Hallo Freunde,
durch railroadwillis gut gemachten Beitrag https://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?010,8819233 zum Umbau der roco-Lok (BR44) angeregt, hier ein paar Gedanken und Bilder zu meinem Umbauansatz. Dieser geht etwas weiter in die Struktur der Lokomotive. Im Ursprung als LowCost-Projekt geplant, hat sich der Umbau zum maximalinvasiven Eingriff entwickelt. Wie weit dieser Umbau dieser Umbau gehen wird, ist derzeit noch nicht abzusehen. Ziel ist es, eine Anlagentaugliche und auf dem Stand der heutigen Großserienmodelle detaillierte Lok zu schaffen. Daß dabei auch Kompromisse eingegangen werden müssen, ist hier unumgänglich.Einer dieser Kompromisse ist der Ersatz des Führerstandes.
Die Baureihe 44 gehört, neben den anderen Lokomotiven der 20t-Reihe, zu den Lokomotiven die mir am Herzen liegen. Gibt es doch, bis auf die BR 43 und 62 (mit Einschränkungen), keine zeitgemäßen Modelle dieser Lokomotiven. Während ich die Lok der BR 43 und 62 nur noch als Museumslokomotiven kennengelernt habe, konnte ich die Lokomotiven der BR 44 bis 1981 im Dienst auf der Saalebahn erleben. Schon frühzeitig entstand der Wunsch nach einer solchen Lok. Aber erst 1992 hatte ich, nach längerem Sparen, eine roco-Lok erworben.
Was für ein Meilenstein! Eine fast vollständig freistehende Kesselausrüstung...
Nach einiger Zeit ist mir dann ein Umbausatz zur BR 43 in die Hände gefallen- und eine zweite (gebrauchte) Lok wurde beschafft. Und damit begann eigentlich das Dilemma...
Und daran hat sich bis heute nicht viel verändert.
Der Führerstand und die Kesselarmaturen sehen noch immer so aus, wie vor 27 Jahren. Die Feuerbüchse ist zu kurz geworden, so daß man den Getriebeturm des unsäglichen Kardanantriebes sieht. Und so viel besser sehen die neuen (Metall)Radsätze auch nicht aus. Vom völlig vorbildfreien Rahmen gar nicht zu reden.
Es ist also an der Zeit für ein NEUES Modell der BR 44. Hier hoffe ich auf BRAWA- aber auch von der 01 war bisher noch nicht viel mehr, als ein Handmodell zu sehen (Allerdings hat man da ja recht ambitionierte Pläne). Das für dieses Jahr angekündigte Modell aus Metall scheint ja auch keine Option zu sein, wenn ich mir die Bilder ansehe...
Die grundlegende Idee zum Umbau entstand bereits beim Bau der 43 007! Der Vorserienführerstand aus dem Güntherbausatz ließ die "Bude" der 44 recht alt und vor Allem unproportioniert aussehen. Hier zunächst einige Bilder von meinem Handmuster der 43 (hier werden noch einige Lok dieser unenheitlichen Einheitslok umgebaut werden).
Die Aufstiege zum Umlauf sind hier allerdings seitenverkehrt, wie am Gußbaum, montiert. Die hier erkennbare "Ecke" an den Aufstiegen müßte hinter den Pumpen liegen.
Der Steuerungsträger ist aus Messing gefertigt. Die Zeichnung dazu wurde aus dem DEWAG-Poster und den Maßskizzen aus dem Transprss-Buch zur BR 44 entwickelt. Allerdings kannte der Rahmen diese Zeichnungen (er ist zu hoch) nicht, deswegen ist die Steuerung auf Rückwärts ausgelegt.
An dieser Lok werden lediglich noch die Verbesseungen aus dem o.a. Beitrag erfolgen, d.h. die Laufachse wird an die richtige Stelle versetzt und durch einen größenrichtigen Laufradsatz ersetzt. An der gesamten Achsgruppe werden die Spurkränze noch auf ein FREMO-taugliches Maß abgedreht.
Die hier verbauten Armaturen aus dem Güntherbausatz ließen die am Kessel der 44 verbauten Armaturen richtig klobig aussehen. Zudem sind diese nicht lackierbar- und glänzen unangenehm fettig.
Hier ist bereits der erste Umbauschritt zu sehen. Ein paar Windleitbleche der BR 41 (PIKO), das Dachfenstergitter (PIKO) und ein paar Güntherteile (Frontumbausatz der Jouef- BR 44) und schon war eine Lok der Reichsbahn entstanden. Mit dem Ölbehälter der PIKO- 01.5 wurde der roco-Tender zum Öltender umgebaut.
Dämlicherweise hatte ich beim Umbau den vorderen Kesselträger (Rauchkammersattel) ausgebaut und entsorgt. Sämtliche zum Ende der Einsatzzeit im Dienst befindlichen Lok verfügten jedoch über diesen Träger und Ersatzzylinder mit angegossenen Auspuffkästen. Offensichtlich sind dafür während der Kriegszeit, auf den Erfahrungen des Maschinendienstes fußend, neue Zeichnungen erstellt und an Hersteller (Zulieferer) und Ausbesserungswerke verteilt worden. Nur so ist es erklärlich, daß bei beiden deutschen Bahnverwaltungen diese Teile baugleich sind.
Leider sind diese Zylinder bisher von keinem Großserienhersteller in akkzeptabler Form hergestellt worden. Bei der letzten Auflage der BR 44 sind sie zwar nachgebildet worden, entsprechen aber überhaupt nicht dem Vorbild... Aus diesem Grunde verfügt meine, zur Öllok umgebaute Lok auch noch über Zylinder mit angeschraubten Auspuffkästen.
Störend ist die grobe Kesselausrüstung, der Führerstand mit der zu flachen Rundung des Daches (das Dach des Güntherführerstandes ist viel "runder") und das grobe und in Teilen vorbildfreie Fahrwerk. Hier stört mich besonders, daß der Barrenrahmen über keinerlei Durchbrüche verfügt. Diese sind jedoch für das Aussehen der Lok maßgebend, da man sie beim vorbeifahren sofort wahrnimmt. Bei der 43 007 hatte ich unter dem Führerstand das große Fenster nachgebildet- allerdings nach dem Muster der BR 44.
In den Arbeitsvorrat gelangten nun mehrere Lokomotiven- unter anderem auch zwei Öllok der DB. Gleichzeitig konnte ich in der "Bucht" zwei Kessel (Märklin) mit ÜK-Führerstand erwerben. Dieser Kessel wirkt formal optisch gut gelungen. Zudem waren einige Details deutlich filigraner ausgeführt.
Rauchkammer roco
Rauchkammer Märklin
Was lag näher den Langkessel der Märklin-Lok mit dem Stehkessel der roco-DB-Lok zu vereinigen. So wäre die "Beulenpest" geheilt, und die Pumpennischen für die DR-Lok vorhanden. Kurzerhand wurde dedr roco-Kessel vor dem letzten Bekleidungsband abgesägt und rechtwinklig bearbeitet. Gleiches geschah mit dem Märklinkessel.
Zusätzlich wurden die angespritzten Details entfernt. Eine Stellprobe ergab, daß der vorbereitete Metallkessel im Durchmesser zu klein ist. Und so kam es zum bisher maximalst-invasiven Eingriff an einer Lok dieser Baureihe. Zunächst wurde der Stehkessel von allen angespritzten Details befreit, da ich immer noch den Versuch wagen wollte, beide Kesselteile zu vereinigen.
Da diese Montage aber keinesfalls sinnvoll war, mußte eine Lösung gefunden werden. Vom abgesägten roco-Langkessel wurde die Rauchkammer hinter dem ersten Bekleidungsband entfernt.
Ebenso wurde die Rauchkammertür entfernt und der Türring zur Kesselachse winklig geschliffen. Bis auf den Kamin und den Vorwärmer (Knorrolle) wurden sämtliche angespritzten Details entfernt und die Oberfläche sauber verputzt. Das Fertigen der Pumpennischen und Ausbohren des Kamins schlossen die Arbeiten an der Rauchkammer ab.
Auch eine Stellprobe des ÜK-Führerstandes auf einer roco-Lok zeigte deutlich, daß hier etwas nicht stimmen konnte:
Hier der Vergleich Märklin (links) roco (rechts)
Trotz der maßlichen Abweichungen wirkt der Märklinführerstand deutlich stimmiger, was in der zu flachen Dachvoute des roco-Führerstandes begründet ist. Dadurch wirkt der Führerstand zu schmal, auch die seitlichen Schrägen des Führerstandes sind zu steil.
Also habe ich zunächst einen vorhandenen Führerstand der PIKO-41 mit den Führerständen der roco- und Märklin-Lok sowie den Zeichnungen des Originalführerstandes (Danke Matthias Muschke) verglichen. Dieser Führerstand stellt für mich einen brauchbaren Kompromiß dar. Die nächsten Arbeitsschritte waren die Entfernung der Vorderwand, Entfernung aller Spritzgrate und die Bearbeitung der Seitenwände. Dadurch konnte die Wandstärke auf weniger als die Hälfte der ursprünglichen verringert werden. Gleichzeitig wurde die Einpolterung für den Handlauf freigelegt. Rückseitig mit einem PS-Streifen verschlossen. Als Versteifung der Seitenwände wurde das Kreuz aus Blechstreifen (hier aus 0,3mm PS gefertigt und rückseitig eingeklebt. Für den ÜK-Führerstand wurde das vordere Fenster mit einem grob zugeschnittenen PS verschlossen. Für ein Flächenbündiges Abschließen wurden die Spalten mit langsam abbindenden Zwei-Komponenten-Kleber "ausgegossen". Ein Streifen Tesa-Film verhinderte das Herauslaufen des Klebers.
Eine Stellprobe, an einem Modell aus dem Arbeitsvorrat, ergab ein annehmbares Aussehen. Die noch zu geringe Höhe kann mit einem dünnen Streifen PS korrigiert werden. Jetzt war nur noch das Problem des "versägten" Langkessels zu klären. Immerhin hatte ich jetzt einen weniger, als ich Fahrwerke in meinem Bestand habe. Aus einem Stück Messingwurde nach den Abmaßen des roco-Langkessels ein neuer Langkessel gefertigt. Dieser wurde an das Unterteil des roco-Kessels angepaßt. Mit dem bereits umgebauten Führerstand ergab sich dadurch eine akzeptable Grundlage für den Weiterbau.
Da diese Lok einen Nachbaukessel mit innerer Speisewasseraufbereitung bekommen soll, ist der Speisedom entbehrlich. Der Reglerdom wurde aus den Fragment des Kessels gewonnen.
Für die Bekleidungsbänder wird Draht in die eingedrehten Nuten gelötet und überdreht.
Somit ist für die weitere Aufrüstung der Lok eine brauchbare Grundlage entstanden. Diese erfolgt mit den, leider nicht mehr erhältlichen Teilen, von Günther. Die Sandkästen werden entweder aus dem, nur noch in Teilen vorhandenen, Kessel "herauspräpariert" oder es werden die alten Sandkästen aus dem ehemaligen m+f Programm verwendet.
Auf diesem Bild wird sichtbar, daß durch den Tausch der Radsätze (hier MP) das Fahrwerk noch weiter zur Karikatur verkommt.
Hier sehe ich aber noch keine praktikable Lösung. Sicher wäre der Ersatz durch einen Rahmen von Weinert eine Lösung.
Allerdings ist dies bei fünf Lokomotiven eine kostspielige Angelegenheit. Auch ist mir nicht klar, ob dieser Rahmen als Einzelteil erhältlich ist. Desweiteren würde es bedeuten, daß alle Radsätze demontiert und mit den Achslagern von Weinert versehen werden müßten. Hernach müßtenb alle Radsätze mit korrektem Kurbelversatz aufgepreßt werden. Ein Unterfangen, welches ich bei den feinen MP-Radsätzen, als nicht unproblematisch ansehe.
Über den Umbau der roco-Tender auf Dreipunktfahrwerk habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Nur soviel- aus einem PIKO-Öltender habe ich eine (für mein Gefühl) brauchbare Grundlage zum Weiterbau geschaffen.
Auch hier wurden alle Spritzgrate und Details entfernt.
Nun hoffe ich, daß ich Euch nich mit meinem Lösungsansatz für ein zeitgemäßes Modell der BR 44 gelangweilt habe.
Viele Grüße in die Nacht
Christian