Hallo zusammen,
durch meine Recherche war ich vor kurzem auf dieses Forum gestoßen und nach kurzem Einlesen von Inhalt und Umgang sehr angetan. Daher habe ich alle meine Geheimnisse aufgeschrieben und in Rainers Postfach gelegt, verbunden mit der Bitte um Aufnahme. Es hat geklappt und an dieser Stelle möchte ich über den Neubau meines "Ziegelwiesenkai" berichten. Doch ein paar Worte möchte ich noch zur Geschichte des Moduls verlieren.
Mit dem Bau des Ziegelwiesenkai habe ich vor über zehn Jahren begonnen, sein erster Auftritt (in "technischem" Outfit) war im Oktober 2002 auf einem FREMO-Treffen in Elmenhorst (Schleswig-Holstein).
Der Ziegelwiesenkai stellt einen modernen Stückgutumschlagsschuppen nach dem zweiten Weltkrieg dar, angelehnt an den Schuppen 59 aus dem Hamburger Hafen. Bei alten Kaianlagen war der Platz zwischen Schuppen und Kaimauer sehr eng, Platz war oft nur für zwei Gleise und eine schmale Rampe, darüber ein Halbportalkran. Nach dem Krieg musste viel neu aufgebaut werden und bei der Gelegenheit wurden Gleisanlagen und Rampen großzügiger dimensioniert: oft wurden drei Gleise verlegt, die Halbportalkrane wichen Portalkranen, deren Fahrwerk nur noch ein Gleis überdeckten.
Um 2000 war ich in den FREMO eingetreten, in der Hamburger Gruppe entstand im Laufe der Jahre eine Hafengruppe, die sich später den Namen "Nordhafen" gab. Nach der Gleisplandiskussion mit den Hafenbahnern baute ich ohne große Treffenerfahrung drauf los. Die Abmessungen wurden durch den Raum daheim vorgegeben, ca. 4,3 m war das Modul am Ende lang. Die Module baute ich schön massiv, damit sich auch ja nicht verziehen . Als Gleismaterial kam damals eigentlich nur Peco in Frage. Betrieblich hat sich der Ziegelwiesenkai auf den Treffen in den folgenden Jahren bewährt. Nach und nach wurde etwas ergänzt oder umgebaut, größter Umbau war der Ersatz der Einfahrweiche (Peco Doppelweiche) aus optischen Gründen durch eine Selbstbauweiche auf Basis eines Weller-Schwellenrostes. Mit Kai Brenneis (MKB-Modelle) habe ich im Hamburger Hafen den Schuppen 59 ausgemessen und lasern lassen (damals noch etwas Neues), das Modell gehört heute zu seinem Standardprogramm. Der Schuppen ist bei etwa 3,5m Gleisnutzlänge 2,5m bzw. 25 Tore lang.
Hier steht eine V60 mit einem leeren Kalizug auf dem wasserseitigen Gleis. Tore sind noch nicht montiert. Gegenüber des Zwk wird später ein Kaliumschlag ansiedeln. Der Zwk muss für dessen Bedienung als Spitzkehre herhalten.
Das ist jetzt ein paar Jahre her und nach dem Schuppenbau wurde es um den Ziegelwiesenkai in seinem halbfertigen Zustand ruhig. Krane hat der Kai nie gesehen, da ich noch nicht einmal annähernd vorbildlichen Krane bekommen habe. Ich konnte zwar entsprechende Pläne besorgen, diese sind jedoch bis heute nicht in gelaserte Modelle umgesetzt worden.
Durch die Entwicklung des "Nordhafens" im FREMO baute ich neue kleinere Module, die im Nordhafen benötigt wurden. Und natürlich nahm ich fleißig an FREMO-Treffen in Norddeutschland und Dänemark teil. Mit den Treffen nahmen aber auch die Problemchen und Macken des Ziegelwiesenkai zu. Die selbstgedruckte Kaimauer (maßstäbliche Ziegel hatte ich seinerzeit nicht gefunden) verfärbte und löste sich (s.o.), an der einen oder anderen Stelle kam das Papier durch. "Das müsste man mal anständig machen", sagte ich zu immer mehr kleinen Baustellen. Zusätzlich wurden die Segmente irgendwie immer schwerer. Ein wenig verzogen sie sich denn auch noch, die Gleise passten nicht mehr so hundertprozentig. Außerdem waren die Kästen an den Stirnseiten nicht hundertprozentig plan und rechtwinklig. Und und und.
Da der Ziegelwiesenkai von meiner privaten Privatbahn, der Harburger Hafenbahn Gesellschaft (HHBG), bedient wird, sind Privatbahnloks an der Tagesordnung. Neben zwei ELNA 6 und zwei ELNA 5 werden MAK-Diesel eingesetzt.
Bundesbahnloks verirren sich auch ab und zu hierher, auch noch in der Epoche 4. Bunte Container sind auf der Freiladefläche abgestellt. In diesem Arrangement ist der Ziegelwiesenkai ein Binnenhafen.
Aber auch 1968 wurden bereits Container umgeschlagen. Im Hintergrund kann man die für den Export vorbereiteten "Tempo"-Lieferwagen sehen, die über den Ziegelwiesenkai von Harburg in die weite Welt exportiert wurden.
Beim Auf- und Abbau des Zwk fielen mir meine Bausünden immer wieder auf die Nerven. Irgendwie war alles kompliziert, es mussten viele Einzelteile transportiert und aufgebaut werden. Meine neueren Module waren da schon fortschrittlicher, auch wenn es "nur" Streckenmodule sind. Der Gedanke eines Neubaus drängte sich bei jedem Auf- oder Abbau auf, wurde von mir aber immer wieder abgewürgt: "dann wäre ja die ganze Arbeit umsonst". Im Herbst 2012 habe ich auf dem XXL-Treffen Rheda im Herbst 2012 aber doch die Gelegenheit genutzt und Idee des Neubaus mit Anderen besprochen. Dort erfuhr ich dummerweise mehr Zuspruch als erwartet. Noch auf dem Treffen erstellte ich eine Liste mit Dingen, die mich am Ziegelwiesenkai stören, ob sie sich beheben lassen und wenn ja, wie. Und siehe da, viele Dinge ließen sich nicht beheben. Oder zumindest nicht mit vertretbarem Aufwand.
Noch auf dem Treffen bestellte ich neue Holzkisten bei einem Tischler - Holzarbeiten sind einfach nicht mein Ding und ich wollte beim zweiten Versuch diesbezüglich kein Risiko eingehen. Ich hatte bereits vorher von diesem Modulkästenbezogen und bin immer noch sehr zufrieden mit dieser Entscheidung. Damit war gleichzeitig der Rückzug quasi unmöglich und das Treffen wurde zum Abschiedstreffen für die alten Modulkästen.
Von diesem letzten Treffen nun die letzten Fotos. Zunächst der Blick vom Hubschrauber auf den Kai, an dem "ein Däne" den Umschlagsvorgang gerade beendet hat.
Vom gegenüberliegenden Kali-Silo konnte ich noch einmal ein Bild auf die Einfahrt des Zwk schießen. Die Holzwüste im Vordergrund ist ein nachträglich eingefügtes Modul. Wegen des neuen Gleisanschlusses zu einem Kühlgerätehersteller musste ein Andreaskreuz "umgelegt" werden.
Zum Schluss ein Blick aus dem Zwk heraus. Der erste Abzweig nach rechts ist der Kühlgerätehersteller, der zweite die Verbindung zum Industriestammgleis, welches hinter der Straße quer verläuft. Der Kalikai befindet sich oben links (eigentlich als mein persönlicher Schattenbahnhof geplant). Die zwei Gleise zum Kalikai kreuzen das Industriestammgleis in Winkeln von ca. 80°. Der ganze Abzweig ist durch Schlüssel und Gleissperrsignale mit Kennlichtschaltung gesichert.
Mit den Modulen wieder daheim habe ich mit dem Rückbau des alten Zwk begonnen. Der neue Kai soll eigentlich genauso sein, wie der alte. Zumindest prinzipiell. Daher wollte ich möglichst viel Dinge wiederverwenden. Außer dem Schuppen wird da aber nicht viel bleiben ...
Mittlerweile sind die alten Kästen entsorgt, die neuen stehen bereit und sind auch schon weitgehend vorbereitet, um belegt zu werden. Die wichtigsten Dinge liegen bereit (Danke, Walter) bzw. sind im Zulauf.
Dieses Mal wird alles besser.
Viele Grüße aus der Nordheide
Thorsten