirtschaftswege) konnte man auf (im Volksmund so genannt) Gummiwagen umsteigen. Und weil nicht überall das Geld reichlich vorhanden war wurden Anhänger aus älteren Beständen (Speditionen und Wehrmacht) gekauft (manchmal schon in dritter und vierter Nutzung) oder Anhänger neu beschafft die dann so aussahen wie der Hänger von Busch.

    Hersteller waren hier in der Gegend Bruns in Bad Zwischenahn, aber auch Blumhard; Welger; usw. usw. Wie Lutz schon schrieb: Der Busch Hänger ist für mittlere Betriebe „DER Wagen.“

    Bessere Betriebe ließen sich im Winter beim Dorfschmied "Maßanfertigungen" bauen und hatten auch schon den „Gummiwagen“ für den Pferdezug aus den 40er Jahre da wurde dann vom Dorfschmied die Deichsel auf Traktor Zug geändert der Kutschbock blieb bestehen. Typische Modelle solcher Wagen im Modell hatte Preiser mit dem Hanomag R 40 im Programm.

    Der in diesem Faden zuerst angehängte Wagen ist ebenso Typisch für einen gebrauchten Anhänger, hochbeinig und irgendwie schon quer durch Europa gelaufen.

    Beides kann man nehmen nur die Hellgrüne Farbe ist ein Relikt aus der Neuzeit. Class, Fendt und andere haben die hellgrüne Farbe entdeckt und auf den Oldtimer treffen sieht man immer häufiger die Übernahme dieser, zugegeben freundlicher Farben.

    Damals war das dunkel Grün; ein Grau und das Fernfahrer blau der Epoche II und IIIa eher an der Tagesordnung.

    Noch zwei Anmerkungen: die Innenprofilierung der Hecken kann man getrost vernachlässigen, meistens sind sie mit Erde verklebt und Räder gab es in allen Variationen, das der Markt so hergab und der war vielfältig.

    Nun ist gut… es gibt bei diesem Thema also keine „Norm Lösung“. Schön das man drüber geredet hat. :pfeifen:

    :matrose:

    Lieber Gruß Friedrich

  • Hallo Friedrich-

    bewußt habe ich nur die späten siebziger und achtziger Jahre erlebt. Und da war es tatsächlich so, daß die Traktoren und Hänger recht groß waren... Aber es gab auch noch den einen oder anderen Bauern- der mit kleinen Maschinen gearbeitet hat. Es waren durchaus auch noch Fahrzeuge aus der unmittelbaren Nachkriegszeit im Einsatz. Nicht umsonst sind recht viele Pioniere, Brockenhexen oder RS09 mit entsprechenden Geräten erhalten...

    Viele Grüße Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.

    Weisheit eines mir unbekannten

  • Moin,

    es ging weiter: Auspuff mit Rostpigmenten versehen und aufgebohrt, dann angebracht. Vorderräder mit einer Lenkachse versehen, Lenkrad eingesetzt. Der Landwirt hat die Unterarme noch zu weit oben.

    Der Anhänger erhielt weiße Pigmente zum ausbleichen - sieht aber eher nach einer Fahrt von "Müllers Mühle" aus, da ist mehr als ein Mehlsack umgefallen... und rote Felgen hat er immer noch nicht.

    Da muß noch was gemacht werden.

    Beste Grüße

    Wolfgang

    :matrose:

    Mich interessiert vieles - und immer alles rund um das Bw Bestwig!!