Hallo Kollegen!
Nun mal wieder was aus meiner Bastelecke! Vor einiger Zeit wurde mir die Ehre zuteil, für einen Modellbahnkollegen einen bereits angefangenen Weinert-Bausatz der BR 81 fertigzustellen. Da ich mit diesen Bausätzen keinerlei Erfahrung habe, habe ich nach kurzer Bedenkzeit zugesagt. Für mich war es wichtig, die Bausatzphilosophie zu ergründen, um Erfahrungen für weitere Projekte zu sammeln. Wichtig war mir die Trennung zwischen Kessel/Führerstand und Fahrwerk. Bei meinem Modell der Ok22 habe ich diese Trennung recht unbefriedigend gelöst (ähnlich m + f). Allerdings ist im Gegensatz zur BR 41 (m + f) das Fahrwerk vom Kessel getrennt worden… Dies soll aber nicht Gegenstand der Diskussion sein. Auffällig war jedoch, daß sich die Philosophie nicht sosehr von den Modellen der Tenderlok m + f oder model loco unterscheidet.
Nun aber zum Bau dieses kleinen Kraftpakets, für den ich alle anderen Bauaktivitäten eingestellt habe. Für das Modell der Ok22 ist also erst einmal Baustop angesagt.
Als erstes fällt die recht umfangreiche Bauanleitung auf, die bei dem Modell der BR 81 zwanzig Seiten umfaßt. Auf mehreren Seiten werden die einzelnen Teile aufgelistet und den verschiedenen Ausführungen (DRG / DB) zugeordnet. Auf weiteren fünf Seiten werden diese Teile in Explosionszeichnungen an ihrem Einbauort am Modell dargestellt.
Der Text der Bauanleitung scheint auf den ersten Blick auch verständlich und logisch aufgebaut. So soll erst einmal der rechte Wasserkasten mit der Rückwand des Führerstandes verklebt /-lötet werden. Dieser Arbeitsschritt war, inklusive Montage der Rauchkammertür und des Ballaststückes bereits erfolgt.
Hier jetzt noch einmal der Wasserkasten mit der Führerstandsseitenwand
Sehr schön sind die Paßstücke zu sehen, mit denen die Gehäuseteile sicher zu montieren sind. Am Kohlenkasten und der Führerstandsseitenwand sind schön die Bohrungen zu sehen, in denen nachher die Zurüstteile eingeklebt werden. Dabei ist es nicht ganz unproblematisch, diese Bohrungen in die schmalen Stege einzubringen.
Es ist mir aber unverständlich, warum man die Bohrungen für die Handläufe an Vorder- und Rückwand des Führerstandes nicht vorgesehen wurden. Diese sind auf allen Bildern deutlich zu sehen. Bei der model loco-BR 81 sind diese vorhanden, allerdings sind die Fensterschirme der model loco-BR 81 als Ätzteile ausgeführt. Da diese Handläufe aber am Modell angebracht werden sollen, müssen die Bohrungen nach der Montage des Führerstandes eingebracht werden. Deutlich sind die Platzverhältnisse an der Führerhausvorderwand zu sehen, daneben die Griffstangenhalter!
An der Vorderwand ist auch bereits der Dampfentnahmestutzen angebracht worden- die Montage von Kessel und Führerstand wird damit vereinfacht. Dieser Entnahmestutzen ist bei allen Tenderlok gleich. Und stellt die DB-Ausführung dar. Bei der DRG-Ausführung ist das über das Führerstandsdach reichende Entlüftungsrohr deutlich kürzer (und sorgte gerade im Rangierbetrieb für „Dampfsauna“-Verhältnisse im doch recht kleinen Führerhaus). Da der Stutzen bereits eingeklebt war- und sich sämtlichen Versuchen widersetzte, die Klebung aufzulösen –muß das Modell in diesem Bereich vorbildwidrig bleiben.
Mit dem Versuch, den Handlauf aus Messingdraht zu löten, bin ich noch nicht so recht glücklich.
Am Kessel waren die Löcher für die Zurüstteile gebohrt- sodaß die Montage problemlos erfolgen sollte. Ebenso war das rechte Sicherheitsventil bereits montiert- ein Umstand der mir etwas Kopfzebrechen bescherte. Die Ackermann-Sicherheitsventile haben einen Rüttelzug- mit dem die Ventile angelüftet werden können. Damit soll das Abblasen des Ventils bei kurz unter Kesselnenndruck stehenden Kessels erleichtert werden. Die Ackermannventile blasen erst kurz nach Überschreiten des Nenndruckes an, um Wärmeverluste zu vermeiden. Durch das Rütteln oder Anlüften sollte ermöglicht werden, daß man die Ventile z.B. außerhalb von Bahnsteighallen abblasen konnte. Wie sollte ich also den Zug montieren, da die Senkung für die Aufnahme (des Drahtzuges) weinertüblich eher klein ausfällt. Um den Zug halbwegs griffest zu montieren mußte er an der Unterseite der Sandfalldüsen verklebt werden.
Laut Bauanleitung soll der Kessel mit der bereits vormontierten Kessel-/Führerstandsbaugruppe und dem zweiten Wasserkasten verklebt werden. Nach provisorischen Verkleben habe ich mich allerdings dazu entschieden, erst den Kessel zuzurüsten und dann mit dem restlichen Aufbau zu montieren.
Seit einiger Zeit werden die Leitungszüge als „Bäume“ gefertigt. Das soll die Montage vereinfachen. Hier sind die Sandfalleitungen provisorisch verklebt. Für den weiteren Bau hat es sich herausgestellt, diese wieder zu entfernen. Nun kenne ich die Lokomotiven der Baureihe nicht so gut, daß ich diese Lok schlafwandlerisch sicher hätte zusammenbauen können. Etwas Recherche zum Leitungsverlauf war notwendig- da die Abbildungen in der Bauanleitung nicht besonders aufschlußreich sind. Auch die Abbildungen im Katalog oder bei einigen mir vorliegenden Bauberichten waren nicht so sehr deutlich. Auch die Bilder hier:
http://www.drehscheibe-foren.de/foren/read.php?17,5887519
helfen nicht wirklich weiter, da die Lok nicht mehr den Originalzustand zeigt. Allerdings ist im zweiten Bild zu sehen, daß die Sandfalleitungen ÜBER der Speise-, Lichtmaschinen- und Bläserleitung liegt.
Erst im Bw Oldenburg wurden die Lokomotiven mit einem Läutewerk ausgerüstet, welches werkseitig für die Lok nicht vorgesehen war. Auf einem mir vorliegenden Bild der 81 004, ist die Lok mit einem Knorrläutewerk ausgerüstet. Weshalb im Bausatz nun aber ein Latowski-Läutewerk beiliegt, erschließt sich mir nicht mal ansatzweise… Ebensowenig, warum bei allen Baubeschreibungen dieses Läutewerk verbaut wurde und auch im Katalog so zu sehen ist. Das Latowski-Läutewerk ist ein Dampfläutewerk mit außenliegendem Klöppel, während das Knorrläutewerk ein Druckluftläutewerk mit innenliegender Kugel zum Anschlagen der Glocke ist. Auf den Bildern im obengenannten Beitrag ist dieser, normalerweise nicht sichtbare Mechanismus zu sehen, da die Glocke fehlt. Im seitlich zu sehendem „Stöpsel“ hinter dem Schornstein zu sehenden Rohres befindet sich die Kugel. Da ich kein Knorrläutewerk zur Verfügung hatte, wurde die „Bimmel“ entsprechend umgebaut. Ebenso ist die Luftleitung zum Betrieb des Läutewerkes nicht vorgesehen, diese wurde nach Bildern von Lokomotiven der BR 80/86 verlegt. Diese liegt unterhalb der Sandfalldüsen auf dem Kesselblech und ist mit einfachen Blechschellen befestigt.
Das werkseitig nicht vorgesehene Läutewerk wurde nur deswegen montiert, da die Bohrung bereits im Kessel war. Mir erschien ein verspachteln/verschleifen in der Nähe der Nietrundnaht zwischen Rauchkammer und Langkessel zu gefährlich. Die noch angehefteten Sandfalldüsen dienen nur der Lagesicherung der Luftleitung. Nach Montage der Luftleitung wurde der Rüttelzug des Sicherheitsventils am Hebel des Ventils, der Unterseite der Sandfalldüsen und an der Vorderwand des Führerstandes verklebt.
Als nächstes wurde die Luftpumpe an ihrem vorgesehenen Platz angebracht
und die Speiseleitung mit Ventil am Speisedom verlegt. Diese Leitung ist bereits als komplettes Teil vorgefertigt. Hierbei wurde jedoch das unterschiedliche Schwindmaß der beiden verwendeten Legierungen (Weißmetall / Kessel ; Rotguß / Leitung ) unterschätzt, so daß Richtarbeiten notwendig sind. Anderenfalls liegen die die Luftpumpenanstelleitung und die Speiseleitung nicht an der richtigen Stelle.
Aus der Bauanleitung geht nicht hervor, daß die Sandfalleitungen über der Speiseleitung angebracht sind, deswegen mußte dieser Leitungsbaum vorsichtig gelöst werden. Danach wurde er über die Speiseleitung gebogen, damit das typische Erscheinungsbild erreicht werden konnte. Damit ist die Partie mit Sandfalleitungen, Sicherheitsventil und Rüttelzug auf der Lokführerseite fertiggestellt.
Als nächstes stand die Montage von Pfeife und Luftpumpenanstelleitung an. Auch diese Leitung ist bereits fertig konfektioniert. Auch hier standen umfangreiche Richtarbeiten an, damit die Pfeife gerade am Dom steht und die Leitung am Druckregler der Luftpumpe angebracht werden kann. Dabei muß die Leitung gekürzt werden. Dabei habe ich durch ungenaues Arbeiten die Leitung etwa einen Millimeter zu kurz abgeschnitten.
Nach dem Absägen der Leitung an der letzten Befestigungsschelle habe ich die Leitung mit einem 0,5 mm-Bohrer aufgebohrt und ein Stück ausgeglühten Messingdraht eingelötet. Zuvor habe ich ihn nach dem Muster der „alten“ Leitung zurechtgebogen.
Für die Ventilspindel des Luftpumpenanstellventils habe ich die Senkung aufgebohrt, damit die Spindel sicher befestigt werden kann. Nach diesen vorbereitenden Arbeiten wurde die Pumpenleitung und der vordere Kesseltritt am Kessel, bzw Dom angebracht.
Jetzt fehlt nur noch der hintere Tritt und die Ventilspindel. Nach der Bauanleitung ist ein 0,3 mm-Draht in Ventil und Führerstandsvorderwand einzukleben. Dabei macht dieser Draht jedoch einen „Pißbogen“, da er an den Sandfalldüsen anliegt.
Diese Lösung gefiel mir überhaupt nicht, da sie wenig vorbildtreu ist. Auf den mir vorliegenden Fotos ist die Spindel gerade. Ein Blick in den „Katalog der Reichsbahn-Einheitslokomotiven“ von Alfred Gottwald zeigte, daß die Spindeln bei den Lok der BR 80 / 81 (sehr undeutlich zu sehen) /86 und 87 mit zwei Kardangelenken geführt wird. Dabei ist bei den Lok der BR86 /87 deutlich zu sehen, daß als Gegenlager des zweiten Gelenks, ein Regelstangenhalter vor den Sandfalldüsen auf dem Kesselmantel angebracht ist. Dieser ist ebensowenig, wie die Kardangelenke berücksichtigt worden. Damit ein dem Vorbild entsprechender Eindruck entsteht, habe ich zumindest die Kardangelenke dargestellt. Die dem Bausatz beiliegenden, bzw. bei mir vorhandenen Regel-(Griffstangenhalter) sind zu kurz, so daß ich auf eine Nachbildung dieser Halter verzichtet habe.
Inzwischen ist auch der hintere Tritt montiert, und mit dem vorderen in einer Flucht ausgerichtet. Bis auf die Griffstange an der Rauchkammer und den Pfeifenzug ist die Lokführerseite fertig zugerüstet. Wie der Pfeifenzug nachgebildet werden soll, ist in der Bauanleitung nur lapidar dargestellt. Ebenso fehlt die Körnung/Bohrung am Gußteil…
Zum Thema Pfeifenzug wird mir aber auch noch etwas einfallen, soll doch auch hier ein möglichst vorbildgetreues Erscheinungsbild erzielt werden. Im nächsten Schritt wird der Schlot eingeklebt. Im Schlot befindet sich ein Gewinde zur vorderen Befestigung mit dem Fahrwerk. Der (bereits fertiggestellte Rauchkammerträger) sichert die korrekte Lage des Kessels auf dem Fahrwerk.
Noch ein paar Worte zum Bausatz: dieser ist gut durchdacht, allerdings nicht ganz unaufwendig. Einige (sichtbare) Details wurden leider nicht berücksichtigt:
- der Rauchkammerentwässerungsstutzen
- die Luftleitung zum Läutewerk
- die Luftleitung zu den Sandfalldüsen auf beiden Seiten des Kessels (wird noch nachgerüstet)
- der Wasserstandsanzeiger auf dem rechten Wasserkasten
- die Kardangelenke der Anstellspindeln
- die Griffstangen an Vorder- und Rückseite des Führerstandes
In einigen Details läßt sich nur die DB-Lok korrekt darstellen, so ist die Lichtleitung am Tender als lose hängende Leitung angegossen. Bei den DRG-Lok ist sie jedoch in einem Rohr bis zur Lampensteckdose geführt. Erst danach hängt sie lose an der Laterne. Ein Entfernen und verspachteln erscheint mir auch hier, wegen der Niet-Nachbildung und des weichen Weißmetalls zu gefährlich.
Dennoch muß ich sagen, daß mir die Montage bis jetzt recht viel Spaß gemacht hat. Die Konfektionierung der Kesselleitungen als Baum finde ich nicht unbedingt als Vereinfachung bei der Montage, da einiges an Richtarbeiten notwendig wird. Zudem sind die Paßzapfen als Angüsse der „Bäume“ ausgeführt. Das macht die Anpassung am aus dem weichen Weißmetall ausgeführten Kessel nicht unbedingt leichter. Besteht doch hier die Gefahr dasd Material zu zerkratzen. Der Vorteil der Leitungsbäume ist aber auch nicht von der Hand zu weisen- es können keine Detaillierungsteile vergessen werden.
Ich hoffe, daß ich mit meinem Statusbericht keinen gelangweilt habe. Im nächsten Bericht geht es dann mit den Restarbeiten auf der Lokführerseite und der Montage der Leitungen auf der Heizerseite weiter.
Viele Grüße aus Jena
Christian