• Moin in die erlauchte Tafelrunde,

    es geht bei dem Weinert-Umbau der Br 23. Da sind nun neue Leitungen zu biegen.

    Ausglühen soll von Vorteil sein. Demnach: ein Ende in den Schraubstock und dann mit der Flamme bis rot? Oder gelb?

    Freue mich über Ermunterung.

    Danke & beste Grüße

    Wolfgang

    :matrose:

    Mich interessiert vieles - und immer alles rund um das Bw Bestwig!!

  • Moin Leute

    wie war das auch noch? Jeder so... aber: ich habe in über 30 Jahre bei all meinen "Basteleien" an Lokomotiven und Wagen noch nie einen Messingdraht ausgeglüht.

    Kann mal einer ohne Firlefanz erklären was das für Vorteile hat.

    Bitte keine theoretischen Ingenieur Weisheiten. So ein bisschen Metallkunde habe ich in jahrelanger technischer Ausbildung mit nachfolgender praktischer Tätigkeit schon erlebt.
    Mir geht es um Messingdrähte an Lokmodelle in Größe H0.
    :matrose::verrueckt::matrose:

    Lieber Gruß Friedrich

  • Wärmebehandeln – Kupferverband

    Kupfer ist der Hauptbestandteil in Messing und Neusilber.

    Bei Kupfer ist es egal ob man es nach dem Glühen an der Luft langsam abkühlen lässt oder in kalten Wasser abschreckt. Anders als wie bei Stahl findet kein Härtungsprozeß statt.

    Kupfer und seine Legierungen können nur mechanisch verfestigt (vulgo "gehärtet") werden; z.B. Hämmern, Walzen

    Erst mit weich geglühten Messingdraht war es überhaupt möglich die Kühlschlange anzufertigen. Vorher ist der Messngdraht bei den engen Radien der Bögen gebrochen.

  • Danke für Eure Antworten.

    Ich hatte gehört, dass nach dem Ausglühen der Federeffekt des Drahtes nicht mehr (oder nicht mehr so stark?) gegeben sein soll . Das wiederum soll das dreidimensionale Biegen an einem Lokkessel vereinfachen. Friedrich hat es ohne geschafft.

    Schaun mer mal, ob noch weitere Anmerkungen kommen.

    Beste Grüße

    Wolfgang

    :matrose:

    Mich interessiert vieles - und immer alles rund um das Bw Bestwig!!

  • Hallo zusammen,

    Messing- und Neusilberdraht sind von Hause aus elastisch, manche sogar leicht federnd. Um diese Drähte - ohne Rückfederung- in die gewünschte Form biegen zu können sollten sie , wie oben beschrieben, ausgeglüht werden. So lassen sich Bögen im Viertelkreis oder bis zum Halbkreis ohne Knicke einfach mit der Rundzange problemlos biegen.

    Gruß Günter

  • Danke... :hutab:

    in diesem Zusammenhang was gelernt. Man lernt nie aus, werde es mal versuchen. Für meine Lokomotiven verwende ich fast ausschließlich die Drähte von Weinert.

    Größere Probleme habe ich noch nicht gehabt. Biege immer ein klein wenig mehr als erforderlich. Damit gleiche ich das Rückfedern aus.

    Gebrochen ist mir noch nichts; Knicke auch noch nicht. Ich fasse immer wieder mit der Rundzange nach mal so in der Lehrwerkstatt gelernt.H abe aber auch noch nicht im Modellbau solche Biegungen wie von Lutz gezeigt fabriziert.

    :matrose::matrose: Gruß Friedrich

  • Hallo Junx,

    nun will ich auch noch ein paar Worte loswerden.

    Messing wird prinzipiell in drei "Härtegraden" gehandelt. Weich, halbhart und hart- dabei sind die Halbzeuge unterschiedlich weit verstreckt. Harte Messingdrähte können durchaus schon elastisch federn. Beim Biegen wird das Gefüge zusätzlich verschoben, ein weiteres Aufhärten ist die Folge.

    Zum Biegen (gerade dreidimensional) ist es sinnvoll, entweder weichen Draht oder geglühten Draht zu verwenden. Zum Ausglühen reicht es, den Draht in die Flamme eines Feuerzeugs zu halten. Bei größeren Halbzeugen kann ein Brenner verwendet und das Material nach dem Erwärmen in kaltem Wasser abgeschreckt werden. Aber Vorsicht- manche Legierungen neigen zum kaltaushärten- also relativ schnell verarbeiten.

    Viele Grüße

    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.

    Weisheit eines mir unbekannten

  • Guten Morgen,

    latürnich gilt das auch für Messingrohr. Ganz wichtig ist aber, daß die Rohre mit feinem Sand gefüllt und an den Enden verstopft werden. Anderenfalls knicken sie an der Biegestelle.

    Wenn ich aber die Wahl hätte, würde ich für ein "Rohr- Shibari" auf Kupferrohr ausweichen. Zwar muß auch das mit Sand gefüllt werden, läßt sich aber deutlich leichter biegen.

    Viele Grüße

    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.

    Weisheit eines mir unbekannten

  • Hallo Zusammen

    Ergänzung zu Christian: Die meisten Händler geben nicht an, um welche der drei Sorten von Härte es sich handelt.
    Meiner bescheidenen Erfahrung nach ist es meistens "Halbhart".

    "Hart" ist wirklich extrem hart und schwer zu biegen, wenn es über 1mm raus geht.

    "Weich" bekommt man nur bei dezidierten Händlern wie z.B. https://www.hassler-profile.li (Hat glaube ich alles, was man braucht)

    Die Kaltverformbarkeit von Messing wird umso besser, je höher der Kupfergehalt ist. Die durch Biegen, Treiben, Drücken und Tiefziehen entstandene Härte kann durch Glühen bei etwa 600° beseitigt werden. Abschrecken mit Wasser hat keine Bedeutung. Soweit meine Mitschrift aus dem Studium/Werkstoffkunde und der Verifikation mit Wikipedia...

    LG,

    Axel

  • Hallo Freunde,

    hier ein Beispiel für ein aus einem Kupferrohr gebogenem "Schlangennest"

    Lehrstuhl fÃŒr Metallische Werkstoffe — Erstarrung/Schmelzen

    etwas schwer zu erkennen- das Rohr wurde zueiner Spule mit Umkehrende gebogen. Dabei wurde es während des Biegens immer wieder erwärmt, da es beim Biegen durch die Gefügeveränderungen aufhärtet.

    Selbst bei diesen kleinen Rohrschlangen und den "wild" gebogenen Leitungen ist das Aufhärten deutlich zuz bemerken.

    viele Grüße

    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.

    Weisheit eines mir unbekannten

  • Hallo Bernd,

    die Sandfallrohre habe ich aus dem Wicklungsdraht eines alten Transformators gewonnen. Vor der Verwendung wurde der Kupferlackdraht zwischen zwei Frühstücksbrettchen (aus Buchenholz) gerichtet.

    Danach habe ich die Enden mit einer feinen Feile (Hieb 5) vom Lack befreit und in die vorgebohrten Sandfalldüsen eingelötet.

    Die Rohrhalter liegen bei dieser Lok in Höhe des Umlaufs und sind daher nicht sichtbar.

    Vor der Fertigstellung werden die, beim Vorbild mit Blechstreifen, Sandfallrohre mit schmalen Papierstreifen am Kessel "befestigt"

    Viele Grüße

    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.

    Weisheit eines mir unbekannten

  • Hallo Christian,

    danke für die Infos! Noch zu Deiner Methode - rollst Du den vermutlich etwas vorgerichteten Draht zwischen den Brettchen hin und her? Kannte bisher nur Einspannen und Akkuschrauber aber das hält natürlich lange nicht jedes Material aus.

    Gruß

    Bernd

  • Hallo Bernd,

    bei den Sandfallrohren war ein vorrichten nicht notwendig, da die Stücken nur etwa 10 Zentimeter lang waren. Bei langen "Rohren" ziehe ich den Draht einmal durch die Finger (dabei trage ich einfache Zwirnhandschuhe um die Fingerspitzen zu schützen)

    Danach rolle ich jeweils einen Draht zwischen den Brettchen. Bei den Schmierleitungen der "Bellos" habe ich die langen, gerichteten Drähte doppelt genommen und an einem Ende verlötet.

    Das Verstrecken mit dem Akkuschrauber funktioniert auch recht gut bei dickeren Drähten. Dabei wird aber das Gefüge verstreckt, so daß die Härte zunimmt. Zum Biegen muß dann der Draht wieder geglüht werden. Dabei kann es, je nach Verstreckung, dazu kommen, daß der Draht seine vorherige (krumme) Form annimmt.

    Wird der Draht zu sehr verstreckt, kann er reißen.

    Beim Rollen mit der Hand ist kaum eine Härtezunahme zu bemerken. Außerdem ist der Vorgang ungefährlich und gut zu kontrollieren.

    Viele Grüße

    Christian

    Es ziemt sich nicht für einem braven Manne-

    nur nach dem praktischen Sinn einer Sache zu sehen.

    Weisheit eines mir unbekannten